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Sie marschieren wieder. . .

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Das VersteckspielMit Codes umgehen Neonazis VerboteDie TrickkisteRechtsextreme Internetseiten sind gespickt mit juristischen TippsAuch manche Bremer Neonazistragen gerne ein „Gau-Dreieck“.Eine Demonstration, irgendwo in derRepublik. Die Männer und Frauen tragenHemden mit dem Konterfei von Che Guevara.Ihre Palästinensertücher haben sie tief ins Gesichtgezogen. Ein junger Mann mit Irokesenhaarschnittschwenkt eine schwarze Fahne. Manchervermutet angesichts dieses Outfits links gerichteteDemonstranten. Doch weit gefehlt: Es sindRechtsextremisten, die hier <strong>marschieren</strong>.Das Klischee des „typischen“ Neonazis mitGlatze und in Springerstiefeln ist passé. Längstnutzen Rechte Symbole und Zeichen politischlinker oder unpolitischer Jugendkulturen. CheGuevara interpretieren sie für ihre Zwecke alsSymbolfigur eines „nationalen Befreiungskampfes“.Das Palästinensertuch dient ihnen alsZeichen antisemitischer Ideen. Mit traditionellenSymbolen der Linken versuchen die Rechten,„sozialrevolutionäre“ Propaganda zu verbreiten.Auch untereinander erkennen und verständigensich Neonazis mit Codes und Zeichen. Mitihnen versuchen sie, Verbote und Gesetze zuumgehen. Ein vergleichsweise bekanntes Beispielist die Zahl 88. Die 8 steht für den achtenBuchstaben im Alphabet, die 88 ersetzt Neonazisdas verbotene „Heil Hitler“.Hinter der 28 verstecken die Braunen denHinweis auf das 2000 in Deutschland verboteneNeonazi-Musiknetzwerk „Blood & Honour“, dasvermutlich im Untergrund weiter existiert. ImZusammenhang mit dieser Organisation ist dieTriskele verboten: Das dreiarmige Hakenkreuzdiente der Jugendorganisation „White Youth“ der„Blood & Honour Division Deutschland“ alsEmblem.Die Triskele war einst auch das Abzeichender SS-Division „Langemark“. Auch der berüchtigteamerikanische Ku-Klux-Klan und eine rassistischeBurenorganisation aus Südafrika nutztendie Triskele als Erkennungszeichen. Eine erhobeneweiße Faust steht in rechtsextremen Kreisenfür rassistische Kampfbereitschaft, für dieNeonazis viel zu oft den traurigen Beweis antreten– durch Überfälle auf Ausländer. AuchZeichen, die schon Hitlers Nationalsozialistentrugen, sind heute unverändert aufJacken und Hemden junger Neonazis zu sehen.Das Gau-Dreieck zum Beispiel, das einst auchdas „Jungvolk“ der „Hitlerjugend“ und der „Bunddeutscher Mädel“ auf ihren Armbinden trugen.Darin stand die Bezeichnung des „Gaus“, ausdem die Mitglieder kamen. Die Strafbarkeit desGau-Dreiecks ist heute strittig.Auch die Schwarze Sonne ist unterRechtsextremen beliebt. <strong>Sie</strong> kann als zwölfarmigesHakenkreuz gedeutet werden und galt HitlersSS als Sinnbild einer nordisch-heidnischenReligion und geheimnisvoller Kräfte. DieSchwarze Sonne wird heute genauso selbstverständlichgetragen wie das Symbol der„Schwarzen Front“.