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Akt 2 - Anduin

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DIE MEISTERPRÜFUNG<br />

- BESCHREIBEN STATT WÜRFELN -<br />

Obwohl in den meisten Regelwerken etliche<br />

Tabellen zu finden sind und Würfel oder Karten<br />

zum Werkzeug in fast jedem System werden, so<br />

kommt es beim Rollenspiel doch nicht nur auf die<br />

reine regeltechnische Umsetzung an. Das Spiel<br />

gewinnt ungemein, wenn Handlungen ausgespielt<br />

und gut beschrieben werden. Aus diesem Grund<br />

möchten wir Euch hier als Anregungsbeispiel die<br />

Meisterprüfung einer Schmiedin vorstellen. Klar<br />

hätte man auch einfach nur ein paar Würfel<br />

würfeln können und am Schluß ein Schwert in den<br />

Händen ghalten. Aber stimmungsvoll ausgespielt<br />

macht der Vorgang sehr viel mehr Spaß:<br />

Unverrichteter Dinge verlässt Lynda-Brianna<br />

das Haus. Auf ihrem Rückweg grübelt sie<br />

über die Worte des Meisterschmiedes. „Ein<br />

mächtiges Schwert?“, überlegt sie, „Hm, was<br />

könnte er meinen? Soll es kampfstark sein?<br />

Oder vielleicht mehr den Gegner beeinflussen<br />

können? Ich denke, ein wenig von beidem wird<br />

nicht schaden.“ Sie beschließt, den Abend damit<br />

zu verbringen, verschiedene Möglichkeiten<br />

abzuwägen und dann zu entscheiden, was mit<br />

dem Schwert geschehen soll. Jedenfalls ein<br />

Katana sollte es sein, da war sie sich einig, denn<br />

diese Schwerter hatten schon immer etwas<br />

mystisches.<br />

Den ganzen Abend grübelte sie und<br />

schließlich schlief sie ein. Es war eine unruhige<br />

Nacht, oft warf sie sich hin und her. Sie träumte<br />

von Schlachten und mächtigen Schwertern und<br />

dann erwachte sie schweißgebadet mitten in der<br />

Nacht auf. „Das ist es!!“, rief sie aus.<br />

Sogleich begann sie mitten in der Nacht mit<br />

den Schmiedearbeiten. Sie wollte erstmal die<br />

grobe Klinge erstellen und am Morgen dann die<br />

magische Essenz einkaufen gehen.<br />

Die restliche Nacht schmiedete sie wie<br />

besessen an dem Stück Eisen. Warf es mehrmals<br />

zurück ins Feuer, wenn sie unzufrieden war und<br />

hatte am Morgen eine grobe Klinge, die durch<br />

ihren leicht gebogenen Ansatz schon ein Katana<br />

erkennen ließen.<br />

Nach einem ausgiebigen Frühstück machte<br />

sie sich zu einem der örtlichen Magier auf und<br />

kaufte die magische Essenz, die dem Schwert<br />

das Besondere verleihen sollten.<br />

Zurück in der Schmiede kam ihr noch<br />

eine Idee. Sie wollte lieber zwei Schwerter<br />

anfertigen, falls das eine mitten drin misslang,<br />

könnte sie so auf das andere ausweichen. Der<br />

restliche Vormittag war daher dem Schmieden<br />

der zweiten Klinge gewidmet.<br />

Lynda-Brianna, etwas geschafft von der<br />

morgendlichen Arbeit, beschließt, einen<br />

ausgiebigen Spaziergang mit einem guten Mittag<br />

einzulegen, um die verspannten Muskeln etwas<br />

entspannen zu lassen.<br />

Davon zurückgekehrt mit frischen Kräften<br />

macht sich die Schmiedin daran, die beiden<br />

Klingen in je einen Schraubstock einzuspannen.<br />

Als jene gut befestigt eingeklemmt sind, packt<br />

Lynda-Brianna alles in eine große Kiste und<br />

gibt darüber einen Großteil der magischen<br />

Essenz, reibt die Klingen richtig damit ein und<br />

lässt sie dann darin liegen. Sie sollen erst einmal<br />

die Magie aufnehmen, bevor sie geformt wird.<br />

Dann packt sie einen Deckel darauf und stellt sie<br />

beiseite. „Das wird seine Zeit brauchen.“<br />

Der Tag hat noch einiges Licht übrig, wie sie<br />

durch einen Blick aus dem Fenster bemerkt<br />

und so beginnt Lynda-Brianna, die Griffe<br />

anzufertigen. Zwei Runde Metallstangen sind<br />

bald zugearbeitet und auf eine handliche Länge<br />

gekürzt. Sie in der Hand wiegend, nimmt Lynda-<br />

Brianna ein paar Feinabstimmungen vor. Dann<br />

arbeitet sie den Mechanismus ein, mit dem sie<br />

später die Klingen an den Griffen befestigen<br />

wird. Es ist ein kompliziertes Gebilde, dass sich<br />

teils in die Klingen verhakt, teils einrastet. Es<br />

dämmert schon, als sie diese mühselige Arbeit<br />

