Kormoran- und Fischbestand
Kormoran- und Fischbestand
Kormoran- und Fischbestand
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Fachstellen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Kantone, die<br />
Forschungsstellen für Fischerei <strong>und</strong> Ornithologie,<br />
sowie die Interessenvertreter der Angelfischerei,<br />
der Berufsfischerei, des Naturschutzes <strong>und</strong><br />
des Vogelschutzes. Der Auftrag an die Gruppe<br />
lautete, Vorschläge auszuarbeiten, die den Konflikt<br />
mit der Fischerei <strong>und</strong> dem Fischartenschutz<br />
minimieren, ohne dabei die zahlreichen Wasservögel<br />
an den Seen übermäßig zu stören. In<br />
jüngster Zeit war die Schweiz das erste Alpenland<br />
mit größeren Winteransammlungen: an die<br />
8.400 <strong>Kormoran</strong>e verbrachten den Winter Mitte<br />
der 80er Jahre an den großen Seen – die meisten<br />
am Genfer See, Zuger See <strong>und</strong> Bodensee. In den<br />
Jahren danach nahm die Zahl der Überwinterer<br />
auf 5.500 ab. Gr<strong>und</strong> war die Reduktion der<br />
Fischbestände in den Seen durch den <strong>Kormoran</strong><br />
selbst, was auch zum Rückgang der Erträge<br />
in der Berufsfischerei führte. Die Berufsfischer<br />
erlitten auch zusätzlich wirtschaftliche Einbußen<br />
durch verletzte <strong>und</strong> nicht vermarktbare Fische<br />
sowie durch die Beschädigungen der Netze durch<br />
<strong>Kormoran</strong>e.<br />
Auch in den Fließgewässern machte sich der<br />
<strong>Kormoran</strong> bemerkbar, wenngleich dort für den<br />
Rückgang der Fische auch andere Faktoren eine<br />
Rolle spielten. Betroffen waren in erster Linie<br />
Äschen- <strong>und</strong> Forellengewässer. Ein erster Maßnahmenplan<br />
konnte 1995 vorgelegt werden.<br />
Ihm liegt folgende Absicht zugr<strong>und</strong>e: <strong>Kormoran</strong>e<br />
werden in der Wahl ihrer Nahrungsplätze so<br />
beeinflusst, dass ihr Einfluss auf die Fischbestände<br />
an den Fließgewässern abnimmt, sich die<br />
schwarzen Vögel an den größeren Seen konzentrieren.<br />
Dort unterbleiben Abwehrmaßnahmen,<br />
um andere Wasservögel nicht zu stören. Das<br />
führt zu folgender Zonierung der Gewässer:<br />
· Eingriffsgebiete<br />
Fließgewässer <strong>und</strong> Kleinseen bis 50 ha, in<br />
welchen Maßnahmen zur <strong>Kormoran</strong>vergrämung<br />
ergriffen werden. Hier hat der Fischartenschutz<br />
Priorität.<br />
60<br />
· Nichteingriffsgebiete<br />
Seen über 50 ha Fläche <strong>und</strong> Flussstaue, in<br />
denen keine Abwehrmaßnahmen stattfinden.<br />
Hier hat der Schutz von Wasservögeln Priorität.<br />
· Überlappungsgebiete<br />
Hier überschneiden sich die Interessenslagen<br />
von Fischerei <strong>und</strong> Vogelschutz. Deshalb gibt es<br />
Abwehrmaßnahmen an größeren Seen – meist<br />
Abschüsse von <strong>Kormoran</strong>en an Netzen von<br />
Berufsfischern. Oder es führt zum Verzicht von<br />
Abwehrmaßnahmen in wichtigen Wasservogel-<br />
gebieten an Fließgewässern.<br />
Der Maßnahmenplan 1995 stellte auch die Weichen<br />
für eine gute Dokumentation der durchgeführten<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> ihrer Wirkungen.<br />
Eine Erfolgskontrolle nach 10 Jahren kam zu<br />
folgendem Ergebnis: fließgewässernahe Schlafplätze<br />
haben abgenommen, Äschenbestände am<br />
Hochrhein <strong>und</strong> anderen Fließgewässern zeigen<br />
eine gewisse Erholung, die Fische geringere<br />
Verletzungsraten.<br />
In Eingriffsgebieten führen Abwehrmaßnahmen<br />
gelegentlich zu Nebenwirkungen auf andere<br />
Wasservögel. Demgegenüber steht eine Beruhigung<br />
in Nichteingriffsgebieten, da auch die<br />
allgemeine Wasservogeljagd oft nicht ausgeübt<br />
wurde. Außerordentlich hoch war der Personalaufwand<br />
für Abwehrmaßnahmen – engagiert<br />
waren viele Freiwillige, zusätzlich zu den angestellten<br />
Wildhütern.<br />
Als wichtigste Veränderungen für den Zeitraum<br />
1995-2003 zeigte sich auch, dass bei gleich bleibendem<br />
Gesamtbestand in der Schweiz die nicht<br />
mehr ziehende Sommerpopulation angestiegen<br />
war. Die Vögel haben inzwischen begonnen, in<br />
der Schweiz zu brüten. Nahrungsangebot <strong>und</strong><br />
Nahrungszusammensetzung haben sich deutlich<br />
verändert – es gibt nicht mehr den <strong>Fischbestand</strong><br />
der früheren Jahre. Der Wissensstand über<br />
<strong>Kormoran</strong>e, Fische <strong>und</strong> Wasservögel hat sich<br />
stark verbessert. Ein im Jahr 2005 vorgelegter,<br />
Die Minderung der<br />
Schäden durch <strong>Kormoran</strong>fraß<br />
bei gleichzeitiger<br />
Vermeidung der Störung<br />
von Wasservögeln<br />
führt zu Zonierung der<br />
Gewässer.