Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG
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aus ihrem Zusammenhang. Hingegen handelt<br />
die malerische Schilderung selbst mit<br />
Zeit, erlebt als faktische Realität im Hier<br />
und Jetzt. – Schon diese Bilder belegen, dass<br />
Peter Schmersal, der 1952 in Wuppertal<br />
geboren wurde und seit 1990 auf Ausstellungen<br />
vertreten ist, einer der wichtigen<br />
realistischen Maler hierzulande ist.<br />
Bilder der Kunstgeschichte<br />
Ein aktuelles Thema sind die Malereien<br />
nach Bildern der Kunstgeschichte. Früher<br />
eher die Ausnahme und als einzelne in die<br />
Ausstellungen integriert, stellen sie seit<br />
einiger Zeit das Hauptanliegen von Peter<br />
Schmersal dar. Die Auswahl der Vorlagen,<br />
die er im vergrößerten oder verkleinerten<br />
Format, aber stets als Ganzes wiedergibt,<br />
erfolgt eher intuitiv aus seinem spezifi<br />
schen Interesse als Maler und in der<br />
Hinwendung auf malerische Überlegungen.<br />
Sie schließt die zeitgenössische Kunst<br />
nicht aus, und in einem Fall bezieht sich<br />
Schmersal sogar auf ein Filmstill. Zu<br />
sehen ist, wie im Scheinwerferlicht, ein<br />
Selbstporträt von Matthew Barney aus<br />
Eva (Lucas Cranach der Ältere), 2008, Öl auf Leinwand, 135 x 95 cm<br />
seinem fi lmischen „Cremaster“-Zyklus:<br />
Aufrecht, in seitlicher Stellung, das Haupt<br />
zum Betrachter gewendet. Vielleicht ist<br />
Schmersals Malerei überhaupt die angemessene<br />
bildnerische Übertragung für<br />
den virulenten Surrealismus, aus dem das<br />
fi lmische Werk von Barney seine Energie<br />
gewinnt.<br />
Ein Unterschied zur Malerei der früheren<br />
Werkgruppen liegt auf der Hand. Hier<br />
nun ist das „Modell“ bereits eine Reproduktion,<br />
etwa aus Zeitungen, welche<br />
die Kunstwerke teils in s/w abbilden.<br />
Schlussendlich aber ist sekundär, ob<br />
der Betrachter das „Vorbild“ (er)kennt.<br />
Schmersals Malerei erwächst aus sich<br />
heraus und steht für sich. Sein autonomes<br />
Zitieren greift dabei unterschiedliche<br />
Gattungen der Malereigeschichte auf, mit<br />
einem besonderen Interesse für Figurendarstellungen.<br />
Als Schwerpunkte erweisen<br />
sich die altdeutsche Malerei (Lukas<br />
Cranach, Martin Schongauer, Hans Baldung<br />
Grien) und die spanischen Meister<br />
(Goya und Velázquez). Schmersal hält<br />
den Spagat der genauen Wiedergabe und<br />
der Freiheit des Malens: mit der Entscheidung<br />
zur Veränderung der Farbigkeit wie<br />
auch zur Reduktion oder zur Aussparung<br />
bis hin zu einem leeren „Fleck“ auf der<br />
Leinwand.<br />
Natürlich könnte man im einzelnen<br />
untersuchen, wie sich die Vorlage aus der<br />
Kunstgeschichte verändert hat, welche<br />
Partien Schmersal summiert und welche<br />
er neu übersetzt hat, also wie er von mal<br />
zu mal reagiert. Auch wie er einerseits<br />
in der Flächigkeit der fotomechanischen<br />
Wiedergabe bleibt, andererseits aber das<br />
Vor-Bild bereits als Gegenüber versteht<br />
und die Figuren als handelnde, körperhafte<br />
Wesen begreift – und wie er das<br />
Geschehen als Ereignis im (Farb-) Raum<br />
setzt. Zu den großartigsten Beispielen<br />
gehört seine Malerei zu „Innozenz X.“<br />
nach Velázquez. Natürlich, sagt Peter<br />
Schmersal, habe er Velázquez’ Gemälde<br />
im Original gesehen. Die Papst-Darstellungen<br />
von Francis Bacon sind ihm<br />
ebenso vertraut – und zugleich löst er<br />
sich von den motivischen Vorläufern und<br />
erfasst das Bild als Malerei und schafft<br />
aus dessen konstitutiver Anlage Eigenes.<br />
Der Rock des Papstes ist bei Schmersal<br />
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