„Schwarze Front“ nannte sich ab 1930 eineAbspaltung der NSDAP unter Otto Strasser.Darin sammelten sich Rechtsextreme, die sich als„Kampfgemeinschaft revolutionärer Nationalsozialisten“verstanden. Ihr Zeichen war einHammer gekreuzt mit einem Schwert, es solltedie zukünftige Volksgemeinschaft ausArbeitern und Soldaten symbolisieren.Auf dem Parteiabzeichen der JN, der radikalenJugendorganisation der NPD, prangt die Tyr-Rune. Diese Rune trug die „Hitlerjugend“ alsLeistungsabzeichen, die SS verwendete sie zurDivisionskennung.Die Reichskriegsfahne mit Reichsadler undEisernem Kreuz fehlt auf keinem Neonazi-Aufmarsch. <strong>Sie</strong> ist nicht verboten, doch darf diePolizei die Fahne im Einzelfall sicherstellen,wenn die Beamten „konkrete Gefahren für dieöffentliche Sicherheit und Ordnung“ sehen.Gänzlich verboten ist die Variante der Fahne ausden Jahren 1935 bis 1945: <strong>Sie</strong> zeigt an der Stelledes Reichsadlers ein Hakenkreuz.Auch in Namen oder Logos von Bekleidungsmarkenverstecken die Extremisten ihreCodes. Das Label „Thor Steinar“ verwendete eineWolfsangel nach Art der SS-Panzerdivision„Das Reich“ und eine Tyr-Rune im schildförmigenRahmen nach Art der SS-Grenadierdivision„30. Januar“. Das Logo wurde im November2004 verboten.Auch „Consdaple“ ist ein beliebterSchriftzug auf Pullovern rechter Marschierer. Erist von der englischen Sportfirma „Lonsdale“abgekupfert. Bei halb geschlossener Jacke ist nurdie Buchstabenfolge „NSDAP“ zu lesen. Deshalbmüssen rechte Demonstranten diese Buchstabenbei Aufmärschen abkleben.Viele der mehr als hundert bekanntenSymbole und Codes, hinter denen eine neonazistischeGesinnung steckt, sind für Außenstehendekaum zu erkennen. Radikal-rassistische Hammerskins,rechte Hooligans, neonazistischeKameradschaften oder Mitglieder rechtsextremerParteien – sie alle verwenden solche Dresscodes.Zeichen, die auf die Ideologie hinter der Stirnihrer Träger schließen lassen. Wenn man sie dennentschlüsselt hat.André AdenIm Internet gibt es kaum einen rechtsextremistischenAuftritt, der nicht auf das „DeutscheRechtsbüro“ von Gisa Pahl verweist. Überhauptbeschäftigt das Thema Recht die Rechten sehr.Beim „Freien Widerstand“, der virtuellenNachrichtenbörse um die KameradschaftsanführerChristian Worch und Thomas Wulff,suchen verunsicherte Neonazis auch „Rechtshilfen“:Wann darf man die Reichskriegsflaggehissen? Welche „Vermummung“ fällt noch nichtunters Verbot? Welche Grüße und Sprüche sindlegal? Im „Taschenkalender des DeutschenWiderstandes“, den der Verlag der NPD-Postille„Deutsche Stimme“ herausgibt, ist zu lesen: „Mitetwas Erfahrung und Vorbereitung kann man sichauch heute noch als Nationalist auf die Straßewagen. Es folgt eine „Demo-Checkliste“: „Sonsterlaubte Verteidigungswaffen, wie das allseitsbeliebte Pfefferspray, sind auf dem Weg zu einerVeranstaltung verboten.“Die laut Verfassungsschutz noch im Aufbaubefindliche Bremer Kameradschaft „Wesersturm“hat im Internet schon mal „Verhaltensregeln“aufgestellt, um es „den verschiedenenStaatsinstitutionen und unseren anderweitigenGegnern nicht zu einfach zu machen“. ZuDemonstrationen finden sich dort Tipps wie „VorAntritt der Fahrt mit eigenem Pkw Auto bereinigen(Tapes, CDs, Waffen etc.)“ oder „Solltest duein Handy dabei haben, schalte es vor einerVerhaftung aus“. Selbst vor Telefonen warnen die„Kameraden“: „Bei Handys kann im Standby-Betrieb dein Standort auf die Straßenecke genaubestimmt werden!“Auch die NPD in Stade weiß juristischen Rat.<strong>Sie</strong> lädt zu „Schulungen in unserer Region“ ein.Themen: Presse- und Versammlungsrecht.Christine KrögerBei Aufmärschen und Demonstrationenwird Verdächtiges abgeklebt:„Landser“ ist eine als „kriminelle Vereinigung“verbotene Neonazi-Band.7475

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