TalenTmanagemenT - Deutscher Bildungspreis
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Interviews mit führenden<br />
André Schleiter<br />
Mitglied des wissenschaftlichen Beirats<br />
ddn - Das Demographie Netzwerk<br />
Experteninterview mit André Schleiter, Co-Autor des Deutschen Lernatlas<br />
Thema: Die Entwicklung von Bildungsmanagement in deutschen Unternehmen<br />
74<br />
Was sind Ihrer Meinung nach zentrale Qualitätsmerkmale<br />
guten betrieblichen Bildungsmanagements<br />
André Schleiter: Nach meiner Ansicht ist es EuPD<br />
Research und der TÜV SÜD Akademie gut gelungen,<br />
die Qualitätskriterien für ein betriebliches Bildungsmanagement<br />
mit Blick auf seine strategische Verankerung,<br />
auf die notwendigen strukturellen Rahmensetzungen<br />
sowie auf die operative Umsetzung<br />
in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Praktikern<br />
zu definieren. Lassen Sie uns die Auflistung<br />
der einzelnen Elemente wie den Boden, Samen und<br />
Pflanzen eines Gartens oder Parks betrachten. Jedes<br />
Merkmal für sich ist wichtig und in der Gesamtschau<br />
ergeben sie das Idealbild einer betrieblichen Lernlandschaft.<br />
Zugleich wird das Bildungsmanagement<br />
in der betrieblichen Praxis im Regelfall nicht so<br />
perfekt wie das sorgfältig definierte Ideal-Modell<br />
sein. So wie ein Gärtner orientiert an Bodenqualität,<br />
Jahreszeit und aktueller Wetterlage zu pflanzen und<br />
kultivieren versteht, so kommt es für HR-Abteilungen<br />
und Personalverantwortliche darauf an, orientiert an<br />
den Unternehmenszielen einer betrieblichen Kultur<br />
des lebenslangen Lernens den Boden zu bereiten –<br />
auch wenn das Finanzbudget allzu begrenzt erscheinen<br />
mag. Ob bei einem Globalplayer oder in einem<br />
Kleinunternehmen: ein gutes betriebliches Bildungsmanagement<br />
zeigt seine Wirkung darin, dass es<br />
nicht nur Toptalente und Leistungsträger entwickelt<br />
und fördert, sondern auch bislang weniger lernaktive<br />
Mitarbeiter ermuntert, Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
auszubauen und womöglich etwas ganz Neues zu<br />
lernen. Freiräume für Lernerfahrungen geben, Offenheit<br />
für neue Ideen zeigen, die Ermunterung, auch<br />
mal unkonventionelle Verfahren zur Lösung herausfordernder<br />
Problemstellungen auszuprobieren – das<br />
sind „lernförderliche“ Orientierungen und Maßnahmen,<br />
ohne die auch ein perfekt organisiertes Bildungsmanagement<br />
keine neue Qualität des Lernens<br />
in der Arbeitswelt schafft.<br />
Woran lässt sich der Unterschied zwischen<br />
Lernen und Bildung wesentlich festmachen<br />
André Schleiter: Bildung ist ein kulturell ungemein<br />
aufgeladener und historisch gewachsener Begriff mit<br />
einer komplexen Bedeutung. Aus dem Althochdeutschen<br />
– Bildung für Schöpfung, Bildnis bzw. Gestalt<br />
abstammend bezeichnet Bildung die Formung<br />
des Menschen im Hinblick auf sein „Menschsein“.<br />
Wilhelm von Humboldt sagte sinngemäß, dass die<br />
Bestimmung des Menschen die Ausbildung seiner<br />
Individualität zu dem harmonischen Kunstwerk einer<br />
in all ihren Anliegen entwickelten Persönlichkeit ist,<br />
die zu allen Seiten der Welt ein positives Verhältnis<br />
hat. Damit wird deutlich: Bildung ist mehr als die<br />
Aneignung von möglichst viel Wissen. Unbestritten<br />
ist aber, dass eine gute berufliche Grundbildung und<br />
ständiges Dazulernen unentbehrlich für den Aufbau<br />
fachlicher Expertise sind. Doch Kompetenzpässe<br />
und Bildungszertifikate aller Art zeigen immer nur<br />
Teilausschnitte der persönlichen Bildung, die für<br />
den Erfolg des Unternehmens und gleichermaßen<br />
für die beruflichen Entwicklungsperspektiven eine<br />
immense Bedeutung hat. Urteilsvermögen, Integrität,<br />
Leistungswille und Verantwortungsgefühl – auch in<br />
kritischen Situationen das menschliche Maß im Auge<br />
zu behalten, das sind einige Merkmale einer gereiften<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bildungspreis</strong> – Bildungs- und Talentmanagement 2012