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wir: Thema<br />
Teufelskreis aushungern<br />
<strong>Pro</strong>jekt „Kilo-Wat?“: Stark übergewichtigen Mitarbeitern<br />
will die Holding pro homine beim Abnehmen helfen<br />
Das umfangreiche <strong>Pro</strong>gramm, für das<br />
eine Reihe von Experten aus dem Haus<br />
gewonnen werden konnten, startet<br />
im Marien-Hospital. Über die Idee des<br />
<strong>Pro</strong>jekts sprach die „wir:“ mit dem<br />
Ärztlichen Direktor Dr. Ullrich Raupp.<br />
wir:-Redaktion: Was gab den Ausschlag<br />
für dieses <strong>Pro</strong>jekt?<br />
Dr. Raupp: Ein Schlüsselerlebnis: In<br />
der Cafeteria des Marien-Hospitals fiel<br />
mir am Nebentisch ein etwa 20-jähriger<br />
Mitarbeiter mit erheblichem Übergewicht<br />
auf. Er saß ganz allein da und<br />
aß nach dem Mittagessen noch ein<br />
Stück Sahnetorte. Er tat das aber nicht<br />
lustvoll, sondern mechanisch und mit<br />
einem Gesichtsausdruck, den ich als<br />
„wenig glücklich“ bezeichnen möchte.<br />
Da fragte ich mich: Wie kann man Mitarbeitern,<br />
die unter ihrem Gewicht leiden<br />
und abnehmen möchten, eine Brücke<br />
bauen? Das war für mich der Anstoß,<br />
Frau Becker-Kontio als <strong>Pro</strong>jektbeauftragte<br />
der Holding anzusprechen.<br />
wir:-Redaktion: Warum stehen die<br />
Mitarbeiter im Mittelpunkt des <strong>Pro</strong>jekts?<br />
Dr. Raupp: Gerade ein Krankenhaus<br />
ist gefordert, sich um die Gesundheit<br />
seiner Mitarbeiter zu kümmern. Ich<br />
erkenne hier eine Vorbildfunktion.<br />
Erhebliches Übergewicht führt in fast<br />
allen Fällen zu frühzeitigen Erkrankungen<br />
innerer Organe, oft sind Herz<br />
und Kreislauf und Gelenke betroffen.<br />
Auch Diabetes ist eine häufige<br />
Folge. Aber das wissen alle<br />
adipösen Menschen.<br />
Im <strong>Pro</strong>jekt geht es<br />
darum, dieses<br />
Wissen ins Handeln umzusetzen. Das<br />
ist wie beim Rauchen.<br />
wir:-Redaktion: Wie kann das<br />
geschehen?<br />
Dr. Raupp: Adipöse Menschen stecken<br />
oft in einem Teufelskreis: essen –<br />
zunehmen – wenig essen – abnehmen<br />
– wieder „normal“ essen – noch mehr<br />
zunehmen … und immer so weiter. Hilfreich<br />
ist es, die Trigger – also Anstöße<br />
– kennenzulernen, die diesen Kreislauf<br />
unterhalten. Häufig sind das Bewegungsmangel,<br />
Stress und unvorteilhaftes<br />
Ernährungsverhalten, vielleicht<br />
auch das Gefühl, mit <strong>Pro</strong>blemen allein<br />
da zu stehen. Wenn diese Trigger<br />
identifiziert sind, geht es darum, aus<br />
dem Teufelskreis einen Engelskreis zu<br />
machen. Dabei kann das <strong>Pro</strong>jekt helfen.<br />
wir:-Redaktion: „Engelskreis“ ist ein<br />
schönes Wort. Wie entsteht der?<br />
Dr. Raupp: In dem Angebot geht es<br />
darum, Bewegungserfahrungen zu<br />
machen, die Freude bereiten und die<br />
Ernährungsgewohnheiten so anzupassen,<br />
dass ein Gewichtsverlust<br />
langfristig möglich wird. Wichtig ist, zu<br />
lernen, wie ich meinen Stress redu-<br />
Dr. Ullrich Raupp, Ärztlicher<br />
Direktor des Marien-Hospitals:<br />
Erlebnis in der Cafeteria gab<br />
Anstoß zum <strong>Pro</strong>jekt.<br />
zieren und achtsam mit mir umgehen<br />
kann. Gewichtsabnahme, eine bessere<br />
körperliche Belastbarkeit und die<br />
Entspannung führen zu Stolz, Freude<br />
und Zufriedenheit und sind damit die<br />
Belohnungseffekte, die den Engelskreis<br />
am Leben erhalten. Deshalb ist wichtig,<br />
dass ich die Anstöße, die mich zum<br />
übermäßigen Essen verleiten, umdrehe<br />
und ihnen bewusst nicht nachgebe.<br />
Dann wird Essen wieder das, was es<br />
auch sein soll und darf: ein Genuss!<br />
GHg