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Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG

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36<br />

chen geschaffen zu haben. Sie ziehen sich<br />

die Hänge des Tales hinauf und versprachen<br />

damit damals gute Luft und freie<br />

Aussicht. Zur Zeit ihres Baus lagen sie<br />

sämtlich außerhalb der später zusammengeschlossenen<br />

Städte, sind mittlerweile<br />

aber von Bebauung umgeben. So ist es<br />

gelungen, grüne Inseln in die Stadt zu<br />

bringen. Von bemerkenswerter Gestaltung<br />

sind die Hardt und die Barmer<br />

Anlagen, während die übrigen eher die<br />

Qualität von Waldparks haben. 12 große<br />

Landschaftsparks bzw. zu Erholungszwecken<br />

angelegte Wälder mit einer Größe<br />

von jeweils mehr als 20 ha sind heute fast<br />

vollständig erhalten. Eine solche Bilanz<br />

bürgerschaftlichen Engagements darf<br />

einzigartig genannt werden.<br />

Wege bahnen<br />

Die Verschönerungsvereine legten<br />

viele Kilometer an Wegen nicht nur in<br />

Parkanlagen, sondern auch in Tälern und<br />

Wäldern an. Sie bahnen der Bevölkerung<br />

Wege an, die sich weniger der direkten<br />

Verbindung zweier Orte als dem Spaziergehen<br />

widmeten. Der Elberfelder Verschönerungsverein<br />

nennt als wesentliches<br />

Ziel seiner Arbeit: „Wege, welche sich zu<br />

Spaziergängen eignen, in der Umgebung<br />

zu verbessern oder neu anzulegen“.<br />

Kunst in die Stadt<br />

Zu den Verschönerungen, die die<br />

Vereine ihrer Stadt zudachten, gehörten<br />

auch Kunstwerke, die im öffentlichen<br />

Raum, in Parkanlagen und auf Plätzen<br />

Aufstellung fanden. Der Elberfelder<br />

Verschönerungsverein machte es sich u.<br />

a. zur Aufgaben, „in der Stadt selbst auf<br />

die Entfernung einzelner Gegenstände,<br />

welche den Schönheitssinn verletzen oder<br />

dem Verkehre hinderlich sind, hinzuwirken“.<br />

Einprägsamer als die Entfernung,<br />

war freilich die Einfügung von Kunstwerken<br />

in den Stadt- oder Parkraum, wozu<br />

oft Geburtstage und Jubiläen den Anlass<br />

gaben. So stiftete der Verein z.B. den Jubiläumsbrunnen<br />

auf dem Neumarkt 1895<br />

anlässlich seines 25-jährigen Bestehens.<br />

Oft wurden Kunstwerke auch von Mäzenen<br />

der Stadt oder den Vereinen gestiftet,<br />

so der Gedenkstein, den der Vorsitzende<br />

August von der Heydt dem Verein zum<br />

gleichen Anlass im Mirker Hain setzte.<br />

Zur Dreihundertjahrfeier schenkte er der<br />

Weyerbuschturm<br />

Stadt den Gerechtigkeitsbrunnen auf<br />

dem heutigen Platz der Republik. Die<br />

Firma Vorwerk & Sohn stiftete wiederum<br />

zu ihrem eigenen 100-jährigen<br />

Jubiläum den Brunnen in den Barmer<br />

Anlagen zwischen Toelleturm und Luftkurhaus.<br />

Ansichtssache<br />

Anschauen - Ausschauen<br />

Der Aussicht maß man im 19. Jahrhundert<br />

eine hohe Bedeutung bei. Obgleich<br />

die Höhenzüge um das Tal der Wupper<br />

keinen Mangel an Aussichten bieten, ist<br />

eine außerordentliche Lust am Bau von<br />

Aussichtstürmen zu verzeichnen. Sie<br />

verdoppelt das Vergnügen, indem die<br />

Türme gleichsam als Point de vue die<br />

Ansicht der Parkanlage bereichern, in die<br />

sie gestellt wurden. Zur Aussicht tritt die<br />

Ansicht. Mehrere hölzerne Bauwerke z.B.<br />

auf Königs- und Friedenshöhe, Friedrichs-<br />

und Nützenberg hielten Wind und<br />

Wetter nur kurz Stand und verschwanden<br />

wieder oder wurden durch steinerne<br />

Nachfolger ersetzt. Es kam zur einer<br />

regelrechten Konkurrenz, in der sich die<br />

Gönner gegenseitig zu Schenkungen<br />

animierten, mit denen Sie sich freigiebig<br />

zeigten, aber auch sich und dem Namen<br />

ihrer Familie ein Denkmal setzten. Heute<br />

zählt Wuppertal fünf solcher Bauwerke,<br />

die meist aus Stiftungen hervorgegangen<br />

sind. Elisen- (1838) und Bismarckturm<br />

(1907) stehen auf der Hardt, der erstere<br />

entstand als privates Observatorium aus<br />

einer Windmühle, der zweite wurde als<br />

Landmarke und Denkmal errichtet. Der<br />

Barmer Verschönerungsverein erhielt den<br />

Toelleturm (1887) auf dem höchsten<br />

Punkt der Barmer Anlagen, der Elberfelder<br />

Verschönerungsverein dagegen den<br />

Weyerbuschturm (1898) in der Parkanlage<br />

Nützenberg. Beide wurden von<br />

Fabrikantenfamilien gestiftet, wie der<br />

Von der Heydt-Turm (1892) auf dem<br />

Kiesberg durch einen Bankier.<br />

Gemeinwesen im Blick<br />

Was die Aussicht in den Blick rückt, ist<br />

zwar auch die umliegende Landschaft,<br />

malerische Szenen und landwirtschaftlich<br />

Idylle. Doch vorrangig guckt der Bürger<br />

in seiner Freizeit auf den Ort der Arbeit<br />

zurück. Der Ausblick auf die Bebauung<br />

wird keineswegs durch Bepfl anzung verdeckt,<br />

sondern wirkungsvoll inszeniert. So<br />

berichtet ein Reisender über den Besuch<br />

der Elberfelder Hardt 1810: „Aber man<br />

hat dort kunstvoll, und ich sage durchaus<br />

auch mit Geschmack, mehrere Rundwege<br />

angelegt, damit sich hier an den<br />

Sonntagen jene zahlreichen Grüppchen<br />

von ehrbaren und arbeitsamen Familien<br />

treffen können, die herkommen, um den<br />

Anblick des von ihnen selbst geschaffenen<br />

Werkes zu genießen, um ihrem Kindern<br />

die Häuser, die Gärten, die Rasenplätze,<br />

die Werkstätten, die Fabriken und Geschäftshäuser<br />

dieses Gewerbe treibenden<br />

Volkes zu zeigen, das auf eigne Rechnung<br />

arbeitet und das eines Tages von seinen<br />

Kindern wiederum Sorgfalt, Umsicht und<br />

vorbildhaftes Verhalten verlangen wird.“<br />

Erika Schmidt fasst zusammen: „Einerseits<br />

war der Park als Welt des Schönen,<br />

des Luxus und der Muße aus der Welt<br />

des Hässlichen und der Funktionalität<br />

deutlich ausgegrenzt. Andererseits war<br />

die Welt der Arbeit, wo der im Park zur<br />

Schau gestellte Wohlstand erwirtschaftet

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