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Actes du colloque Marché de la recherche regiosuisse & Colloque ...

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Die Regionalpolitik in Deutsch<strong>la</strong>nd: institutioneller Aufbau und aktuelle Probleme 57Wirtschaftswissenschaftler, die sich aus regionalpolitischer Sicht mit <strong>de</strong>r NEG befassthaben, neigen insgesamt eher zu <strong>de</strong>r Annahme, dass ein Konflikt zwischen Wachstums-und Ausgleichsziel besteht (z.B. Bröcker 2002; Lammers 2006; Zimmermann2004). An<strong>de</strong>re Autoren betonen, dass die Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r NEG noch weit von einer realitätsnahenMo<strong>de</strong>llierung entfernt sind, so dass sich keine zwingen<strong>de</strong>n Schlussfolgerungen,son<strong>de</strong>rn allenfalls vage Empfehlungen für die Regionalpolitik ableiten <strong>la</strong>ssen(z.B. Alecke u. Untiedt 2007; Dupont 2007; Farole et al. 2009; Martin 2008; Rosenfeld2007).Erfor<strong>de</strong>rn insofern das Ausgleichsziel (sog. Konvergenz-Ziel) und das Wachstumsziel(sog. Lissabon-Ziel) unterschiedliche Gebietskulissen? Auf die Frage nach <strong>de</strong>r Gebietskulissefür das Wachstumsziel wer<strong>de</strong>n drei mögliche Antworten diskutiert:(1) Stärkung <strong>de</strong>r (Struktur-)Schwachen. Dies entspricht <strong>de</strong>r k<strong>la</strong>ssischen Ausgleichspolitik,basierend auf <strong>de</strong>m neok<strong>la</strong>ssischen Konvergenz-Theorem.(2) „Stärkung <strong>de</strong>r Stärken“ unter Einschluss aller Gebietskategorien. Diese Positionbasiert auf <strong>de</strong>m Theorem, dass regionalpolitische Wachstumsstrategien nicht aufeine bestimmte Gebietskategorie beschränkt, son<strong>de</strong>rn prinzipiell überall möglichsind. Dort sollten sie allerdings an <strong>de</strong>n regionalspezifischen Stärken und Schwächenansetzen und möglicherweise auch in <strong>de</strong>r Instrumentierung regional angepasstsein. Diese Position wird überwiegend in <strong>de</strong>r aktuellen Raumordnungspolitikvertreten. Sie entspricht auch <strong>de</strong>m Ziel 2 <strong>de</strong>r EU-Regionalpolitik „RegionaleWettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ sowie <strong>de</strong>m „p<strong>la</strong>ce-based approach“<strong>de</strong>s Barca-Reports (2009).(3) „Stärkung <strong>de</strong>r (Struktur-)Starken“. Diese Position, die häufig <strong>de</strong>m Raumordnungskonzept<strong>de</strong>r Metropolregionen unterstellt wird, äussert sich in <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung,dass vor allem „Leistungsträger“ gestärkt wer<strong>de</strong>n müssten, beispielsweisebei staatlichen Infrastrukturinvestitionen. Charakteristisch für diese Position sindLeuchtturm-Projekte, eine Fokussierung auf Hightech- und an<strong>de</strong>re Zukunftsbranchensowie die Instrumentierung über Wettbewerbe. Ressourcentransfers imRahmen von Ausgleichspolitiken wie <strong>de</strong>r horizontale Finanzausgleich wer<strong>de</strong>nabgelehnt.Wenn man versucht, aus <strong>de</strong>r theoretischen Debatte eine Schlussfolgerung für diePraxis <strong>de</strong>r Regionalpolitik zu ziehen, so ergibt sich kein <strong>du</strong>rchsch<strong>la</strong>gen<strong>de</strong>s Argumentfür eine grundsätzliche Revision <strong>de</strong>r ausgleichsorientierten Regionalpolitik und eineRevision <strong>de</strong>s raumordnungspolitischen Ziels <strong>de</strong>r Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse.Dem häufig geäusserten Argument, die bisher auf strukturschwacheRegionen gerichteten För<strong>de</strong>rpolitiken sollten ihre Ressourcen auf die strukturstarkenRegionen umlenken, um einen grösseren Beitrag zur Erfüllung <strong>de</strong>s Wachstumszielszu leisten, fehlt die empirische Evi<strong>de</strong>nz.Damit ist allerdings noch nichts über <strong>de</strong>n zweckmässigen Umfang staatlicher Ausgleichspolitikgesagt. Selbstverständlich be<strong>de</strong>uten das regionalpolitische Ausgleichszielund <strong>de</strong>r raumordnungspolitische Grundsatz <strong>de</strong>r „gleichwertigen Lebensverhältnisse“keinesfalls eine pauschale Nivellierung, beispielsweise von Einkommen, Arbeitsplätzen,Infrastruktur usw. Letztlich muss je<strong>de</strong> Gesellschaft politisch entschei<strong>de</strong>n,wie viel räumliche Ungleichwertigkeit sie ertragen kann und muss. Eine solcheEntschei<strong>du</strong>ng wird im politischen Prozess diskursiv vorbereitet. Beteiligt sind dabeiWissenschaften und Medien sowie nicht zuletzt die antagonistischen Einflussnahmen

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