Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG
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chen geschaffen zu haben. Sie ziehen sich<br />
die Hänge des Tales hinauf und versprachen<br />
damit damals gute Luft und freie<br />
Aussicht. Zur Zeit ihres Baus lagen sie<br />
sämtlich außerhalb der später zusammengeschlossenen<br />
Städte, sind mittlerweile<br />
aber von Bebauung umgeben. So ist es<br />
gelungen, grüne Inseln in die Stadt zu<br />
bringen. Von bemerkenswerter Gestaltung<br />
sind die Hardt und die Barmer<br />
Anlagen, während die übrigen eher die<br />
Qualität von Waldparks haben. 12 große<br />
Landschaftsparks bzw. zu Erholungszwecken<br />
angelegte Wälder mit einer Größe<br />
von jeweils mehr als 20 ha sind heute fast<br />
vollständig erhalten. Eine solche Bilanz<br />
bürgerschaftlichen Engagements darf<br />
einzigartig genannt werden.<br />
Wege bahnen<br />
Die Verschönerungsvereine legten<br />
viele Kilometer an Wegen nicht nur in<br />
Parkanlagen, sondern auch in Tälern und<br />
Wäldern an. Sie bahnen der Bevölkerung<br />
Wege an, die sich weniger der direkten<br />
Verbindung zweier Orte als dem Spaziergehen<br />
widmeten. Der Elberfelder Verschönerungsverein<br />
nennt als wesentliches<br />
Ziel seiner Arbeit: „Wege, welche sich zu<br />
Spaziergängen eignen, in der Umgebung<br />
zu verbessern oder neu anzulegen“.<br />
Kunst in die Stadt<br />
Zu den Verschönerungen, die die<br />
Vereine ihrer Stadt zudachten, gehörten<br />
auch Kunstwerke, die im öffentlichen<br />
Raum, in Parkanlagen und auf Plätzen<br />
Aufstellung fanden. Der Elberfelder<br />
Verschönerungsverein machte es sich u.<br />
a. zur Aufgaben, „in der Stadt selbst auf<br />
die Entfernung einzelner Gegenstände,<br />
welche den Schönheitssinn verletzen oder<br />
dem Verkehre hinderlich sind, hinzuwirken“.<br />
Einprägsamer als die Entfernung,<br />
war freilich die Einfügung von Kunstwerken<br />
in den Stadt- oder Parkraum, wozu<br />
oft Geburtstage und Jubiläen den Anlass<br />
gaben. So stiftete der Verein z.B. den Jubiläumsbrunnen<br />
auf dem Neumarkt 1895<br />
anlässlich seines 25-jährigen Bestehens.<br />
Oft wurden Kunstwerke auch von Mäzenen<br />
der Stadt oder den Vereinen gestiftet,<br />
so der Gedenkstein, den der Vorsitzende<br />
August von der Heydt dem Verein zum<br />
gleichen Anlass im Mirker Hain setzte.<br />
Zur Dreihundertjahrfeier schenkte er der<br />
Weyerbuschturm<br />
Stadt den Gerechtigkeitsbrunnen auf<br />
dem heutigen Platz der Republik. Die<br />
Firma Vorwerk & Sohn stiftete wiederum<br />
zu ihrem eigenen 100-jährigen<br />
Jubiläum den Brunnen in den Barmer<br />
Anlagen zwischen Toelleturm und Luftkurhaus.<br />
Ansichtssache<br />
Anschauen - Ausschauen<br />
Der Aussicht maß man im 19. Jahrhundert<br />
eine hohe Bedeutung bei. Obgleich<br />
die Höhenzüge um das Tal der Wupper<br />
keinen Mangel an Aussichten bieten, ist<br />
eine außerordentliche Lust am Bau von<br />
Aussichtstürmen zu verzeichnen. Sie<br />
verdoppelt das Vergnügen, indem die<br />
Türme gleichsam als Point de vue die<br />
Ansicht der Parkanlage bereichern, in die<br />
sie gestellt wurden. Zur Aussicht tritt die<br />
Ansicht. Mehrere hölzerne Bauwerke z.B.<br />
auf Königs- und Friedenshöhe, Friedrichs-<br />
und Nützenberg hielten Wind und<br />
Wetter nur kurz Stand und verschwanden<br />
wieder oder wurden durch steinerne<br />
Nachfolger ersetzt. Es kam zur einer<br />
regelrechten Konkurrenz, in der sich die<br />
Gönner gegenseitig zu Schenkungen<br />
animierten, mit denen Sie sich freigiebig<br />
zeigten, aber auch sich und dem Namen<br />
ihrer Familie ein Denkmal setzten. Heute<br />
zählt Wuppertal fünf solcher Bauwerke,<br />
die meist aus Stiftungen hervorgegangen<br />
sind. Elisen- (1838) und Bismarckturm<br />
(1907) stehen auf der Hardt, der erstere<br />
entstand als privates Observatorium aus<br />
einer Windmühle, der zweite wurde als<br />
Landmarke und Denkmal errichtet. Der<br />
Barmer Verschönerungsverein erhielt den<br />
Toelleturm (1887) auf dem höchsten<br />
Punkt der Barmer Anlagen, der Elberfelder<br />
Verschönerungsverein dagegen den<br />
Weyerbuschturm (1898) in der Parkanlage<br />
Nützenberg. Beide wurden von<br />
Fabrikantenfamilien gestiftet, wie der<br />
Von der Heydt-Turm (1892) auf dem<br />
Kiesberg durch einen Bankier.<br />
Gemeinwesen im Blick<br />
Was die Aussicht in den Blick rückt, ist<br />
zwar auch die umliegende Landschaft,<br />
malerische Szenen und landwirtschaftlich<br />
Idylle. Doch vorrangig guckt der Bürger<br />
in seiner Freizeit auf den Ort der Arbeit<br />
zurück. Der Ausblick auf die Bebauung<br />
wird keineswegs durch Bepfl anzung verdeckt,<br />
sondern wirkungsvoll inszeniert. So<br />
berichtet ein Reisender über den Besuch<br />
der Elberfelder Hardt 1810: „Aber man<br />
hat dort kunstvoll, und ich sage durchaus<br />
auch mit Geschmack, mehrere Rundwege<br />
angelegt, damit sich hier an den<br />
Sonntagen jene zahlreichen Grüppchen<br />
von ehrbaren und arbeitsamen Familien<br />
treffen können, die herkommen, um den<br />
Anblick des von ihnen selbst geschaffenen<br />
Werkes zu genießen, um ihrem Kindern<br />
die Häuser, die Gärten, die Rasenplätze,<br />
die Werkstätten, die Fabriken und Geschäftshäuser<br />
dieses Gewerbe treibenden<br />
Volkes zu zeigen, das auf eigne Rechnung<br />
arbeitet und das eines Tages von seinen<br />
Kindern wiederum Sorgfalt, Umsicht und<br />
vorbildhaftes Verhalten verlangen wird.“<br />
Erika Schmidt fasst zusammen: „Einerseits<br />
war der Park als Welt des Schönen,<br />
des Luxus und der Muße aus der Welt<br />
des Hässlichen und der Funktionalität<br />
deutlich ausgegrenzt. Andererseits war<br />
die Welt der Arbeit, wo der im Park zur<br />
Schau gestellte Wohlstand erwirtschaftet