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Sie marschieren wieder. . .

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Die „Nürnberger Gesetze“NSDAP goss Rassenwahn in Paragrafenin ihren Beruf zurück, später arbeitet sie imLektorat eines Verlages.„Der kleine Rosengarten“ hat RuthMählmann durch all die Jahrzehnte begleitet.Dabei gehört ihr das Büchlein mit Versen vonHermann Löns gar nicht, es ist nur geliehen. 1941muss Martin es ihr wohl gegeben haben, kurzbevor sie ihre Verlobung lösten. Vor wenigenMonaten hat sich die alte Frau doch noch vondem Band getrennt. Leichten Herzens. Nachmehr als 60 Jahren konnte sie ihn seinemEigentümer zurückgeben.Martin Hauser in Bremen erinnert sich sofort,als er im Sommer 2002 einen kurzen Briefbekommt. „Lieber Martin“, steht darin, „Freunde,denen ich aus meinem langen Leben berichtete,boten sich an, nach Deiner Adresse zu forschen,und hatten Erfolg. So schicke ich nun diesenBrief auf die Reise und frage an, ob nochInteresse an dem Bändchen ,Der kleineRosengarten‘ besteht – und wie mehr als ein halbesJahrhundert an Dir vorüber gegangen ist.Grüße aus Leipzig von Ruth Mählmann, geb.Jellinek.“Silvester 2003 haben Martin Hauser undRuth Mählmann sich zum ersten Mal <strong>wieder</strong>gesehen. Mit einem mulmigen Gefühl ist Martinin Leipzig angekommen. „Wir wussten ja nicht,ob wir uns überhaupt noch sympathisch sind“,Aus der Traum voneinem gemeinsamenLeben: Die Nazisverboten Ruth undMartin die Ehe.lächelt der Bremer. Aber das Eis ist schnellgebrochen. Noch am Bahnhof kauft er Ruth einenStrauß Rosen. Zu seinem Geburtstag soll sie ihnbesuchen. Martin schaut Ruth fragend an. Diewill „erst einmal eine ordentliche Einladungbekommen“. Die beiden necken sich. Fast wie einaltes und glückliches Ehepaar. Vielleicht wäredas aus ihnen geworden, wenn . . . Resolutwischt die sonst so sanfte Frau solche Gedankenweg. „So darf man nicht denken.“Das alles sei doch gar nicht der Rede wert,meint Ruth Mählmann. Ihr Leben, das sie „ganzgewöhnlich“ findet. Ein Leben, das ein andereshätte sein können. Auch wenn die bescheideneFrau in ihrer kleinen Wohnung in einem dieservielen Mietblocks in Dölitz darüber nicht nachdenkenwill. Vergessen und vorbei. „Aber schön“,sagt sie, „schön ist es doch“, dass sie ihren Martinnach all den Jahren <strong>wieder</strong>gefunden hat.Christine Kröger* Namen geändert.Der Nürnberger Parteitag der NSDAP verabschiedeteam 15. September 1935 das „Blutschutzgesetz“und das „Reichsbürgergesetz“. Das„Blutschutzgesetz“ verbot Eheschließungen zwischenNicht-Juden und Juden sowie außerehelichenGeschlechtsverkehr zwischen ihnen.Zuwiderhandlungen wurden mit Gefängnis oderZuchthaus bestraft.Das „Blutschutzgesetz“ als Ausfluss dernationalsozialistischen Rassenkunde teilte Menschenin Angehörige „höher- und minderwertigerRassen“ ein. Das Blut galt als Träger dieser„Rasseneigenschaften“.Das „Reichsbürgergesetz“ machte alledeutschen Staatsangehörigen jüdischen Glaubensoder mit Großeltern jüdischen Glaubens zuMenschen mit eingeschränkten Rechten. Als„Volljude“ galt, wer mindestens drei jüdischeGroßeltern hatte. „Halbjude“ oder „Mischlingersten Grades“ war, wer von zwei jüdischenGroßeltern abstammte. Zum „Vierteljuden“oder „Mischling zweiten Grades“ machte das GesetzMenschen mit einem jüdischen Großelternteil.Zum „Reichsbürgergesetz“ ergingen insgesamt13 Durchführungsverordnungen sowie vieleErlasse und Bestimmungen. Bis ins Einzelne undin den privaten Bereich hinein wurden ArbeitsundLebensbedingungen der jüdischen Bürgerund ihrer Abkömmlinge eingeschränkt.Christine KrögerDunkle Zeiten: In Nürnberg hielt HitlersNSDAP von 1933 bis 1938 alljährlichihren „Reichsparteitag“ ab. 1935beschloss der Parteitag die rassistischen„Nürnberger Gesetze“.100101

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