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Freihandel und Widerstand in Zentralamerika - Ökumenisches Büro ...

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Der Schmetterl<strong>in</strong>g im Netz des freienMarktesPrivatisierung <strong>und</strong> Kommerzialisierungder biologischen RessourcenVor ungefähr 60 Millionen Jahren stießen zweiKont<strong>in</strong>ente zusammen <strong>und</strong> formten die mesoamerikanische1 Landenge. Dabei trafen neoarktische<strong>und</strong> neotropische Biosysteme aufe<strong>in</strong>ander,was e<strong>in</strong>zigartige Evolutionsprozesse zurFolge hatte. Heute gilt Mesoamerika mit 8% derweltweiten biologischen Vielfalt auf nur 0,5%der Erdoberfläche nach Amazonien als diezweitwichtigste Biodiversitäts-Region. Sieumfasst das Gebiet zwischen Südmexiko <strong>und</strong>Panama <strong>und</strong> ist wegen ihrer Artenvielfalt für dieSaatgut- <strong>und</strong> Pharmakonzerne der sogenanntenLife Science-Industrie hoch<strong>in</strong>teressant.Mesoamerikanischer BiologischerKorridor: Naturschutz <strong>und</strong> kommerzielleAusbeutung der NaturMitte der neunziger Jahre beschlossen diemittelamerikanischen Präsidenten die E<strong>in</strong>richtungdes <strong>Zentralamerika</strong>nischen BiologischenKorridors, der bald darauf unter E<strong>in</strong>beziehungdes Südostens Mexikos zum MesoamerikanischenBiologischen Korridor wurde. Der Gr<strong>und</strong>gedankewar, dass sich Gebiete großer Biodiversitätbesser erhalten <strong>und</strong> schützen lassen, wenn ihreVerb<strong>in</strong>dung untere<strong>in</strong>ander gegeben ist. Bereitsbestehende Naturschutzgebiete sollten mite<strong>in</strong>anderverb<strong>und</strong>en werden, damit der Austauschvon Genen, Individuen, Arten <strong>und</strong> ökologischenProzessen möglich ist.Doch dient der Mesoamerikanische BiologischeKorridor nicht nur dem Naturschutz. Vielmehrsoll das Projekt die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Region<strong>in</strong> die Weltwirtschaft fördern <strong>und</strong> Investitionenanziehen. Die Idee des Korridors entstand, alsBiodiversität als e<strong>in</strong>e Art Rohstoff für die Biotechnologiezum Gegenstand kommerziellerInteressen wurde. Aber auch der Handel mitCO 2-Kont<strong>in</strong>genten <strong>und</strong> so genannte „Ökotourismusprojekte“sollen mit dem Projektgefördert werden.Bis 2002 wurden bereits 100 Millionen US-Dollar <strong>in</strong>vestiert. Gelder fließen sowohl vonNichtregierungsorganisationen wie dem WorldWildlife Fo<strong>und</strong> <strong>und</strong> Conservation Internationalals auch von <strong>in</strong>ternationalen Organisationen wieder Weltbank <strong>und</strong> dem Entwicklungsprogrammder Vere<strong>in</strong>ten Nationen sowie von den staatlichenEntwicklungsagenturen Deutschlands,Hollands <strong>und</strong> der USA. Die NASA führt e<strong>in</strong>Projekt zur satellitengestützten Kartografierungder natürlichen Resourcen <strong>und</strong> der Bodennutzung<strong>in</strong> der Region durch.Mesoamerikanischer Biologischer Korridor<strong>und</strong> Plan Puebla-PanamáDer Mesoamerikanische Biologische Korridorwird häufig <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Plan Puebla-Panamá (PPP – siehe Seite 23) genannt, da sichbeide Initiativen auf fast dasselbe Gebiet beziehen.Die Idee des PPP ist um e<strong>in</strong>iges jünger alsdie des Korridors. Der Mesoamerikanische BiologischeKorridor, <strong>in</strong> dem verschiedene Gebietemit unterschiedlichen Nutzungsarten <strong>und</strong>Schutzwürdigkeiten ausgewiesen werden, kannals e<strong>in</strong>e Art transnationales Raumordnungsverfahrenfür die mittelamerikanische Regionbetrachtet werden <strong>und</strong> somit als Voraussetzungfür die Umsetzung der Infrastrukturprojekte desPPP. Schließlich soll beispielsweise der Bau e<strong>in</strong>erneuen Verkehrsverb<strong>in</strong>dung zwischen Atlantik<strong>und</strong> Pazifik („Canal Seco“) nicht allzu vielemöglicherweise kommerziell <strong>in</strong>teressante Artenbeseitigen.Biopiraterie Teil 1: Im NaturschutzgebietVon den zentralamerikanischen Staaten <strong>und</strong>Mexiko werden für Naturschutzgebiete desMesoamerikanischen Biologischen KorridorsLizenzen an Nichtregierungsorganisationenvergeben. Sie führen dann <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit Unternehmen <strong>und</strong> unter Ausnutzung traditionellenWissens e<strong>in</strong>heimischer BevölkerungForschungsprojekte durch (so genannte „Bioprospektionsprojekte“oder weniger neutralausgedrückt „Biopiraterieprojekte“), um kommerziellverwertbare Pflanzen, Tiere, Mikroorga-1 Der Begriff „Mesoamerika“stammt aus derArchäologie <strong>und</strong> wird fürdie Beschreibung vonbiologischen <strong>und</strong> ethnologischenZusammenhängen<strong>in</strong> der mittelamerikanischenRegion verwandt,während für dieBeschreibung politischerZusammenhänge derBegriff Mittel- oder<strong>Zentralamerika</strong> verwendetwird. Die Gebiete, die mitMesoamerika <strong>und</strong> <strong>Zentralamerika</strong>beschriebenwerden, s<strong>in</strong>d nichtidentisch, da TeileMexikos zu Mesoamerikazählen, jedoch nicht zu<strong>Zentralamerika</strong>.Biodiversität: Getreidevielfalt<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geschäft<strong>in</strong> Mexico Stadt<strong>Freihandel</strong> <strong>und</strong> <strong>Widerstand</strong> <strong>in</strong> <strong>Zentralamerika</strong> | 29

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