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Freihandel und Widerstand in Zentralamerika - Ökumenisches Büro ...

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tion <strong>und</strong> versteckt sich h<strong>in</strong>ter den „InternenHilfen“ oder günstigen Kreditl<strong>in</strong>ien.Die USA wollen das Thema der <strong>in</strong>ternenSubventionen <strong>in</strong> multilateraler Form auf WTO-Ebene diskutieren. Dieser Versuch ist zwar imSeptember 2003 <strong>in</strong> Cancún gescheitert, dennochwird das Thema weiterh<strong>in</strong> aus den regionalenVerhandlungen herausgehalten <strong>und</strong> auf die WTOabgeschoben.Nach Auffassung der nicaraguanischenProduzentInnenvere<strong>in</strong>igungen dürfte eigentlichke<strong>in</strong> Produkt, welches <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Staatensubventioniert <strong>und</strong> nach <strong>Zentralamerika</strong>exportiert wird, bei den Verhandlungen zurDebatte stehen. Laut FENACOOP gehören dazuErdnüsse, Milchprodukte, Zucker, Reis <strong>und</strong> Mais(u.a.). Reis beispielsweise wird <strong>in</strong> den USA mit81% der Produktionskosten <strong>in</strong>tern subventioniert;Milch mit 48%. All diese Produkte s<strong>in</strong>djedoch Bestandteile des CAFTA-Vertrages <strong>und</strong>sollen <strong>in</strong> fünfzehn Jahren komplett zollfrei nach<strong>Zentralamerika</strong> exportiert werden können.Nicaraguas Landwirtschaft wird durch denZollabbau am stärksten zu leiden haben, weil <strong>in</strong>Nicaragua zum Großteil dieselben Produkteangebaut werden, die durch US-Subventionenpreislich verzerrt <strong>und</strong> damit nicht konkurrenzfähigs<strong>in</strong>d.Nichttarifäre HandelsbarrierenJenseits der Zölle gibt es noch andere Formenvon Schutzmaßnahmen, wie Qualitäts- odersanitäre Normen (nicht tarifäre Handelsbeschränkungen)4 , die nicht unter die WTO-Reglementarien fallen. Mit dem im Dezember2003 <strong>in</strong> den USA <strong>in</strong> Kraft getretenen „Gesetzgegen Bioterrorismus“ werden ganz nebenbeidie Importe von Agrarprodukten wie Kaffee vielteurer <strong>und</strong> aufwendiger. Die Exporteure <strong>und</strong>Transportunternehmen müssen sich bei der FDA(Food and Drug Adm<strong>in</strong>istration) <strong>in</strong> den USAregistrieren lassen <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>fuhr von Agrar<strong>und</strong>forstwirtschaftliche Produkten im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>melden. Für die Kontrolle der Importe muss e<strong>in</strong>e<strong>in</strong> den USA ansässige, autorisierte Agenturbeauftragt werden.Es macht für die armen Länder also wenigS<strong>in</strong>n, über den Abbau von Zöllen <strong>und</strong> „Körbe“zu verhandeln, wenn die nichttarifären Handelsbarrieren,<strong>in</strong>sbesondere die sanitären Maßnahmen,ke<strong>in</strong> Thema s<strong>in</strong>d. Mexiko hat mit demnordamerikanischen <strong>Freihandel</strong>sabkommen dieseErfahrung bereits gemacht. Wenngleich Mexikonach der Unterzeichnung des NAFTA – vorimmerh<strong>in</strong> zehn Jahren – für Hühnchenbruste<strong>in</strong>en zollfreien Marktzugang <strong>in</strong> die Staatenzugestanden bekam, hat es bis auf den heutigenTag noch ke<strong>in</strong> mexikanisches Hühnchen <strong>in</strong> dieUSA geschafft.Wer zieht den Vorteil aus den Verhandlungen...Die Verhandlungsdelegation verkündete begeistert,dass Nicaragua durch das CAFTA der sofortigezollfreie Export von „queso chontaleño“ermöglicht werde. Aber dieser Frischkäse musspasteurisiert se<strong>in</strong> – dies ist e<strong>in</strong>e der Hygieneauflagenfür den Export. Und die e<strong>in</strong>zige Pasteurisierungsanlage<strong>in</strong> Nicaragua ist <strong>in</strong> Besitz destransnationalen Unternehmens PARMALAT(dessen italienisches Mutterunternehmen<strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> Konkurs gegangen ist).Außerdem wird es Nicaragua „erlaubt“,Zucker zu exportieren. Die nicaraguanischeZuckerproduktion ist <strong>in</strong> den Händen der FamiliePellas, dem e<strong>in</strong>zigen wirklichen „Global Player“<strong>in</strong> Nicaragua, der außer der Herstellung desbekannten „Flor de Caña“-Rum auch den komplettenImport asiatischer Autos abwickelt. Abernicht e<strong>in</strong>mal die Pellas selbst haben e<strong>in</strong> übermäßiggroßes Interesse am Zuckerexport, weil ihrsattes Geschäft <strong>in</strong> Nicaragua selbst stattf<strong>in</strong>det:Zucker wird <strong>in</strong> Nicaragua mehr als doppelt soteuer gehandelt wie auf den <strong>in</strong>ternationalenMärkten, denn er ist das e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong>tensiv geschützteProdukt <strong>in</strong> Nicaragua, das dienicaraguanischen KonsumentInnen praktischmit 180 Millionen Dollar subventionieren.E<strong>in</strong> weiteres Produkt, das Marktzugang <strong>in</strong>die USA f<strong>in</strong>den soll, s<strong>in</strong>d Erdnüsse aus Nicaragua.Erdnüsse werden bereits nach Mexico <strong>und</strong>Europa exportiert. Um e<strong>in</strong>en Vorteil aus diesemAngebot zu ziehen, müßten <strong>in</strong> Nicaraguaallerd<strong>in</strong>gs die Anbauflächen ausgeweitet werden,<strong>und</strong> diese stehen nur beschränkt zurVerfügung. Außerdem erfordert der Erdnussanbaue<strong>in</strong> hohes Maß an Mechanisierung, d.h. dieProduzentInnen müssten zunächst <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>en<strong>und</strong> Technologie <strong>in</strong>vestieren, was sie wegen desbeschränkten Kreditzugangs meist nicht können.... <strong>und</strong> wer hat das Nachsehen?Der enorme Produktivitätsvorsprung derIndustrieländer ist für die Trikontländer <strong>in</strong>absehbarer Zeit wohl nicht aufzuholen. Dies giltauch für die Agrarwirtschaft. Beispielsweise ist4Ges<strong>und</strong>heitspolizeilicheAuflagen,mittels dererAgrarprodukte mitdem H<strong>in</strong>weis aufmangelhafteHygienestandardsoder sonstigeGes<strong>und</strong>heitsgefährdungenan derGrenze zurückgewiesenwerden können.<strong>Freihandel</strong> <strong>und</strong> <strong>Widerstand</strong> <strong>in</strong> <strong>Zentralamerika</strong> | 27

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