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Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG

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48<br />

„Joseph Beuys. Parallelprozesse“<br />

in der Kunstsammlung<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Joseph Beuys, um 1980<br />

Düsseldorfer Heimspiel<br />

Hohepriester eines radikal neuen<br />

Kunstbegriffs oder dreister Provokateur,<br />

sensibler Zeichner oder Protagonist einer<br />

kruden Materialästhetik, Messias einer<br />

besseren Gesellschaft oder politischer<br />

Phantast, Schamane oder Scharlatan – an<br />

Beuys (1921–1986) haben sich schon<br />

immer die Geister geschieden, und auch<br />

die aktuelle Werkschau in der Düsseldorfer<br />

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen<br />

dürfte bei allem Publikumsinteresse daran<br />

kaum etwas ändern. Und das, obwohl der<br />

Künstler längst einen festen Platz in der<br />

Kunstgeschichte der zweiten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts hat, die Forschungsliteratur<br />

Regale füllt und in den Medien<br />

über Beuys mehr als über jeden anderen<br />

Künstler berichtet wird.<br />

Nachdem sich der im Juni verstorbene<br />

Gründungsdirektor und langjährige Leiter<br />

der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen<br />

Werner Schmalenbach stets geweigert<br />

hatte, den jahrzehntelang in Düsseldorf<br />

lebenden und arbeitenden Beuys in<br />

seinen Räumen auszustellen, richtete sein<br />

Nachfolger Armin Zweite dem rheinischen<br />

Avantgarde-Künstler im Jahr 1991<br />

eine große und seinerzeit vielbeachtete<br />

Ausstellung unter dem Titel „Natur, Materie,<br />

Form“ ein. Nun sucht sich fast zwei<br />

Jahrzehnte danach Zweites erst kürzlich<br />

in die rheinische Metropole gekommene<br />

Nachfolgerin Marion Ackermann im<br />

Rahmen der diesjährigen Düsseldorfer<br />

Quadriennale an der damaligen Ausstellung<br />

zu messen, indem sie Beuys unter<br />

dem Motto „Parallelprozesse“ präsentiert.<br />

Ihr Ziel ist es, die Vielgestaltigkeit und<br />

Vielschichtigkeit des Beuysschen Œuvres<br />

darzustellen und dessen „komplexe<br />

Vernetzungsstrukturen … sichtbar und<br />

sinnlich erfahrbar“ zu machen. So geht<br />

es um die Parallelitäten von Zeichnung<br />

und Bildhauerei, von Installationen und<br />

Performance, von künstlerischem Denken<br />

und politischem Handeln; und um die<br />

Konvergenz all dieser Aspekte in dem von<br />

Beuys postulierten „erweiterten Kunstbegriff“,<br />

der die – letztlich uneinlösbare –<br />

Aufhebung der Differenz von Kunst und<br />

Leben bedeutet.<br />

Mit einem klaren, der Chronologie<br />

verpfl ichteten und zugleich thematisch<br />

gliedernden Konzept versucht die Düsseldorfer<br />

Ausstellung, Beuys dem Besucher<br />

näherzubringen. Die Darbietung des<br />

Materials kreist um jeweils exemplarisch<br />

ausgewählte Artefakte, die für die entsprechende<br />

Werkphase signifi kant sind. Den<br />

Auftakt bildet der „Torso“ (Abb. 2) von<br />

1949/51, eine Arbeit, die in der Akademiezeit<br />

von Joseph Beuys entstand und<br />

die sich, obwohl vermutlich von seinem<br />

Lehrer, dem Bildhauer Ewald Mataré<br />

angeregt, doch in ihrem vermeintlichen<br />

Nonfi nito (sie befi ndet sich bis heute<br />

auf dem Modellierbock und bildet mit<br />

ihm gleichsam eine Einheit), deutlich<br />

von den straffen, geschlossenen Formen<br />

des Lehrers unterscheidet. So zeugt der<br />

Abb. 2, Torso, 1949-51

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