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S-Bahn-Krimi Berlin - S-Bahn-Tisch

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14<br />

S <strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Die S-<strong>Bahn</strong>-Krise,<br />

der <strong>Bahn</strong>chef,<br />

und die Verantwortung Montage: J.Römer<br />

Am 10. Januar 2011 hatte Rüdiger Grube<br />

einen Auftritt im Abgeordnetenhaus<br />

<strong>Berlin</strong>. Dort erklärte er den Abgeordneten<br />

und der <strong>Berlin</strong>er Öffentlichkeit verkürzt<br />

viererlei: Erstens, dass der Hersteller<br />

die Hauptschuld trägt. Zweitens, dass<br />

der Natur glasklar eine Mitverantwortung<br />

zugesprochen werden muss. Drittens,<br />

dass die S-<strong>Bahn</strong> GmbH ein Sauladen<br />

ist oder zumindest war, wobei man<br />

für diesen Zustand die Muttergesellschaft<br />

in keiner Weise verantwortlich<br />

machen könne. Im übrigen trage – viertens<br />

– der DB-Konzern mit der S-<strong>Bahn</strong><br />

eher eine große – auch eine erhebliche<br />

finanzielle – Last, die er jedoch im Interesse<br />

der Allgemeinheit und aus purem<br />

Verantwortungsgefühl weiter tragen<br />

werde.<br />

Im folgenden O-Töne des <strong>Bahn</strong>chefs<br />

auf Basis des offiziellen Vorab-Redemanuskripts<br />

(gewagte Wortkonstruktionen<br />

und fragwürdige Grammatik inbegriffen).<br />

Der Fahrzeughersteller war´s<br />

„Was mich in der öffentlichen Diskussion<br />

allerdings stört, dass so gut wie gar<br />

nicht erwähnt wird, dass der eigentliche<br />

Auslöser für die S-<strong>Bahn</strong>-Krise die mangelhafte<br />

und falsch konstruierte Fahrzeugflotte<br />

BR 481 eines bekannten Herstellers<br />

ist, die uns all die Schwierigkeiten<br />

bereitet.“<br />

„Der zentrale Schwachpunkt ist und<br />

bleibt die Fahrzeugkonstruktion der BR<br />

481 von Bombardier. (…) Wie ausführlich<br />

bekannt, verfügt die Baureihe 481 über<br />

technische und konstruktive Mängel, die<br />

kurz- und mittelfristig nicht lösbar sind.“<br />

„Lassen Sie uns nicht vergessen, aufgrund<br />

eines Konstruktionsfehlers, nämlich<br />

mangelnder Bremsleistung, dürfen<br />

wir nicht, wie eigentlich bestellt, 100<br />

km/h fahren.“<br />

„Ich sage ganz offen, wie stabil sich<br />

das Gesamtsystem beim nächsten längeren<br />

Winter- bzw. Frost- und Schnee-Ein-<br />

bruch verhält, ist nicht vorhersehbar,<br />

aufgrund der konstruktionsbedingten<br />

Mängel der Flotte.“<br />

Fatales Zusammenspiel<br />

von Fiesling Natur und<br />

Technikschrott<br />

„Zusätzlich kam dann noch der kälteste<br />

und schneereichste Dezember seit 41<br />

Jahren mit den größten betrieblichen<br />

Herausforderungen seit der norddeutschen<br />

Schneekatastrophe im Winter<br />

1978.“<br />

„Hohe Störanfälligkeit der Antriebe<br />

und der Elektronik insbesondere bei<br />

Flugschnee und Hitze, die ebenfalls konstruktionsbedingt<br />

sind. Wir hatten in<br />

diesem Winter vier mal höhere witterungsbedingte<br />

Antriebsstörungen im<br />

Dezember 2010 gegenüber dem Vorjahr<br />

vorliegen.“<br />

Sauladen S-<strong>Bahn</strong> GmbH, für<br />

den die DB AG nullkommanull<br />

Verantwortung trägt<br />

„Wir haben leider festgestellt, dass die<br />

frühere S-<strong>Bahn</strong>-Geschäftsleitung eine<br />

bereits in 2000 zugesagte Selbstverpflichtung<br />

bezüglich von durchzuführenden<br />

Wirbelstromprüfungen von Beginn<br />

an einfach ignoriert hat. Dies hat<br />

zu einer völligen Stilllegung der BR 485<br />

geführt. Hinzu kam noch, dass wir (…)<br />

festgestellt haben, dass im Jahr 2004<br />

geschmiedete Radkörper anstelle der<br />

zugelassenen Radkörper aus Gussmetall<br />

zum Einsatz kamen, hierüber hat man<br />

dem EBA aber nie eine Änderungsanzeige<br />

zukommen lassen.(…) Als weiteres<br />

Problem sind in der Folge alte, früher<br />

nicht weiter verfolgte Achsbrüche aus<br />

den Jahren seit 2006 aufgetaucht.“<br />

Den Verlustbringer S-<strong>Bahn</strong><br />

werden wir aus purer Verantwortung<br />

uneigennützig<br />

weiterbetreiben<br />

„In den letzten Jahren sind hohe dreistellige<br />

Millionenbeträge aus Mitteln des<br />

Bundes und der DB AG in die Modernisierung<br />

und den Ausbau der S-<strong>Bahn</strong>-Infrastruktur<br />

geflossen. Die Infrastruktur<br />

befindet sich insgesamt in einem deutlich<br />

besseren Zustand als in früheren<br />

Jahren. Das Bauvolumen in 2010 ohne<br />

das Großprojekt Flughafen BBI betrug<br />

102,3 Mio. In 2011 werden nochmals<br />

116,7 Mio (ohne BBI) investiert.“<br />

„Ich habe mir mal die Kosten zusammenstellen<br />

lassen, was uns die Krise (…)<br />

mindestens kosten wird. (…) Bis einschließlich<br />

2014 kumulieren sich die<br />

Effekte auf fast 700 Mio Euro. (…) Wir<br />

haben bisher in das System S-<strong>Bahn</strong> rund<br />

eine Milliarde Euro investiert, aber bis<br />

einschließlich 2010 keinen einzigen Euro<br />

verdient. Von einer Rendite kann also<br />

nicht gesprochen werden. (…) Wir werden<br />

auch bis zum Auslauf des Verkehrsvertrags<br />

in 2017 keinen einzigen Euro<br />

verdienen.“<br />

„Wir stellen uns unserer Verantwortung,<br />

weil wir diejenigen sind, die ein<br />

Leistungsversprechen (…) abgegeben<br />

haben. Und dieses Leistungsversprechen<br />

wollen wir auch einlösen!!!“<br />

„Die Frage des Geldes bei der Lösung<br />

der Probleme steht nicht im Vordergrund.<br />

Sondern es geht uns ausschließlich<br />

um die Entwicklung einer dauerhaften,<br />

stabilen Lösung.“<br />

Lunapark21·extra 6/2012

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