TalenTmanagemenT - Deutscher Bildungspreis
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Interviews mit führenden<br />
Priv.-Doz. Dr. Hilmar Schneider<br />
Direktor Arbeitsmarktpolitik<br />
IZA - Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH<br />
Experteninterview mit der IZA - Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH<br />
Thema: Bildungsmanagement auf dem deutschen Arbeitsmarkt<br />
78<br />
Bildungsmanagement gilt als Antwort auf die<br />
aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarktes,<br />
aber gibt es auch negative Aspekte, die mit<br />
Bildungsmanagement einhergehen<br />
Dr. Hilmar Schneider: Die gibt es. Für den Geschäftsführer<br />
eines Unternehmens kann eine strikte und<br />
mechanische Regelung des Bildungsmanagements<br />
kontraproduktiv sein. Ich kann nachvollziehen,<br />
weshalb man Sachverhalte standardisieren will,<br />
aber in dem Moment, in dem Sie etwas formalisieren,<br />
kommen Ansprüche auf, die den Unternehmen<br />
unter Umständen das Leben schwer machen können.<br />
Zusätzlich greifen Gerechtigkeitsgesichtspunkte, es<br />
wird die Frage gestellt, warum in einen Mitarbeiter<br />
mehr investiert wird als in einen anderen. Dann muss<br />
ich als Personalverantwortlicher klar sagen, dass<br />
ich bei dem einen Mitarbeiter mehr Potenzial sehe<br />
als bei dem anderen, aber solche Nachrichten hören<br />
die Menschen nicht gerne. Um solche Konflikte zu<br />
vermeiden, müsste ich die Förderung jedem zugestehen.<br />
Das zieht aber für ein Unternehmen einen<br />
großen finanziellen und personellen Mehraufwand<br />
nach sich. Gerade bei mittelständischen Unternehmen<br />
ist das oft nicht umsetzbar.<br />
Ist es aus Ihrer Sicht sinnvoll, Bildungsmaßnahmen<br />
auf Potenzialgruppen zu beschränken<br />
Dr. Hilmar Schneider: In einem vernünftig organisierten<br />
Unternehmen ist zu erwarten, dass die Führungskräfte<br />
ohnehin eine Vorstellung davon haben, wo die<br />
Potenziale ihrer Mitarbeiter liegen und wer die Leistungsträger<br />
sind, die es weiterzuentwickeln gilt. Das ist<br />
klare Führungsaufgabe.<br />
Wo sollten Unternehmen ansetzen, wenn sie im<br />
„War for Talents“ erfolgreich sein wollen<br />
Dr. Hilmar Schneider: Viele Unternehmen haben zwar<br />
begriffen, dass ein Mangel an Fachkräften herrscht,<br />
haben aber nicht die notwendigen Konsequenzen<br />
daraus gezogen. Man kann zwar den Wettbewerb<br />
um Talente ankurbeln und diesen auch gewinnen,<br />
aber das ist noch keine Lösung für die Gesamtwirtschaft.<br />
Talente vermehren sich nicht durch den „War<br />
for Talents“. Die Intensivierung des Wettbewerbs<br />
beeinflusst lediglich die Verteilung der Talente. Was<br />
wir aber brauchen, ist eine Erhöhung des Volumens<br />
und dafür sind reine Wettbewerbsgesichtspunkte<br />
nicht hinreichend. Volumen erhalte ich nur dadurch,<br />
dass ich bestehende Potenziale entwickle. Unternehmen<br />
können im Bereich der dualen Ausbildung<br />
sehr aktiv dazu beitragen, dass Jugendliche, denen<br />
die berufliche Richtung fehlt oder die keinen Schulabschluss<br />
haben, erfolgreich in das Arbeitsleben<br />
integriert werden. Man muss auch nicht immer nur in<br />
die Bildung investieren, man kann auch die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf fördern, um so Frauen<br />
zu gewinnen, die ansonsten erziehungsbedingt zu<br />
Hause bleiben würden.<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bildungspreis</strong> – Bildungs- und Talentmanagement 2012