23.11.2012 Aufrufe

Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG

Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG

Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

nicht nur ausgezeichnet wegen seiner<br />

besonderen Bestände, sondern dort arbeiteten<br />

Doktoranden und Habilitanden aus<br />

der ganzen Welt. Dank dieser Zusammenarbeit<br />

hat sich ein reger wissenschaftlicher<br />

Austausch entwickelt, und es sind<br />

wichtige Freundschaften entstanden. Diese<br />

überaus lebendige Tradition des wissenschaftlich<br />

tätigen Archivars wurde seit den<br />

80er Jahren zunehmend abgebaut. Im<br />

Zuge der Rationalisierung von Arbeitsplätzen<br />

galten Archivare als „überfl üssige<br />

Paradiesvögel.“ Heute nennen sie sich<br />

Public Records Manager und beschränken<br />

sich auf die reine Aktenverwaltung, ohne<br />

auf die Inhalte zu schauen. So ist es für<br />

die Stadt Wuppertal ein Glücksfall, mit<br />

Eberhard Illner einen so überaus vielseitigen<br />

Museumsleiter berufen zu haben.<br />

Was hat Illner vorgefunden?<br />

Da ist besonders zu erwähnen die alte<br />

Freundschaft zu Michael Knieriem, der<br />

das Museum bis 2003 so gestaltet hat, wie<br />

es sich gegenwärtig präsentiert. Gemeinsam<br />

mit Knieriem hat Illner zahlreiche<br />

Projekte verwirklicht, wie z.B. die große<br />

Ausstellung „Michels Erwachen“ im<br />

Haus der Jugend 1998. 2007 konzipierte<br />

und organisierte Illner auf Grund eines<br />

wissenschaftlichen Gutachtens eine Veranstaltung<br />

über den Kunstsammler Dr.<br />

Eduard Freiherr von der Heydt als Person<br />

der Zeitgeschichte in der Historischen<br />

Stadthalle Wuppertal.<br />

„Das Museum für Frühindustrialisierung<br />

ist Michael Knieriems Werk“, sagt Eberhard<br />

Illner. Knieriem hat dafür gesorgt,<br />

dass die ehemalige Kannegießersche<br />

Fabrik, die zuletzt den Wuppertaler Bühnen<br />

als Lager gedient hatte, als Museum<br />

hergerichtet wurde und später noch die<br />

Remise der benachbarten ehemaligen<br />

Spedition hinzugewonnen werden konnte.<br />

„Er ist Forscher mit dem besonderen<br />

Talent, Objekte so zu präsentieren, dass<br />

sie den Betrachter ansprechen“. Anne<br />

Roerkohl, Spezialistin für Filmdokumente<br />

und historische Dokudramen, entwickelte<br />

gemeinsam mit Knieriem das Präsentationsmodell<br />

für das Museum. Dazu gehören<br />

einige besondere Attraktionen, die<br />

den Besucher sofort fesseln: Durch einen<br />

„Zeittunnel“ hindurch schreitend erfährt<br />

man anschaulich die Abhängigkeit und<br />

Bestimmtheit des modernen Menschen<br />

durch die Uhr. Diese Strenge der Zeit-<br />

Englisches Spinnrad Ende des 19. Jahrhunderts<br />

Kontor eines Textilunternehmers<br />

planung ist die Folge der Mechanisierung<br />

im 19. Jahrhundert, denn die Maschine<br />

arbeitet nur dann effektiv, wenn sie so<br />

intensiv wie möglich eingesetzt wird.<br />

Dazu sind absolute Pünktlichkeit und<br />

Zuverlässigkeit der Arbeiter unerlässlich.<br />

So lange sie zu Hause arbeiteten, konnten<br />

die Heimwerker ihre Zeit weitgehend<br />

selbst bestimmen; das änderte sich mit<br />

dem Aufkommen der Fabriken. Nun unterliegt<br />

der Arbeitnehmer dem Diktat der<br />

Stechuhr. „Zeit ist Geld“ wird der neue<br />

Wahlspruch. Der moderne Mensch hat<br />

sich daran gewöhnen müssen; wir können<br />

uns kaum mehr vorstellen, dass vor dem<br />

Zeitalter der Industrialisierung die Zeit in<br />

jedem Dorf eine andere war.<br />

Am Ende des „Zeittunnels“ erwartet<br />

den Besucher ein besonderes Erlebnis.<br />

Nachdem man einen stockfi nsteren<br />

Raum betreten hat, wird es plötzlich sehr<br />

hell, und man fi ndet sich umgeben von<br />

zahllosen laut ratternden Webstühlen,<br />

es wird unerträglich heiß, der Holzfußboden<br />

vibriert, und man begreift, dass<br />

hier durch multimediale Animation die<br />

Arbeitsbedingungen in einer Weberei des<br />

19. Jahrhunderts eindrucksvoll simuliert<br />

werden. Nur der unerträgliche Geruch<br />

nach heißen Tierfetten, mit denen die<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!