17.11.2012 Aufrufe

S-Bahn-Krimi Berlin - S-Bahn-Tisch

S-Bahn-Krimi Berlin - S-Bahn-Tisch

S-Bahn-Krimi Berlin - S-Bahn-Tisch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

24<br />

S <strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Welche S-<strong>Bahn</strong>-Fahrzeuge? Oder:<br />

Warum Vielfalt auch Einfalt sein kann<br />

Anmerkungen zur Debatte um die Neubeschaffung von Fahrzeugen für die S-<strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Dieter Doege<br />

Bei der vom <strong>Berlin</strong>er Senat 2011 und 2012 in die Wege geleiteten Markterkundung bleiben die S-<strong>Bahn</strong> Fahrzeuge<br />

der 481er Baureihe unberührt. Es geht um die Bestellung von 73 Halbzügen mit jeweils vier Wagen und 28 Viertelzügen<br />

mit jeweils zwei Wagen, also insgesamt um 348 Wagen und nicht, wie vielfach berichtet, um 348 Züge.<br />

Anders formuliert: Die genannten 348 Wagen entsprechen 174 Viertelzügen, das sind Züge jeweils mit vier Wagen.<br />

Derzeit verfügt die S-<strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong> über<br />

insgesamt 650 Viertelzüge. Diese teilen<br />

sich auf die drei Baureihen BR 481 (500<br />

Viertelzüge), BR 480 (70 Viertelzüge)<br />

und BR 485 (80 Viertelzüge) auf. Hiervon<br />

waren in den Jahren der offenen S-<br />

<strong>Bahn</strong>krise zwischen Anfang 2009 und<br />

Anfang 2012 nur eine drastisch verminderte,<br />

wechselnde Anzahl von S-<strong>Bahn</strong>-<br />

Zügen unterwegs: zwischen 430 Viertelzügen<br />

und im ungünstigsten Fall nur<br />

155 Viertelzügen. Zur Kompensation<br />

technischer und betrieblicher Einschränkungen<br />

hält ein Verkehrsunternehmen<br />

Reserven bereit: Bei der S-<strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong><br />

sind das 70 Viertelzüge. Unter normalen<br />

Bedingungen stehen damit der S-<strong>Bahn</strong><br />

für den Betrieb planmäßig 580 Viertelzüge<br />

von insgesamt 650 Viertelzügen<br />

zur Verfügung. Dieses entspricht einer<br />

Quote der technischen Flottenverfügbarkeit<br />

von gut 89 Prozent und einer Betriebs-<br />

und Instandhaltungsreserve von<br />

rund 11 Prozent.<br />

Nach den Vorstellungen des Fahrgastverbandes<br />

PRO BAHN <strong>Berlin</strong>/Brandenburg<br />

ist die beabsichtigte Ausschreibung<br />

von 174 Viertelzügen sinnvoll und für<br />

den geplanten Ersatz der insgesamt 150<br />

Viertelzüge aus den Baureihen 480 und<br />

485 - siehe oben - auch angemessen. Es<br />

ist allerdings in diesem Zusammenhang<br />

unerlässlich, den Zeitplan für die Herstellung<br />

dieser geplanten Bestellung von<br />

174 Viertelzügen genauer zu durchleuchten.<br />

Grundbedingungen<br />

extremen finanziellen Verlusten korri-<br />

Erarbeitet werden muss ein überaus reagierbar.listisches, also belastbares Arbeitsszena- Was man in jedem Fall überlegen sollrio<br />

für einen sinnvollen, das heißt wirtte und was durchaus ratsam erscheint,<br />

schaftlichen und nach Möglichkeit stö- das wäre, eine neue Betriebsform für<br />

rungsfreien Produktionsablauf für neue den <strong>Berlin</strong>er S-<strong>Bahn</strong>-Ring zu finden.<br />

S-<strong>Bahn</strong>-Fahrzeuge. Dabei ist ein ausrei- Ähnlich der Nürnberger U-<strong>Bahn</strong>, die auf<br />

chender Zeitrahmen im Anfangsstadium einzelnen Linien in einer Mischform von<br />

der Entwicklung dieser Fahrzeuge und herkömmlich manuell sowie vollständig<br />

der Prototypen-Erprobung extrem wich- automatisierten, fahrerlosen Fahrzeugen<br />

tig. Jede notwendig gewordene Ände- betrieben wird, könnte der <strong>Berlin</strong>er S-<br />

rung an einem ausreichend lang getes- <strong>Bahn</strong>-Ringverkehr zukünftig automatiteten<br />

Prototypen erspart um ein Vielfasiert ablaufen. Damit wäre die Dichte<br />

ches zeitintensivere Nacharbeiten an des Zugverkehrs weitgehend kostenneu-<br />

einer Serie von 348 Wagen. Erwähnt tral ausschließlich über die Fahrgast-<br />

werden muss hier auch mit Blick auf die nachfrage zu steuern. Die freiwerdenden<br />

vielfachen Hinweise auf das „Unikat S- Triebfahrzeugführer können nicht nur<br />

<strong>Bahn</strong> <strong>Berlin</strong>“, dass diese Stückzahl unter zum Abbau des akuten Fahrermangels<br />

eisenbahntechnischen Bedingungen beitragen, sondern auch als kompetente<br />

bereits eine Großserie darstellt. <strong>Bahn</strong>hofsaufsichten endlich den frühe-<br />

Dazu gehört, die betrieblichen Anforren Servicegedanken der <strong>Berlin</strong>er S-<strong>Bahn</strong><br />

derungen zu hinterfragen. <strong>Berlin</strong>er S- neu beleben.<br />

<strong>Bahn</strong>-Wagen sind Sonderfahrzeuge, die<br />

zu keinem anderen Eisenbahnnetz pas- Lehren aus der Vergangenheit<br />

sen. Diese können bis zum Ende ihrer Vom Fahrzeugtyp liegen die <strong>Berlin</strong>er S-<br />

Lebensdauer ausschließlich auf dem Ber- <strong>Bahn</strong>wagen in der Fertigungsbreite zwiliner<br />

S-<strong>Bahn</strong>-Netz eingesetzt werden. Es schen Straßen- und Voll-Eisenbahnen.<br />

macht keinen Sinn, dieses ohnehin rela- Im Gegensatz zu den früheren langen<br />

tiv begrenzte S-<strong>Bahn</strong>-Netz durch unter- Erprobungszeiten von zehn und mehr<br />

schiedliche Vorgaben in verschiedene Jahren geht der Trend in der Schienen-<br />

Bereiche zu zerteilen. Das gilt für die fahrzeug-Herstellung immer stärker zu<br />

Fahrzeuge ebenso wie für mögliche Be- kurzfristigen Realisierungen. Das ist oft<br />

treiber. Eine einmal getroffene Entschei- mit verheerenden Folgen verbunden: So<br />

dung beeinflusst den S-<strong>Bahn</strong>verkehr der musste im Straßenbahnbereich vor acht<br />

Bundeshauptstadt <strong>Berlin</strong> auf die Dauer Jahren eine ganze Fahrzeugserie mit 500<br />

von 30 bis 40 Jahren und wäre nur mit schadhaften, fehlkonstruierten <strong>Bahn</strong>en<br />

Lunapark21·extra 6/2012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!