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VII. „Verlustbringer S-<strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong>“ – stimmt das?<br />
Auf dem Höhepunkt der S-<strong>Bahn</strong>-Krise<br />
betonten die Top-Manager des <strong>Bahn</strong>konzerns<br />
immer wieder, es treffe nicht<br />
zu, dass die S-<strong>Bahn</strong> zum Zweck der Profitmaximierung<br />
ausgequetscht worden<br />
sei. Vielmehr, so Grube, habe der <strong>Bahn</strong>konzern<br />
mit der S-<strong>Bahn</strong> Verluste eingefahren;<br />
die <strong>Bahn</strong> werde sogar bis einschließlich<br />
2014 draufzahlen. Wobei<br />
inzwischen die Kosten, die die S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Krise verursacht, mit als „Belastung“<br />
angeführt werden (siehe<br />
S. 14). Seltsamerweise weigert<br />
sich der <strong>Bahn</strong>chef<br />
gleichzeitig strikt, diesen<br />
„Verlustbringer S-<strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong>“<br />
zu verkaufen. Eine entsprechende<br />
Anfrage des<br />
<strong>Berlin</strong>er Senats vom Dezember<br />
2011 wurde abschlägig<br />
beschieden. Begründet<br />
wird dies damit,<br />
dass die S-<strong>Bahn</strong> ja Teil<br />
des „Kerngeschäfts“ der<br />
DB sei, dass es schließlich<br />
um den S-<strong>Bahn</strong>-Verkehr<br />
„in der deutschen Hauptstadt“<br />
gehen würde.<br />
Das klingt reichlich verantwortungsbewusst<br />
und höchst<br />
ungewohnt für den <strong>Bahn</strong>konzern<br />
im allgemeinen und für<br />
einen <strong>Bahn</strong>chef Rüdiger Grube<br />
im besonderen. Hatte letzterer<br />
doch jüngst im Zusammenhang mit<br />
Stuttgart 21 als seine Devise formuliert:<br />
„Cash in Däsch / is the name / of the<br />
game“.<br />
Ein näherer Blick hinter die Bilanz-<br />
Kulissen ergibt ein anderes Bild. Die<br />
S-<strong>Bahn</strong> GmbH führte bis zum offenen<br />
Ausbruch der S-<strong>Bahn</strong>-Krise Jahr für Jahr<br />
steigende Gewinne an den DB-Konzern<br />
ab. Insgesamt waren dies im Zeitraum<br />
2002 bis 2008 120 Millionen Euro. Da<br />
diese Gewinnquelle in Folge der S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Krise versiegte, entstand der Eindruck,<br />
dass der <strong>Bahn</strong>konzern der S-<strong>Bahn</strong> keine<br />
Gelder mehr entziehen könne. Es gibt jedoch<br />
andere Transfers. Den größten Posten<br />
machen dabei die Trassenentgelte<br />
aus. Die S-<strong>Bahn</strong> zahlt pro Jahr rund 135<br />
Millionen Euro an DB Netz für die Trassennutzung.<br />
Im Zeitraum 2006 bis 2010<br />
Lunapark21·extra 6/2012<br />
flossen von der S-<strong>Bahn</strong> an DB Netz 667<br />
Millionen Euro; einschließlich der Zahlungen<br />
im abgelaufenen Jahr 2011 waren<br />
es rund eine Milliarde Euro. Da die<br />
Trassenpreise deutlich angehoben wurden<br />
– sie stiegen im Zeitraum 2002 bis<br />
2010 um rund 25 Prozent – und da die<br />
<strong>Berlin</strong>er S-<strong>Bahn</strong> je Fahrzeugkilometer<br />
deutlich höhere Trassenpreise bezahlt als<br />
die S-<strong>Bahn</strong>en in Hamburg oder München<br />
– blieb auch das<br />
Niveau, das die<br />
S-<strong>Bahn</strong> GmbH an<br />
DB Netz abführte, in den Jahren der S-<br />
