Anno 1970 – congena startet - congena GmbH

Richard Puell 31
congena Texte 2010
Das Layout-Raster
Die Geburt wahrer Flexibilität
Grundriss | Gebäude
Centraal Beheer,
Apeldoorn, 1973
Architekt:
Herman Hertzberger
Herr Puell, ich glaube, man kann Sie als
»Erfi nder« des Layout-Rasters bzw.
Layout-Moduls bezeichnen.
Stimmt! Den Namen Layout-Raster habe
ich erfunden, jedoch nicht das System.
Die Entstehung des Prinzips führt zurück
in die Zeit, in der es nur die zwei großen
ideologisch besetzten Alternativen der
Büroorganisation gab: die Großraum- bzw.
Bürolandschaft oder das konventionelle
Zellenbüro. Verschiedene Planer, Architekten
und Berater haben versucht, diese
Polarität aufzubrechen. Dazu gehört
unter anderem das Projekt von 1972 für
die Rückversicherung Centraal Beheer
in Apeldoorn des Architekten Herman
Hertzberger. Der Grundriss basiert quasi
auf einem Layout-Raster. Er hat es nicht
als Layout-Raster bezeichnet – der Begriff
war ja noch nicht erfunden – sondern
dem Strukturalismus zugeordnet, einer
Architekturrichtung der damaligen Zeit.
Außerdem hat er eine soziale Komponente
hinzugefügt, nämlich »größte individuelle
Freiheit am Arbeitsplatz«. Wie so oft
darf man diese Leistung nicht allein dem
Architekten zugute halten. Das Unternehmen
gab die Maxime vor: »Nur wer sich
an seinem Arbeitsplatz wohl fühlt, wird
auch gute Leistung für das Unternehmen
bringen!«
Der Grundriss basiert auf einer Aneinanderreihung
quadratischer Module für
jeweils mindestens vier Arbeitsplätze, die
von einem orthogonalen Wegesystem
durchschnitten werden. Die sich daraus
ergebenden Quadranten [Ankerplätze] in
den Ecken des Grundmoduls sind frei verfügbar
und bieten Freiraum für die Anordnung
und Gestaltung eines Arbeitsplatzes.
Hertzberger hat dieses Angebot an Arbeitsplatzflächen
als polyvalente, vielfach
nutzbare Arbeitsplatzflächen definiert.
Ankerplätze für Arbeitsplätze
Wie groß ist das Grundmodul in dem
Entwurf?
Das Grundmodul hat eine Seitenlänge von
9 x 9 m und damit 81 qm.
Nachdem ich das Gebäude durch mehrere
Besichtigungen kennengelernt hatte,
hat mich dessen Intelligenz überzeugt.
Bei organisatorischen Veränderungen
mussten nicht Räume verändert werden,
sondern lediglich die Anordnung der
Arbeitsplätze in den frei gestaltbaren
Flächen. Ungeheuer war hier die Freiheit,
Richard Puell
congena GmbH
ehemaliger Berater
und Gesellschafter