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Kormoran- und Fischbestand

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Unterschiede gibt es auch im Bruthabitat: die<br />

Kontinentalrasse brütet auf Bäumen, während<br />

die atlantische Rasse ihre Nester an felsigen<br />

Küsten baut. Durch das Zusammenwachsen<br />

der Unterarten in den letzten Jahren gibt es<br />

heute Überlappungen im Sommer, es gibt auch<br />

gemeinsame Überwinterungsgebiete. In England<br />

begann in letzter Zeit die atlantische Rasse im<br />

Inland zu brüten. Auch paaren sich die beiden<br />

Rassen erfolgreich.<br />

Nun könnte man meinen, Systematik ist nur<br />

etwas für Spezialisten. Das ist nicht ganz so,<br />

denn die Bestandsentwicklung verlief in den Teil-<br />

arealen sehr unterschiedlich; sie zu kennen ist für<br />

das Verständnis des <strong>Kormoran</strong>s heute wichtig.<br />

Schon die Dynamik der „Kontinentalrasse“ verlief<br />

nicht einheitlich: Nur im westlichen Kontinetaleuropa<br />

fiel der Bestand in den 60er Jahren des<br />

vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts auf einen historischen<br />

Tiefstand von knapp 5.000 Brutpaaren – die<br />

Vögel hielten sich in Holland, Polen <strong>und</strong> in<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Nur hier konnte<br />

man von einem gefährdeten Vogel sprechen.<br />

Es ist diese Teilpopulation der westlichen Kontinentalrasse,<br />

die von ihrem Tief auf heute r<strong>und</strong><br />

155.000 Brutpaare angestiegen ist – ein Ende<br />

der Zunahme ist noch nicht abzusehen.<br />

Die östliche Teilpopulation der Kontinentalrasse<br />

war nie soweit auf diesem Tiefstand. Größere<br />

Brutkolonien haben sich stets gehalten am<br />

Zusammenfluss von Drau <strong>und</strong> Donau im früheren<br />

Yugoslawien, im Donaudelta in Rumänien <strong>und</strong> in<br />

der Ukraine. Auch hier sind die <strong>Kormoran</strong>zahlen<br />

in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich gestiegen,<br />

wenngleich nicht so dramatisch.<br />

Die „atlantische Rasse“, mit Schwerpunkten in<br />

Norwegen <strong>und</strong> auf den britischen Inseln war nie<br />

gefährdet, ihr Brutbestand hielt sich jahrzehntelang<br />

um 20.000 - 30.000 Paare, inzwischen ist<br />

auch diese Rasse auf etwa 40.000 Paare angestiegen.<br />

<strong>Kormoran</strong>e in alter Zeit<br />

In der sehr frühen Fischereiordnung Kaiser<br />

Maximilians I von 1499 werden für die Traun<br />

in Oberösterreich die Fischmeister angewiesen,<br />

„Schärm <strong>und</strong> andere Schadvögel“ in Hochnetzen<br />

zu fangen (in „Schärm“ steckt das Wort „Scharbe“,<br />

eine alte Bezeichnung für den <strong>Kormoran</strong>).<br />

Dadurch gibt uns der Kaiser indirekt einen Hinweis,<br />

dass schon damals <strong>Kormoran</strong>e Forellen-<br />

<strong>und</strong> Äschengewässer in den Alpen aufsuchten.<br />

Die nächsten Brutgebiete der „Schärm“ lagen<br />

damals wahrscheinlich an der Donau.<br />

10<br />

Im „Vogelbuch“ von 1557 des Schweizer Naturforschers<br />

<strong>und</strong> Arztes Konrad Gessner findet sich<br />

die Abbildung eines <strong>Kormoran</strong>s.<br />

Dort heißt es: „In unseren Landen ist ein schwarzer<br />

Wasservogel welcher die Fisch in den Wassern<br />

<strong>und</strong> Seehen jagt <strong>und</strong> ihnen viel Schaden thut….<br />

So man diesen am Rhein bey uns siehet, sol es<br />

ein Zeichen einer grossen Kälte seyn….Er kommt<br />

fast zu Winterszeit in unsern See (Züricher See)<br />

<strong>und</strong> streckt allzeit auch in der größten Kälte seine<br />

Flügel auff“.<br />

Die Quellen aus der Schweiz <strong>und</strong> Österreich<br />

beweisen, dass der <strong>Kormoran</strong> schon damals –<br />

zumindest auf dem Zug – auch da <strong>und</strong> dort<br />

im Voralpenraum zu beobachten war.<br />

In Europa war der <strong>Kormoran</strong> in alter Zeit sicher<br />

weit verbreitet, einmal durch Vögel, die von ihren<br />

nördlichen Brutgebieten an den Küsten in die<br />

Wintergebiete am Mittelmeer zogen, <strong>und</strong> dann<br />

durch jene, die von Brutkolonien an den fischreichsten<br />

Binnengewässern stammten <strong>und</strong> von<br />

dort aus umherstrichen.<br />

Eine gelegentliche Nachstellung in alter Zeit<br />

dürfte am Gr<strong>und</strong>muster nicht allzu viel geändert<br />

haben. Sicher waren <strong>Kormoran</strong>e nicht annähernd<br />

so häufig wie heute.<br />

<strong>Kormoran</strong> im Vogelbuch des Conrad Gesner, Schweiz, von<br />

1557: „Schwarzer Wasservogel welcher die Fisch in den<br />

Wassern <strong>und</strong> Seehen jagt“.

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