Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG
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Museumsstationen Spinnen und Weben<br />
Jacquardwebstuhl, 19. Jahrhundert<br />
sich heran wie ein Gewitter, langsam,<br />
langsam; aber es hat seine Richtung genommen,<br />
es wird kommen und treffen.“<br />
Diese radikalen Veränderungen durch<br />
die Industrialisierung werden im „Historischen<br />
Zentrum“ in der Engelsstraße<br />
in Barmen anschaulich. Das Museum<br />
ist zwar den meisten Wuppertalern ein<br />
Begriff, doch viele haben diese überaus<br />
interessanten Häuser noch nie besucht.<br />
Es lohnt sich, in die Geschichte des Wuppertales<br />
einzutauchen und zu sehen, wie<br />
unsere Vorfahren gelebt, gedacht und vor<br />
allem gearbeitet haben und wie die Industrialisierung<br />
dieses Tal bis heute prägt.<br />
Eberhard Illner leitet seit 2008 mehrere<br />
städtische Institutionen: das Stadtarchiv,<br />
die Naturwissenschaftlichen Sammlungen<br />
des (leider eingelagerten) Fuhlrottmuseums<br />
und das Historische Zentrum in Barmen<br />
samt Kalktrichterofen Eskesberg und<br />
den Manuelskotten. Illners Vorgänger,<br />
Michael Knieriem, hat dieses Museum<br />
so benannt, weil es das Engels-Haus, das<br />
Museum für Frühindustrialisierung mit<br />
seinen Außenstellen und neuerdings den<br />
Ankerpunkt Industriekulturrouten und<br />
ein Bistro umfasst, in dem jedermann<br />
willkommen ist.<br />
Illner wirkt in seiner aufgeschlossenen Art<br />
gar nicht so, wie man sich einen „Archivar<br />
der alten Garde“ vorstellen würde. Dessen<br />
Tätigkeit schildert er folgendermaßen:<br />
„Vormittags wurde archiviert und nachmittags<br />
schrieb man wissenschaftliche<br />
Beiträge. Akten versteht man eigentlich<br />
nur, wenn man das historische Umfeld<br />
kennt. Neben dem Ordnen, Erschließen<br />
und Verzeichnen von Akten gehört ebenso<br />
zu den Tätigkeiten eines Archivars wie<br />
Beiträge zur Stadtgeschichte zu schreiben.<br />
In sofern ist der Archivar auch Stadthistoriker.“<br />
Mit dem Wuppertal ist Illner seit langem<br />
verbunden: In seiner Dissertation über<br />
„Bürgerliche Organisierung in Elberfeld<br />
1775 bis 1875“ hat er sich mit den<br />
Vereinen in dieser Zeit befasst und deren<br />
religiöse, politische und soziale Bedingungen<br />
anschaulich aufgearbeitet. Dieses<br />
Werk entstand 1981 in einem Zimmer<br />
im Engels-Haus - damals konnte Illner<br />
nicht ahnen, dass er hier einmal Hausherr<br />
sein werde.<br />
Nach der Promotion führte Illners Weg<br />
zunächst an das Stadtarchiv Marburg und<br />
dann nach Koblenz ans Bundesarchiv.<br />
„Das war die Zeit, in der ich am meisten<br />
gelernt habe, zum Beispiel wurden dort<br />
die Hitlertagebücher auf ihre Echtheit<br />
geprüft.“<br />
1986 ging er an das Historische Archiv<br />
der Stadt Köln und übernahm dort die<br />
Abteilung Sammlungen, Photographie<br />
und Nachlässe. 1990 – 1995 leitete er ein<br />
Projekt zur Zeitzeugenbefragung und zur<br />
Quellendokumentation des kulturellen<br />
Lebens der Stadt Köln nach 1945. Über<br />
den im Kulturarchiv bereits bestehenden<br />
Bestand von etwa 300 Archiven hinaus<br />
kamen in den folgenden Jahren mehr als<br />
400 Projekte hinzu. Dazu gehörten unter<br />
anderem die Nachlässe des Komponisten<br />
Jacques Offenbach, des Literaturwissenschaftlers<br />
Hans Mayer, des Schriftstellers<br />
Heinrich Böll und des in Elberfeld gebürtigen<br />
Dirigenten Günther Wand. Daraus<br />
ergab sich die Zusammenstellung einer<br />
Projektgruppe, die sich aus ganz unterschiedlich<br />
qualifi zierten Mitarbeitern aus<br />
den verschiedensten wissenschaftlichen<br />
Disziplinen konstituierte, darunter Kunst,<br />
Musik, Literatur und Philosophie. Auch<br />
ein großes Fotoarchiv gehörte dazu, und<br />
seither gilt Illners besonderes Interesse<br />
diesem Medium. Das Kölner Archiv war