TalenTmanagemenT - Deutscher Bildungspreis
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Interviews mit führenden<br />
Fortsetzung Experteninterview mit dem Leiter von DEQA-VET<br />
68<br />
Die Kopenhagen-Erklärung setzt sich mit den<br />
Zielen der beruflichen Bildung auseinander und<br />
strebt die Schaffung eines europäischen Bildungsraumes<br />
an. Wie wichtig ist dieser Ansatz<br />
und welchen Platz nimmt Deutschland im Vergleich<br />
zu anderen europäischen Ländern ein<br />
Thomas Gruber: Aus Sicht der deutschen Referenzstelle<br />
ist es in Anbetracht der demographischen<br />
Entwicklung und der Globalisierung ein vernünftiger,<br />
wenn nicht sogar notwendiger Ansatz. Die klassischen<br />
Nationalökonomien geraten bei den daraus<br />
erwachsenden Herausforderungen an ihre Leistungsgrenzen.<br />
In Anbetracht beider Entwicklungen<br />
ist es geboten, die Interdependenz von Arbeit und<br />
Bildung anzuerkennen, Arbeit und Bildung vernetzt<br />
zu betrachten. Arbeit ist ohne Bildung nicht mehr<br />
denkbar, Bildung ohne Bezug zur Arbeitswelt nicht<br />
vorstellbar. Dabei bereitet die Allgemeinbildung den<br />
Menschen ebenso auf die berufliche Lebenswelt vor<br />
wie es die berufliche Bildung und die Hochschule<br />
tun – wenn auch in unterschiedlicher Weise. Lebenslanges<br />
Lernen bedeutet vor allem die Zurkenntnisnahme<br />
und Wertschätzung der menschlichen Arbeit<br />
und Leistung. Eingefahrene Denkmuster in der<br />
Bildungslandschaft werden dahingehend zu überprüfen<br />
sein, inwieweit sie noch die Lebenswirklichkeit<br />
der Menschen widerspiegeln und Antworten auf die<br />
oben beschriebenen Herausforderungen geben. Im<br />
Wettbewerb mit den anderen transnationalen Wirtschaftsräumen,<br />
insbesondere in Amerika und Asien<br />
können diese Antworten allein europäische Antworten<br />
sein. Als Bildungsrepublik gestaltet Deutschland<br />
den europäischen Prozess aktiv mit.<br />
Wie entscheidend ist die systematische<br />
Karriereplanung für Unternehmen Wie sieht<br />
es bei kleineren und mittleren Unternehmen<br />
aus<br />
Thomas Gruber: Bei großen mittelständischen Unternehmen,<br />
insbesondere wenn sie über ein Filialsystem<br />
verfügen oder Märkte im Ausland beliefern, gehören<br />
Karriereplanung und Personalentwicklung zu den zentralen<br />
Aufgaben des Managements. Dort haben sich<br />
tragfähige Systeme etabliert, die die unverzichtbare<br />
Basis der wirtschaftlichen Prosperität Deutschlands<br />
bilden. Doch auch kleine mittelständische Unternehmen<br />
entdecken die Notwendigkeit von Karriereplanung<br />
und Personalentwicklung zunehmend. Ein typischer<br />
Anlass, in diesem Bereich aktiv zu werden, ist zum<br />
Beispiel die bevorstehende Suche eines Nachfolgers<br />
in der Geschäftsführung. Hier entwickelten sich in den<br />
letzten Jahren unter Mitwirkung der Kammern entsprechende<br />
Strukturen. Dieser Trend zur Karriereplanung<br />
wird durch die aktuelle Arbeitsmarktsituation in naher<br />
Zukunft noch verstärkt wahrzunehmen sein. Schon<br />
jetzt ist spürbar, dass dem Arbeitsmarkt junge und<br />
ausgebildete Menschen fehlen. Der Wettbewerb um<br />
die im Sinkflug befindliche Zahl von Jugendlichen wird<br />
es auch für kleine mittelständische Unternehmen zunehmend<br />
erfordern, neben einer qualitätsgesicherten<br />
betrieblichen Aus- und Weiterbildung, Karriereplanung<br />
als Grundlage der Personalbindung und Unternehmensentwicklung<br />
zu sehen.<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bildungspreis</strong> – Bildungs- und Talentmanagement 2012