12.07.2015 Aufrufe

Freihandel und Widerstand in Zentralamerika - Ökumenisches Büro ...

Freihandel und Widerstand in Zentralamerika - Ökumenisches Büro ...

Freihandel und Widerstand in Zentralamerika - Ökumenisches Büro ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Militarisierung gibt, den wir weiter analysierenwollen.Beim Anti-Kriegskongress im Januar 2004<strong>in</strong> München hat das Ökumenische <strong>Büro</strong> e<strong>in</strong>Forum mit dem Thema „Neoliberale Globalisierung<strong>und</strong> ihre militärische Absicherung“veranstaltet. Unter anderem hat dort Raul Zeliküber das Zusammenspiel von Neoliberalismus<strong>und</strong> verstärkter Militarisierung gesprochen.Se<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>thesen werden hier <strong>in</strong> Auszügenwieder gegeben.„Spricht man über die Verknüpfung neoliberalerGlobalisierung <strong>und</strong> Militarisierung,dann sollte man vorausschieben, dass der Neoliberalismusnicht nur als volkswirtschaftlichesModell, sondern auch als Angriffskonzept gelesenwerden kann. Als Angriffsideologie <strong>und</strong> –praxis. Wenn man diese Seite betrachten möchte,lohnt sich der Blick <strong>in</strong> die Geschichte: Daserste Land, <strong>in</strong> dem der Neoliberalismus zurhegemonialen Praxis wurde, war Chile. Dortschuf die Diktatur die Vorraussetzungen für e<strong>in</strong>eneue Wirtschaftsordnung, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>e Gewerkschaft,e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tellektuelle Bewegung, e<strong>in</strong>eJugendbewegung auslöschte. Die ganzekeynesianistische, marxistische IntelligenzChiles wurde mit dem Militärputsch zerschlagen;das waren Leute, die für ganz Late<strong>in</strong>amerikaGedanken gebend waren. Und erst diese extremrepressive Politik sorgte schließlich dafür, dassbestimmte nationalökonomische Ideenüberhaupt erst umgesetzt werden konnten.Wenn man die Entwicklung des Neoliberalismus,ausgehend von Chile, weiterverfolgt,sieht man, dass auch <strong>in</strong> anderen Ländernder Siegeszug des Neoliberalismus mitRepression nach <strong>in</strong>nen <strong>und</strong> außen e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>g:Für den Thatcherismus <strong>in</strong> Großbritannienbeispielsweise waren die Niederschlagung desBergarbeiterstreiks [1984 - 85] <strong>und</strong> der strategischeSieg gegen die Gewerkschaftsbewegungentscheidende Voraussetzungen für die erfolgreicheUmsetzung der neuen Politik. Oder derFall der USA unter Reagan: Dort predigten diemarktliberalen Vordenker zwar den Abbaustaatlicher Interventionen, gleichzeitig aberwuchsen die staatlichen Ausgaben im militärischen<strong>und</strong> polizeilichen Bereich sprunghaft.Der Begriff des Liberalismus entpuppt sichalso als ideologische Konstruktion. Man kannsehr deutlich aufzeigen, dass die Gr<strong>und</strong>ideendes Liberalismus nur sehr selektiv übernommenwerden. E<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbares Beispiel hierfür ist diezweimalige Verstaatlichung der privaten Bankschulden<strong>in</strong> Chile während der Diktatur. DieRegierung P<strong>in</strong>ochet hat zwar die Privatisierungforciert, aber als bei Banken-Crashs große F<strong>in</strong>anzvermögenvernichtet wurden, sozialisierteder Staat diese Schulden. Die Gläubiger wurdenvor Verlusten geschützt, die Allgeme<strong>in</strong>heitzahlte für die Crashs.Die Tatsache, dass der Neoliberalismus <strong>in</strong>bestimmten Bereichen den Rückzug des Staatesforciert, <strong>in</strong> anderen die staatliche Interventionausbaut, hat mit ökonomischen Interessen zutun – von den Ausgaben zugunsten des militärischenSektors oder von der Übernahme vonSchulden profitieren ganz bestimmte Wirtschaftsgruppen.Darüber h<strong>in</strong>aus hat diese widersprüchlichersche<strong>in</strong>ende Politik aber auch mitden strategischen Zielen des Neoliberalismus ansich zu tun. E<strong>in</strong> konstituierendes Moment diesesKonzepts besteht <strong>in</strong> der Verschiebung derKräfteverhältnisse <strong>in</strong> den sozialen Ause<strong>in</strong>andersetzungen.Der Neoliberalismus kündigt denKlassenkompromiss des Keynesianismus auf (derim übrigen an sich nicht verteidigenswert ist).Insofern ist e<strong>in</strong>e aggressive, militärische Komponenteim Neoliberalismus immer mit angelegt.Im Folgenden möchte ich an e<strong>in</strong>em konkretenBeispiel erklären, wie Krieg, Militarisierung<strong>und</strong> Kapitalismus mite<strong>in</strong>ander verwoben s<strong>in</strong>d.Man muss dabei aufpassen: Man darf nicht <strong>in</strong>die Falle geraten, das e<strong>in</strong>e vom anderen abzuleiten.Dass Krieg e<strong>in</strong> unmittelbares Ergebniskapitalistischer Verhältnisse ist, ist zum<strong>in</strong>desthistorisch gesehen nicht richtig, denn Kriegeg<strong>in</strong>gen dem Kapitalismus lange voraus. E<strong>in</strong>monokausaler Argumentationsstrang ist daziemlich blöds<strong>in</strong>nig. Trotzdem halte ich es fürwichtig, auf diese Verb<strong>in</strong>dungen h<strong>in</strong>zuweisen.Am Beispiel des Paramilitarismus im Kolumbienkann man das me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach anhand vonfünf Beispielen relativ gut machen:1. Der Paramilitarismus als unmittelbareHerrschaftsform des KapitalsDer Paramilitarismus ist <strong>in</strong> Kolumbien zum e<strong>in</strong>ene<strong>in</strong> verlängerter Arm des Staates. Die Strukturengehen e<strong>in</strong>deutig aus der Armee <strong>und</strong> den Geheimdienstenhervor <strong>und</strong> könnten sich ohnediese nicht über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum behaupten.Auf der anderen Seite handelt es sichum Privatarmeen, die oft unmittelbar zugunstenvon Konzernen agieren, von diesen f<strong>in</strong>anziert<strong>und</strong> aufgebaut werden. Interessant ist hier derFall der Texaco Oil Company. In Kolumbienwurde der Paramilitarismus 1981/82 „etabliert“.In der Region des Magdalena Medio, wo die<strong>Freihandel</strong> <strong>und</strong> <strong>Widerstand</strong> <strong>in</strong> <strong>Zentralamerika</strong> | 39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!