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Französische Fremdsprachenassistenten an deutschen Schulen L ...

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5.7 Fr<strong>an</strong>kophone Texte<br />

Die Beh<strong>an</strong>dlung der Fr<strong>an</strong>kophonie wird in den meisten<br />

Bundesländern explizit empfohlen. Sie zeigt die<br />

weltweite Verbreitung der fr<strong>an</strong>zösischen Sprache, nennt<br />

Probleme der 3. Welt und führt in interkulturelle Problemstellungen<br />

ein. Die Lektüre maghrebinischer und<br />

afrik<strong>an</strong>ischer Autoren ist dazu vorzüglich geeignet, da<br />

diese von ihren eigenen Erfahrungen berichten und sie<br />

zu verarbeiten versuchen. Dieses durchaus bedeutsame<br />

Unterrichtsgebiet hat zudem die Aufgabe, den eigenen<br />

St<strong>an</strong>dpunkt der Schülerinnen und Schüler zu relativieren<br />

und Verständnis für die Lebensverhältnisse der<br />

„Anderen“ zu wecken, was die unabdingbare Grundlage<br />

für interkulturelle Kommunikation bildet. Diese ist nur<br />

möglich, wenn m<strong>an</strong> die Lage der Gesprächspartner hinreichend<br />

kennt und eine gewisse Sensibilität entwickelt.<br />

Wir können natürlich hier nicht die zahlreichen Autoren<br />

der Fr<strong>an</strong>kophonie <strong>an</strong>geben, die im übrigen größtenteils<br />

ein hervorragendes Fr<strong>an</strong>zösisch schreiben. Wir<br />

beschränken uns daher auf wenige typische Beispiele.<br />

Sie sollen zeigen, wie m<strong>an</strong> die Schülerinnen und Schüler<br />

zunächst dafür sensibilisieren k<strong>an</strong>n und wie m<strong>an</strong><br />

später auf der Oberstufe im Grund- und Leistungskurs<br />

fr<strong>an</strong>kophone Literatur und Problemstellungen einführen<br />

sowie interkulturelle Kommunikation vorbereiten k<strong>an</strong>n.<br />

Dies ist jedoch nur möglich, wenn unsere Schülerinnen<br />

und Schüler die gesellschaftliche, wirtschaftliche und<br />

politische Situation der „Anderen“ kennen lernen, was<br />

nicht selten übersehen wird.<br />

Bereits in der Mittelstufe k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>, wie bereits <strong>an</strong>gedeutet,<br />

„Contes maghrébins“ oder „Contes africains“<br />

lesen. Da es sich um orale Literatur h<strong>an</strong>delt, ist sie i.a.<br />

nicht schwer. Die Thematik ist oft die Behauptung des<br />

Menschen in seiner sozialen Umwelt, wobei sich der<br />

Schwache bzw. unten Stehende auf Grund seiner Intelligenz<br />

und Anpassungsfähigkeit durchaus durchzusetzen<br />

oder mindestens zu behaupten vermag, ein Thema, das<br />

auch in <strong>deutschen</strong> bzw. fr<strong>an</strong>zösischen Märchen sehr<br />

