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Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG

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Abb. 3, Ohne Titel, 1957-58<br />

„Torso“ von Fragilität, Verletzlichkeit<br />

und Vergänglichkeit, und schon früh sind<br />

damit ein zentrale Themen des späteren<br />

Œuvres von Beuys angeschlagen.<br />

Gut dokumentiert sind in Düsseldorf die<br />

frühen Zeichnungen des Künstlers (Abb.<br />

3), die Mensch und Tier (vorwiegend<br />

Hase und Hirsch) thematisieren - Blätter,<br />

die in ihrer scheinbaren Unfertigkeit<br />

und in ihrem unakademischen Erscheinungsbild<br />

unverwechselbar sind. Eduard<br />

Beaucamp hat schon dem jungen Beuys<br />

bescheinigt, daß er in seinen Zeichnungen<br />

versuche, „die Formalisierungen der<br />

modernen Kunst rückgängig zu machen<br />

und in der Kunst so etwas wie die Einheit<br />

allen Lebens wiederherzustellen.“<br />

Fett und Filz<br />

Symbole des Lebens bzw. des Lebendigen<br />

sind zwei Materialien, die geradezu<br />

Markenzeichen des Künstlers geworden<br />

sind und sich vom herkömmlichen<br />

Materialfundus eines Bildhauers radikal<br />

unterscheiden: Fett und Filz (Abb. 4).<br />

Bei einigen sog. Naturvölkern spielt Fett<br />

im Rahmen von Beschwörungsriten eine<br />

besondere Rolle, wo es zusammen mit<br />

Blut Bestandteil magischer Substanzen<br />

oder auch bestimmendes Element von<br />

Ritualobjekten selbst sein kann – so etwa<br />

in afrikanischen Fetischskulpturen. Mag<br />

auch bei Beuys das Fett zuweilen die<br />

Qualität des Magischen annehmen, so hat<br />

es für ihn vor allem als organisches Mate-<br />

rial und als Material, das Prozeßhaftigkeit<br />

anschaulich werden läßt (Erstarren und<br />

Zerfl ießen und umgekehrt) eine besondere<br />

Bedeutung. Es ist für ihn Energieträger,<br />

wie auch Filz für ihn ein Energiespeicher<br />

ist. Beide Materialien ziehen sich als<br />

Konstanten durch sein Werk und treten<br />

zuweilen auch miteinander kombiniert<br />

gemeinsam auf.<br />

Immer wieder wird zum Verständnis der<br />

Beuysschen Arbeiten auf Biografi sches<br />

Abb. 4, Filzkreuz, 1965<br />

Abb. 6, Stripes from the house of the shaman 1964–72, 1980<br />

zurückgegriffen, mit Vorliebe auf die<br />

Erzählung des Künstlers, er sei im Krieg<br />

als deutscher Sturzkampffl ieger von russischer<br />

Flak getroffen worden und mit dem<br />

Flugzeug abgestürzt; Krimtataren hätten<br />

ihn, der mit schweren Verletzungen den<br />

Absturz überlebt hatte, entdeckt und<br />

tagelang gepfl egt, indem sie seine Wunden<br />

mit tierischem Fett behandelt und<br />

ihm mit Filzbandagen Wärme gespendet<br />

hätten; in dieser Zeit habe er starke<br />

Abb. 5, Eurasienstab, 1968-69<br />

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