<strong>Bahn</strong>-Krise weitgehend erhalten. 1<br />
Darüber hinaus zahlt die S-<strong>Bahn</strong><br />
GmbH an den DB Konzern Gebühren für<br />
die Nutzung der <strong>Bahn</strong>höfe (zu zahlen an<br />
DB Station und Service), Gelder für Energie<br />
(zu bezahlen an DB Energie GmbH)<br />
und eine „Managementumlage“ (die an<br />
die Holding DB AG bezahlt werden dürfte).<br />
Für das Jahr 2008 liegen hierzu die<br />
folgenden, einigermaßen gesicherten<br />
Zahlen für die unterschiedlichen Transfers<br />
vor:<br />
• Trassenentgelte: 137 Mio Euro<br />
• Station und Service: 140 Mio Euro<br />
• DB Energie: 49 Mio Euro<br />
• Managementumlage: 34 Mio Euro<br />
• Gewinnabführung: 56 Mio Euro.<br />
Verlustbringer S-<strong>Bahn</strong>?<br />
In der Summe sind dies 416 Millionen<br />
Euro. Das ist ein stolzer Betrag an Transfers.<br />
2 Zumal der gesamte Unternehmensumsatz<br />
der S <strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH im<br />
genannten Jahr 2008 „nur“ 760 Millionen<br />
Euro ausmachte (260 Mio Euro Regionalisierungsgelder<br />
und 598 Mio Euro<br />
Fahrgeldeinnahmen). Damit entsprechen<br />
die aufgeführten Transfers an den DB-<br />
Konzern 55 Prozent des gesamten Umsatzes<br />
der S-<strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH.<br />
Natürlich stehen den Zahlungen<br />
an den DB Konzern auch<br />
Leistungen der anderen DB<br />
Konzern-Töchter, an die transferiert<br />
wird, gegenüber. Zu prüfen<br />
wäre jedoch, ob diese Leistungen<br />
auch der Höhe der<br />
Transfers entsprechen. Um<br />
auf die eingangs erwähnte<br />
Summe der Trassenentgelte<br />
im Zeitraum 2002 bis 2011<br />
anzusprechen: Belegt werden<br />
müsste, dass DB Netz in<br />
diesem Zeitraum für den<br />
Unterhalt, die Erneuerung<br />
und den Ausbau des S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Netzes tatsächlich eine Milliarde<br />
Euro investiert hat.<br />
Bevor man die Worte von Rüdiger<br />
Grube, wonach der DB Konzern<br />
bei der S-<strong>Bahn</strong> draufzahle,<br />
für bare Münze nimmt, ist eine<br />
Offenlegung der gesamten Rechnungsführung<br />
der S-<strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong> GmbH<br />
und derjenigen zwischen der S-<strong>Bahn</strong><br />
<strong>Berlin</strong> und dem DB-Konzern zu fordern.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Die exakten Zahlen lauten: 2006 zahlte die<br />
S-<strong>Bahn</strong> GmbH 134 Mio Euro an DB Netz,<br />
2007: 133 Mio; 2008: 137 Mio; 2009: 128<br />
Mio und 2010: 135 Mio Euro. Nach: Antwort<br />
der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage<br />
der Abgeordneten Sabine Leidig und der<br />
Fraktion DIE LINKE vom 19. 12. 2011;<br />
Bundestagsdrucksache 17/8219.<br />
2 Es dürfte noch andere Transfers geben. So<br />
zahlte die S-<strong>Bahn</strong> GmbH 2008 allein für die<br />
S-<strong>Bahn</strong>höfe Grünau, Oranienburg, Schöneweide,<br />
Friedrichsfelde, Bernau und Erkner an<br />
den DB-Konzern 2,8 Millionen Euro für Erbbaupacht;<br />
für einen PC-Arbeitsplatz im Bereich<br />
der S-<strong>Bahn</strong> Gmbh sind jährlich 3700<br />
Euro an DB Systel abzuführen.<br />
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