beendet hat. Da ein Teil der Magie auch auf den<br />

Träger übergehen soll, behandelt sie auch die<br />

Griffe mit der magischen Essenz und verfährt<br />

ähnlich wie mit den Klingen und packt alles in<br />

eine kleinere Kiste.<br />

Dann legt sie sich schlafen.<br />

Am nächsten Tag wacht sie erfrischt auf,<br />

nichts von den quälenden Visionen, die sie die<br />

Nacht zuvor geplagt haben.<br />

Sie frühstückt erneut ausgiebig und schaut<br />

sich die Klingen und Griffe in den Kisten an, um<br />

zu prüfen, ob auch alles korrekt verläuft. Sie ist<br />

zufrieden mit der Arbeit und legt sie wieder<br />

weg, damit die Magie weiter einwirken kann.<br />

Derweil schaut sie in diversen Büchern über<br />

magische Runen nach passenden, die später<br />

auf die Klingen und Griffe eingraviert werden<br />

müssen. Dabei überlegt sie immer noch, welche<br />

Macht das Schwert am Ende genau haben soll.<br />

Fünf Tage, nachdem sie die Klingen eingelegt<br />

hat, kommt sie zu einem Entschluss und<br />

beginnt dann auch, die Kisten hervorzuholen.<br />

Inzwischen ist die Magie in die Klingen und Griffe<br />

gedrungen und alle scheinen eine magische<br />

Aura auszustrahlen. Sichtbar wird dies durch<br />

ein rötliches Schimmern... und daran, dass die<br />

magische Essenz vollkommen verschwunden<br />

ist.<br />

Rubriken Lesen & Spielen Abenteuer Prosa, Lyrik & Comics Rezensionen<br />

www.anduin.de - © 2003 Tommy Heinig<br />

Vorsichtig nimmt Lynda-Brianna die beiden<br />

Schraubstöcke samt den Klingen aus den Kisten<br />

und baut das ganze auf einem großen Tisch<br />

auf. Die Klingen sind ihr gut gelungen, zwar<br />

noch grob und ungeschliffen, aber man kann<br />

die Klasse dahinter schon erkennen. Behutsam<br />

beginnt sie mit ihrer Arbeit.<br />

Ein Feinmeißel und ein kleiner Hammer sind<br />

nun ihr Arbeitswerkzeug. Sie dreht eine der<br />

Klingen auf die Seite und fängt an, vorsichtig die<br />

beschriebenen Runen aus dem Buch, welches<br />

sie daneben gelegt hat, einzugravieren. Kaum<br />

zu erkennen sind die geschwungenen Zeichen,<br />

so fein sind sie.<br />

Je mehr der Runen sie hinzufügt, desto<br />

durchsichtiger wird das Schwert und es fängt<br />

leicht an zu schimmern. Wer versucht ist,<br />

das Schwert respektive die Klinge genau zu<br />

erkennen, merkt, dass das nicht möglich ist, da<br />

einem die Sicht zu verschwimmen scheint und<br />

einem selbst etwas schwindelig wird.<br />

Die Runen sind in Teile angeordnet, da sie<br />

verschiedene Bedeutung haben. Die Spitze<br />

ist mit heiligen Symbolen verziert, die in<br />

die magische Klinge einsinken und sofort<br />

darauf verschwinden. Sie sollen die Klinge zu<br />

einem Dämonenvernichter machen, jüngste<br />

Erfahrungen mit einem solchen haben die<br />

Schmiedin dazu bewogen. Sollte ein Dämon<br />

sich in die Nähe der Klinge begeben, wird sie<br />

leuchtend schwarz und der Träger wird furchtlos<br />

gegen den Angreifer. Seine Angriffswerte steigen<br />

zusätzlich durch die heiligen Symbole, da er den<br />

Dämon durch deren gesegnete Kräfte leichter<br />

verletzen kann.<br />

Die letzte Rune eingravierend, geht eine<br />

Art Ruck durch die Klinge. Sie wird für einen<br />

langem Moment tiefschwarz und dann erscheint<br />

sie wieder in jenem magischen Rot, dass sie<br />

die ganze Zeit über gesehen hatte. Als die<br />

Schmiedin die Klinge daraufhin berührt, merkt<br />

sie, wie die eine Seite magisch geschärft zu sein<br />

scheint. Probeweise wickelt sie einen dicken<br />

Lederlappen um die Klinge und versucht,<br />

auf einen Holzscheit einzuschlagen, den sie<br />

herbeigeholt hat. Obwohl sie wenig Kraft<br />

aufwendete, spaltete sich der Scheit komplett<br />

und die Klinge schlug sogar noch in den Boden<br />

darunter. Eine kleine Kerbe war zu sehen, die<br />

sich aber bald wieder schloss und geradebog.<br />

Das Schwert war wie vorher. Vorsichtig legte<br />

sie die Klinge wieder ab und entwickelte den<br />

Lappen. Obwohl jener sehr dick war und aus<br />

ziemlich zähem Leder bestand, hatte er einen<br />

tiefen Einschnitt. Das Schwert würde wohl so<br />

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