verbreitet ist.<br />

Für Grund- und Leistungskurse sind afrik<strong>an</strong>ische<br />

Kurzgeschichten oder Novellen vorzüglich geeignet,<br />

da sie die Lebensverhältnisse oft sehr treffend darstellen<br />

und reflektieren. Rom<strong>an</strong>e sind eher für Leistungskurse<br />

gedacht, von einigen Ausnahmen abgesehen wie z.B.<br />

Driss Chraïbi (La Civilisation, ma mère!), der auch<br />

bereits im Grundkurs zu lesen ist, ein humorvoller und<br />

gleichzeitig nachdenklicher Rom<strong>an</strong>. Auch hier spielt<br />

die gesprochene Sprache eine wichtige Rolle, was die<br />

Lektüre sehr erleichtert.<br />

Exemples<br />

I. Un conte maghrébin:<br />

Le chasseur et le cadi (Das Behaupten des Schwachen<br />

gegenüber einem R<strong>an</strong>ghöheren)<br />

II. La fi<strong>an</strong>cée ém<strong>an</strong>cipée<br />

(typischer Generationenkonflikt in Afrika)<br />

III. La radio (Massenmedien in Algerien/humorvoll)<br />

Carolus-Magnus-Kreis<br />

I. Le chasseur et le cadi<br />

Das erste Beispiel k<strong>an</strong>n bereits auf der Mittelstufe<br />

benutzt werden. Es zeigt, wie sich ein Untergebener,<br />

ein einfacher Mensch mit Hilfe seiner Intelligenz und<br />

Anpassungsfähigkeit in einer überraschenden Situation<br />

gegenüber einem höher Gestellten durchsetzen k<strong>an</strong>n.<br />

Gleichzeitig enthält das Beispiel implizit eine Kritik <strong>an</strong><br />

Richtern, Vorgesetzten, die ihre Macht missbrauchen.<br />

Diese Alltagssituation k<strong>an</strong>n natürlich symbolisch ausgedeutet<br />

werden.<br />

Le chasseur et le cadi<br />

Il était une fois un chasseur qui sortait chaque jour<br />

d<strong>an</strong>s les grasses prairies et les sombres forêts. Il ramenait<br />

tous les soirs de quoi se nourrir le lendemain. Un<br />

jour, il prit le plus gros perdreau de sa vie et décida de<br />

le faire cuire au four du village en le truff<strong>an</strong>t de bonnes<br />

choses: épices, ail, oignon, pl<strong>an</strong>tes aromatiques... Il le<br />

porta de bon matin et dem<strong>an</strong>da au boul<strong>an</strong>ger de faire très<br />

attention à ce délicieux repas et de ne pas trop le faire<br />

cuire afin de ne pas le griller complètement.<br />

Comme par hasard, ce jour-là, le cadi d<strong>an</strong>s sa promenade<br />

quotidienne passa dev<strong>an</strong>t le four et fut frappé<br />

par l’odeur alléch<strong>an</strong>te qui ém<strong>an</strong>ait du four. Sa curiosité<br />

le poussa à entrer et à dem<strong>an</strong>der au boul<strong>an</strong>ger:<br />

- Qu’avez-vous de si bon d<strong>an</strong>s votre four?<br />

- Oh rien, ce n’est qu’un perdreau truffé apparten<strong>an</strong>t<br />

au chasseur du village qui en fera son repas,<br />

répondit le boul<strong>an</strong>ger.<br />

- Vous allez me donner ce délicieux perdreau, j’en<br />

ferai mon repas d’aujourd’hui, répondit le cadi. (Il en<br />

avait l’eau à la bouche.)<br />

- Mais, répliqua le boul<strong>an</strong>ger embarrassé, je ne<br />

peux vous donner ce qui ne m’appartient pas, que<br />

dirais-je au chasseur?<br />

- Tu vas me donner ce que je te dem<strong>an</strong>de et, lorsque<br />

le chasseur viendra, tu essaieras de te débarrasser<br />

de lui; si tu n’arrives pas à le convaincre, alors<br />

tu lui diras d’aller voir le cadi. Moi, je mettrai un<br />

terme à tout cela, conclut le cadi.<br />

Le cadi emmène donc le perdreau et, à midi, le chasseur<br />

arrive pour chercher son repas.<br />

- Tu ne m’as rien donné et d<strong>an</strong>s le four il n’y a que<br />

du pain, lui dit le boul<strong>an</strong>ger.<br />

- Comment, je t’ai donné ce matin un perdreau<br />

truffé à faire cuire, s’écria le chasseur.<br />

- Tu ne veux pas me croire; allons voir le cadi, lui<br />

jugera notre querelle, répondit le boul<strong>an</strong>ger.<br />

Cette proposition fit l’affaire du chasseur: ils vont<br />

tous deux chez le cadi.<br />

- Racontez-moi votre histoire, dem<strong>an</strong>da le cadi en<br />

s’adress<strong>an</strong>t au chasseur avec malice.<br />

- Eh bien, Excellence, j’ai donné un perdreau truffé<br />

à faire cuire à ce boul<strong>an</strong>ger. Qu<strong>an</strong>d je suis venu le<br />

chercher, il a prétendu que je n’avais rien donné.<br />

Je veux mon perdreau, c’est mon repas.<br />

Le cadi, bien sûr, avait préparé la réponse qu’il<br />

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