Anno 1970 – congena startet - congena GmbH
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Wolfram Fuchs 37<br />
<strong>congena</strong> Texte 2010<br />
Nutzwert-Ranking<br />
Benchmark der Flächenwirtschaftlichkeit zeitgenössischer Bürohäuser<br />
Kundennutzen ist in der Büroimmobilienbranche eher ein Marketing-Schlagwort als eine<br />
Wettbewerbsdisziplin. Im Preiskampf wird regelmäßig übersehen, dass die Wirtschaftlichkeit<br />
für den Nutzer in viel höherem Maß von der Nützlichkeit eines Quadratmeters<br />
abhängt als von der maximalen Preisdifferenz vergleichbarer Angebote.<br />
Mit dem Nutzwert-Ranking lässt sich die für den Nutzer relevante Flächenwirtschaftlichkeit<br />
messen, vergleichen und optimieren. Das Ergebnis ist in Euro und Cent darstellbar<br />
und kann eine dem konventionellen Preisargument überlegene Wettbewerbsstrategie<br />
begründen: € pro Mitarbeiter statt € pro Quadratmeter.<br />
Nicht jeder Quadratmeter ist nützlich<br />
Quadratmeter sind die übliche Handelseinheit<br />
am Immobilienmarkt. Das ist allerdings<br />
aus drei Gründen weder zeitgemäß<br />
noch zielführend bei der Beurteilung der<br />
Flächenwirtschaftlichkeit von Bürogebäuden.<br />
Erstens sind Quadratmeterangaben bei<br />
Bürohäusern selten vergleichbar, weil<br />
Mietflächen trotz DIN-Norm und GIF-Richtlinie<br />
1 regelmäßig unterschiedlich berechnet<br />
werden. Mal wird Brutto- oder Netto-<br />
Grundfläche vermietet. Oft kommen preiskosmetische<br />
Aufschläge für allgemeine<br />
oder fiktive Flächen hinzu. Mitunter werden<br />
auch reine Miet- oder sogar nur<br />
Hauptnutzflächen abgerechnet. Für zusätzliche<br />
Verwirrung sorgt die Anpassung<br />
der Berechnungsmethode an die konjunkturelle<br />
Lage.<br />
Zweitens sagen Quadratmeterangaben<br />
wenig über die Anzahl und Qualität möglicher<br />
Arbeitsplätze aus. Niemand braucht<br />
Quadratmeter an sich, sondern funktionale<br />
Arbeitsplätze und Infrastrukturflächen.<br />
So sind Flächen ohne Tageslicht für<br />
Arbeitsplätze kaum zu gebrauchen. Infrastruktureinrichtungen<br />
in Fassadennähe<br />
sind dagegen oft eine Verschwendung<br />
teurer Büroflächen.<br />
Drittens verschleiern bloße Flächenangaben<br />
für die Nutzung entscheidende Unterschiede<br />
der Architektur:<br />
Die Baukörpergeometrie beeinflusst nicht<br />
nur die Flächeneffizienz. Blockbebauungen,<br />
Zeilen- und Kammstrukturen, Punkt-<br />
und Atriumhäuser unterscheiden sich vor<br />
1 Berechnungsverfahren der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche<br />
Forschung<br />
allem durch charakteristische Verkehrsflächenanteile<br />
und Verhältnisse von hoch-<br />
zu minderwertigen Flächen. Baukörpertypische<br />
Merkmale wie Wegelängen, Durchgangsverkehr,<br />
das Angebot an zentralen<br />
Flächen beeinflussen zudem die Betriebsausgaben,<br />
die Qualität der Arbeitsplätze<br />
und die Kosten der Geschäftsprozesse.<br />
Die Erschließung kann nicht nur repräsentativ<br />
oder sparsam sein. Lage und Gestaltung<br />
entscheiden auch über Erreichbarkeit,<br />
Aufteilbarkeit und Nutzbarkeit der<br />
Flächen für unterschiedliche Funktionen,<br />
je nachdem, ob die Erschließung zentral<br />
oder dezentral angeordnet ist, den Grundriss<br />
perforiert oder tangiert, Nutzungszonen<br />
trennt oder gliedert.<br />
Ein Fassadenraster von 1,25 m ist aufgrund<br />
des Siegeszuges von Flachbildschirmen<br />
und Laptops ausreichend. Weit verbreitet<br />
sind indes Raster, die zur Unterbringung<br />
der gleichen Arbeitsplatzanzahl bis<br />
zu 30 % mehr Fläche erfordern. Dabei<br />
hängt die Qualität eines Arbeitsplatzes<br />
mehr von der Gestaltung der Fassaden<br />
und der Büroräume ab als von dem einen<br />
oder anderen zusätzlichen Quadratmeter.<br />
Mit der Gebäudetiefe verhält es sich ähnlich.<br />
In Deutschland weit verbreitet sind<br />
Grundrisstiefen um 12 Meter. Flächenwirtschaftlich<br />
sind sie nur, wenn sie, wenig<br />
zeitgemäß, vorwiegend mit Doppelzimmern<br />
an Mittelfluren genutzt werden.<br />
Größere Gebäudetiefen erweitern die Gestaltungsspielräume<br />
der Büroorganisation,<br />
ermöglichen moderne Büroformen, die bei<br />
gleicher Arbeitsplatzqualität 10 bis 20 %<br />
Fläche sparen. Vor allem dann, wenn unterschiedliche<br />
Nutzungsstrategien in der<br />
Planung berücksichtigt wurden <strong>–</strong> insbe-<br />
Wolfram Fuchs<br />
<strong>congena</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Berater