Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG
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Kamingespräch mit Hans Kremendahl, Wuppertaler Ex-OB, Foto Manuel Suarez-Ruiz<br />
über ganz Deutschland erstreckt und das<br />
seinen Ausgangspunkt in der Gründung<br />
der ersten Spee-Akademie 1996 in Düsseldorf<br />
durch Bernhard Lamprecht hat.<br />
Nach Düsseldorf folgten weitere Gründungen<br />
in Mönchengladbach, Berlin<br />
und Hamburg. Heute gehören zu diesem<br />
Netzwerk auch Akademien in Kiel, Bonn<br />
oder Frankfurt. Im Bergischen Land gibt<br />
es seit Jahren eine enge Zusammenarbeit<br />
mit den Städten Remscheid und Solingen,<br />
in denen ebenfalls eigenständige<br />
Spee-Akademien aktiv sind. „Uns ist es<br />
wichtig, unser Angebot möglichst vielen<br />
Menschen zugänglich zu machen“, erklärt<br />
Zoerner-Erb.<br />
Mit der Idee und der Intention,<br />
Bildungsangebote für ältere Menschen zu<br />
organisieren, hätten die bundesweit derzeit<br />
elf Akademien sicherlich durchaus im<br />
Sinne ihres prominenten Namensgeber<br />
gehandelt, dem Moraltheologen, Lyriker<br />
und Schriftsteller Friedrich Spee, geboren<br />
1591 in Kaiserswerth bei Düsseldorf. Der<br />
Mann, über den man heute sagt, er sei<br />
ein „mutiger Tatmensch“ gewesen, trat<br />
als 19-Jähriger gegen den Willen seiner<br />
Eltern in den Jesuitenorden ein und stellte<br />
sein Leben fortan in den Dienst des Allgemeinwohls<br />
und des gelebten Idealismus.<br />
Als einer der ersten wandte sich er gegen<br />
die Hexenfolterung, arbeitete als Seelsorger,<br />
betreute und pfl egte Pestkranke und<br />
war als eigenständiger und zugleich recht<br />
origineller Dichter des Barock aktiv, von<br />
dem unter anderem das Werk „Trutznachtigall“<br />
stammt und zahlreiche Kirchenlieder<br />
in uneren Gesangsbücern zu fi nden<br />
sind. „Wir haben seinen Namen für<br />
unsere Akademie gewählt, weil uns sein<br />
Lebenswerk und sein persönliches soziales<br />
Engagement vorbildlich erscheinen“, sagt<br />
Zoerner-Erb. Einverstanden mit dieser<br />
Namensgebung waren übrigens auch die<br />
Nachkommen des adeligen Theologen,<br />
die heute noch im Schloss Heltorf bei<br />
Düsseldorf im Stadtteil Angermund<br />
leben.<br />
Fünf Jahre gibt es die Spee-Akademie<br />
in Wuppertal bereits, was für ihren Vorsitzenden<br />
allerdings kein Grund ist, auf<br />
dem Status quo zu verharren. „Anfang des<br />
Jahres sind wir zu einem gemeinnützigen<br />
Verein geworden. Das ermöglicht uns<br />
zum Beispiel die einfachere Akquirierung<br />
von Spendengeldern, so dass wir hoffen,<br />
unser Angebot in Zukunft noch weiter<br />
ausbauen zu können.“ Denn das Ausscheiden<br />
aus dem Beruf bei gleichzeitigem<br />
Anstieg der Lebenserwartung stellt aus<br />
seiner Sicht eine große Herausforderung<br />
für unsere Gesellschaft dar. „Es geht<br />
darum, dass Menschen im Ruhestand<br />
ihre Zeit als erfüllt betrachten und Lust<br />
haben, ihren Hobbies nachzugehen,<br />
alte Kenntnisse aufzufrischen oder ihre<br />
kreativen Fähigkeiten zu erweitern.“ Die<br />
Friedrich Spee-Akademie sieht Jochen<br />
Zoerner-Erb dabei auch als Möglichkeit<br />
für ältere Menschen, sich aktiv am gesell-<br />
schaftlichen Dialog zu beteiligen.<br />
Mehr als 60 Veranstaltungen bietet<br />
die Akademie in Wuppertal im laufenden<br />
Semester an und blickt dabei auch auf<br />
einige Highlights in der Vergangenheit<br />
zurück. „Der Vortrag des Professors für<br />
Ästhetik, Bazon Brock, in den Räumen<br />
des Finanzamts war sicherlich solch<br />
ein Highlight, auf das wir auch heute<br />
noch stolz sind“, erklärt Zoerner-Erb.<br />
Der Vortrag des bekannten und durchaus<br />
streitbaren Professors lockte rund<br />
130 Menschen in die oberste Etage des<br />
Finanzamtes, die knapp zwei Stunden<br />
gebannt lauschten und am Ende<br />
tosenden Applaus spendeten. „Mit dieser<br />
Veranstaltung haben wir eine Menge<br />
Menschen erreicht und ihnen einiges<br />
zum Nachdenken mit auf den Weg nach<br />
Hause gegeben“, grinst Zoerner-Erb.<br />
Stolz macht ihn dabei vor allem, dass die<br />
ganze Veranstaltung nicht einen Cent<br />
gekostet hat und auch die Teilnahme<br />
kostenlos war. Ehrenamt halt.<br />
Längst sind sich die derzeit rund 100<br />
Mitglieder der Friedrich-Spee-Akademie<br />
auch ihrem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Einfl uss bewusst. Anmeldungen<br />
neuer Mitglieder der Akademie<br />
gibt es beinahe täglich. „Wir bilden eine<br />
wichtige Schnittstellte zwischen der<br />
immer jüngeren und dynamischeren<br />
Wirtschaft auf der einen und den älteren<br />
Menschen in dieser Stadt auf der anderen<br />
Seite“, sagt Zoerner-Erb. Aus diesem<br />
Grund soll es im Frühjahr nächsten Jahres<br />
auch das erste Business-Breakfast geben,<br />
das die Spee-Akademie gemeinsam mit<br />
ihrem langjährigen Kooperationspartner,<br />
der Wuppertaler Commerzbank und der<br />
Bertelmann Stiftung, ausrichten wird.<br />
„Dort wollen wir die Wirtschaftszweige<br />
versammeln, die sich vor allem für ältere<br />
Menschen interessieren, und uns als Mittler<br />
und Ansprechpartner präsentieren“,<br />
erklärt Zoerner-Erb. „Denn ohne uns<br />
ältere Menschen wird es in Zukunft nicht<br />
mehr so ohne weiteres gehen.“ Und dass<br />
diese längst nicht mehr nur eine schweigende<br />
Mehrheit dieser Gesellschaft sind,<br />
sondern sich selbstbewusst und engagiert<br />
präsentieren und organisieren, zeigt die<br />
Friedrich-Spee-Akademie Wuppertal.<br />
www.fsa-online.eu<br />
Jan Filipzik<br />
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