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Freihandel und Widerstand in Zentralamerika - Ökumenisches Büro ...

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westen des Landes an Landsuchende aus demHochland verteilt werden. Es gibt also weiterh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>en deutlichen Gegensatz zwischen Latif<strong>und</strong>ien(Landflächen größer als 200 ha) <strong>und</strong> M<strong>in</strong>if<strong>und</strong>ien(Landflächen kle<strong>in</strong>er als 2 ha). Mit zweiDrittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche <strong>in</strong>Händen von 2,9% der Landbesitzenden <strong>in</strong> Betriebsgrößenab 45 ha, demgegenüber 4% derFläche <strong>in</strong> Händen von 54% der Landbesitzenden<strong>in</strong> Betriebsgrößen bis 1,4 ha hat Guatemala diehöchste Landkonzentration Mittelamerikas.Großbesitz konzentriert sich auf das fruchtbareLand der Südküste <strong>und</strong> auf die aufsteigendenHänge des zentralen Hochlandes, der Kle<strong>in</strong>besitzist auf den kargen Böden des Hochlandes <strong>und</strong>des Regenwaldes zu f<strong>in</strong>den. Kooperative Strukturens<strong>in</strong>d meist als Vermarktungs-, weniger alsProduktionsgenossenschaften präsent.In Nicaragua setzte die sand<strong>in</strong>istischeRevolution mit der Agrarreform der 80er Jahrean der ungleichen Landverteilung an: Der Anteilder Großgr<strong>und</strong>besitzer an der landwirtschaftlichenFläche wurde von 36% auf 6% heruntergeschraubt,auf 13% der landwirtschaftlichenFläche entstand der staatliche Landwirtschaftssektormit stabilen Arbeitsplätzen für Saison<strong>und</strong>Wanderarbeiter, Kooperativen konnten vongünstigen Krediten <strong>und</strong> staatlichen Weiterverarbeitungs-<strong>und</strong> Vermarktungse<strong>in</strong>richtungenprofitieren <strong>und</strong> landlose Bauern erhieltenEigentumstitel. In den 90er Jahren allerd<strong>in</strong>gswaren mit dem Wegfall der staatlichen Unterstützungviele Bauern gezwungen ihr Land zuverkaufen: fallende Weltmarktpreise für landwirtschaftlicheProdukte, der Druck der Großgr<strong>und</strong>besitzer<strong>und</strong> fehlende Kredite für Dünger<strong>und</strong> Saatgut zwangen sie dazu. Trotzdem verh<strong>in</strong>dertee<strong>in</strong>e Welle von Streiks <strong>und</strong> Landbesetzungen<strong>in</strong> der ersten Hälfte der 90er Jahre e<strong>in</strong>roll back <strong>in</strong> der Landkonzentration. Auch bei derReprivatisierung des Staatssektors konnten dieGroßgr<strong>und</strong>besitzer nur e<strong>in</strong> Viertel e<strong>in</strong>heimsen.Seitdem werden unzählige Verfahren um dieAnerkennung sand<strong>in</strong>istischer Landtitel geführt.Inzwischen mussten ca. 60% des Landreformlandeswieder verkauft werden. So ist der Anteilder Kle<strong>in</strong>produzentInnen an der landwirtschaftlichenNutzfläche von 80% auf unter 25% gesunken.Nachdem es Ende der 90er Jahre um dieLandproblematik still geworden war, hat dieVerelendung durch die akute Kaffee(preis)krisenoch e<strong>in</strong>mal zu deutlichen Mobilisierungengeführt.In El Salvador sollte die stecken gebliebeneAgrarreform der frühen 80er Jahre durch dasFriedensabkommen mit der FMLN 1992 wiederaktiviert werden. Aber die damals von derEnteignung ausgenommenen Betriebe zwischen245 <strong>und</strong> 500 Hektar konnten wieder durchAufteilung auf Strohmänner der Verteilung anLandlose weitgehend entzogen werden. DasLand, das tatsächlich enteignet wurde, wurdeaber auch nicht verschenkt, sondern musstegekauft werden. Deshalb haben beide Agrarreformen(1980 <strong>und</strong> 1992) verschuldete Kooperativen<strong>und</strong> Campes<strong>in</strong>o-Familien h<strong>in</strong>terlassen. Mitdem Parzellierungs- <strong>und</strong> dem Umschuldungsgesetzals Folge des Friedensabkommen wurdenParzellierung, Auflösung der Kooperativen <strong>und</strong>Landverkauf noch gefördert.Während <strong>in</strong> Nicaragua 43% der Campes<strong>in</strong>o-Familien <strong>und</strong> über die Hälfte der landwirtschaftlichenFläche von der Agrarreform erfasst wurde,waren es <strong>in</strong> El Salvador letztendlich nur 25%gewesen. In El Salvador ist es im Gegensatz etwazu Nicaragua nicht möglich, den Landbedarf derLand- <strong>und</strong> Arbeitslosen durch e<strong>in</strong>fache Verteilungsmaßnahmendes ger<strong>in</strong>g oder nicht genutztenLandes zu decken, da nicht ausreichendLand zur Verfügung steht. E<strong>in</strong>e forcierte Landverteilungwürde unmittelbar die Oligarchie aufden Plan rufen bzw. wäre nur durch e<strong>in</strong>e revolutionäreBewegung durchzusetzen.Bedeutung der LandwirtschaftDie Bedeutung der Landwirtschaft am Nationalproduktist unterschiedlich. So kommt derLandwirtschaft <strong>in</strong> Nicaragua e<strong>in</strong>e deutlich größereBedeutung zu als <strong>in</strong> El Salvador. ZumVergleich: In Nicaragua s<strong>in</strong>d 45% der Bevölkerungvon der Landwirtschaft abhängig; dielandwirtschaftliche Produktion nimmt e<strong>in</strong>Viertel des Brutto<strong>in</strong>landsproduktes (BIP) e<strong>in</strong>; <strong>in</strong>El Salvador gibt die Landwirtschaft nur 14% derBevölkerung Arbeit <strong>und</strong> macht auch am BIP nur14% aus.In Nicaragua beschränkt sich der großflächigeAnbau auf wenige Exportprodukte. Dieshat se<strong>in</strong>en Ursprung <strong>in</strong> der Kolonialstruktur, wodie Befriedigung externer Bedürfnisse z.B. fürden Kaffeekonsum oder die Baumwollwirtschafte<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielte. Mit der Öffnungnationaler Märkte für landwirtschaftliche Produkteaus dem Norden wurde diese Strukturnoch e<strong>in</strong>mal verschärft, da Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteljetzt auch für den <strong>in</strong>ternen Markt nicht mehrkonkurrenzfähig produziert werden können. DerKle<strong>in</strong>stbesitz ist unrentabel <strong>und</strong> bedeutet nurnoch Überlebenswirtschaft ohne Infrastruktur20 | <strong>Freihandel</strong> <strong>und</strong> <strong>Widerstand</strong> <strong>in</strong> <strong>Zentralamerika</strong>

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