Kormoran- und Fischbestand
Kormoran- und Fischbestand
Kormoran- und Fischbestand
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Schon 1897 haben sich die Chiemseefischer<br />
zu einer Fischereigenossenschaft zusammengeschlossen<br />
mit dem Ziel, Fischbestände zu<br />
fördern. Seit 1971 betreibt die Genossenschaft<br />
ein Bruthaus, in dem zunächst Renkenlaich erbrütet<br />
wurde. Die Renken, in den verschiedenen<br />
Seen nach der Eiszeit isoliert, haben eine Reihe<br />
von lokalen Anpassungen hervorgebracht, deren<br />
systematische Einordnung den Wissenschaftlern<br />
heute noch Kopfzerbrechen bereitet. Auch der<br />
Volksm<strong>und</strong> kennt verschiedene Bezeichnungen:<br />
Reinanken (Österreich) oder Felchen (Bodensee).<br />
Die Chiemseerenke jedenfalls ist schmackhaft in<br />
jeder Form, ob gebraten oder geräuchert.<br />
Renken, eine Form der lachsartigen Fische,<br />
laichen im See, ihre Eier sinken zu Boden. Für die<br />
Entwicklung der Eier ist sauerstoffreiches Wasser<br />
wichtig. Die saisonale Wasserzirkulation bringt<br />
sauerstoffreiches Wasser in tiefere Schichten,<br />
jedoch nicht in allen Jahren in gleicher Weise.<br />
Das ist einer der Gründe, warum der Renkenfang<br />
in den Seen von Natur aus schwankt. Die<br />
Aufzeichnungen der Chiemseefischer zeigen<br />
diese Schwankungen in den 70er bis Anfang der<br />
80er Jahre – vor dem Einfluss des <strong>Kormoran</strong>s.<br />
Ab 1983 gingen die Erträge zurück. Seit Mitte<br />
Fischentnahme Chiemsee<br />
kg/ha<br />
50<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1972<br />
’74<br />
’76<br />
’78<br />
Gesamtfang Berufsfischer Entnahme <strong>Kormoran</strong>e<br />
’80<br />
’82<br />
der siebziger Jahre sinkt der Phosphatgehalt, ein<br />
guter Indikator für die Eutrophierung: weniger<br />
Nährstoffe bedeuten weniger Nährtiere. Heute<br />
gehen den Fischern kleinere <strong>und</strong> weniger Renken<br />
ins Netz. Wie seit der großen <strong>Kormoran</strong>studie in<br />
Bayern 1994 bekannt, fängt der <strong>Kormoran</strong> vor<br />
allem die häufigen Weißfische, er frisst aber auch<br />
Renken. Nach einer Kalkulation des Instituts für<br />
Fischerei in Starnberg beträgt die Fischentnahme<br />
durch den Vogel heute 4-4,6 kg/ha gegenüber<br />
9-11 kg/ha durch Berufsfischer. Gemessen an der<br />
Gesamtfischentnahme schlagen die <strong>Kormoran</strong>e<br />
mit 25-45% zu Buche.<br />
Das bleibt nicht ohne Wirkung: viele Indizien<br />
weisen darauf hin, dass durch den Fischfang<br />
des <strong>Kormoran</strong>s ein Wiederanstieg des Fangertrages<br />
der Fischer auf das höhere Potential des<br />
Chiemsees verhindert wird. Ein Wiederanstieg<br />
der Erträge nach Einbrüchen, wie in früheren<br />
Zeiten, bleibt heute aus. <strong>Kormoran</strong>e haben auch<br />
einen massiven Einfluss auf die Mairenke, einem<br />
karpfenartigen Fisch, bei ihren Laichzügen in die<br />
Alz. Nicht ganz so betroffen ist der ebenso in die<br />
Alz ziehende Perlfisch: laichreife Perlfische sind<br />
meist jenseits der bewältigbaren Größenspanne<br />
der <strong>Kormoran</strong>nahrung.<br />
Auf <strong>und</strong> Ab des Brotfisches: nach dem Rückgang stagniert der Fang der Renke auf niedrigem Niveau<br />
’84<br />
’86<br />
’88<br />
’90<br />
’92<br />
’94<br />
’96<br />
’98<br />
Die Renkenfänge variieren<br />
von Natur aus stark<br />
durch Schwankungen in<br />
der Reproduktion.<br />
2000<br />
’02<br />
’04<br />
’06