Kormoran- und Fischbestand
Kormoran- und Fischbestand
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Fähigkeiten des <strong>Kormoran</strong>s<br />
Gründe für den ungewöhnlichen Erfolg des<br />
<strong>Kormoran</strong>s sind seine enorme Mobilität <strong>und</strong><br />
Flexibilität. Auch andere Vogelarten pendeln<br />
zwischen Sommer <strong>und</strong> Winter von einer Erdhalbkugel<br />
auf die andere, die meisten aber nur<br />
zwischen eng umrissenen Brut- <strong>und</strong> Überwin-<br />
terungsgebieten.<br />
Beim <strong>Kormoran</strong> ist das weitaus komplexer: Wenn<br />
die Vögel im Frühjahr zurück in die Brutkolonie<br />
kommen <strong>und</strong> die meisten Erwachsenen mit dem<br />
Brutgeschäft beginnen, fliegen sie höchstens<br />
wenige Dutzend Kilometer. Ist die Aufzucht<br />
gegen Anfang August vorbei, verlassen Alt <strong>und</strong><br />
Jung die Brutstätte <strong>und</strong> ziehen weit umher, um<br />
sich an geeigneten Gewässern länger aufzu-<br />
halten – man spricht von Zerstreuungswanderungen.<br />
<strong>Kormoran</strong>e haben ausgefeilte Techniken,<br />
um ergiebige Gewässer zu finden. Das ist nicht<br />
so einfach, denn die Attraktivität ändert sich<br />
oft je nach Jahreszeit, Wasserführung, Laichzeit<br />
<strong>und</strong> Fischproduktion, sie ändert sich manchmal<br />
von Jahr zu Jahr. Über ein Kommunikationssystem<br />
verständigen sich <strong>Kormoran</strong>e darüber,<br />
denn sie fischen gerne in Gesellschaft. Wenn<br />
Mitte Oktober der Herbstzug einsetzt, wandern<br />
zunächst Vögel aus dem Norden mit nur<br />
kurzen Zwischenstopps auf dem Festland an die<br />
Mittelmeerküsten; manche ziehen weiter nach<br />
Afrika. Jedoch nicht alle ziehen so weit. Viele<br />
Steckbrief <strong>Kormoran</strong> Phalacrocorax carbo<br />
Beschreibung:<br />
Großer, gesellig lebender<br />
schwarzer Vogel,<br />
Gewicht 2,5 kg,<br />
Länge 75-95 cm,<br />
Flügelspannweite<br />
120-150 cm. Heller<br />
Kehlfleck, Schnabel<br />
mit Haken.<br />
Ökologische Nische<br />
<strong>und</strong> Verbreitung:<br />
Fischfresser, brütet an<br />
Küsten aller Kontinente<br />
mit Ausnahme von<br />
Südamerika <strong>und</strong> der<br />
Westküste Nord-<br />
20<br />
amerikas, zunehmend<br />
auch im Binnenland.<br />
In Europa zwei Unterarten.<br />
Bruterfolg:<br />
Tiefster Populationsstand:<br />
weniger als<br />
5.000 Brutpaare der<br />
westlichen Kontinentalrasse.<br />
Geringer Bruterfolg<br />
durch Pestizide<br />
<strong>und</strong> Schwermetalle.<br />
Nachstellungen halten<br />
an. Schutzbestimmungen<br />
nehmen zu.<br />
bleiben im Binnenland, mischen sich hier mit den<br />
Residenten des Sommers von denen es nur einen<br />
Teil nach Süden zieht. In den Abendst<strong>und</strong>en sieht<br />
man dann die <strong>Kormoran</strong>e auf den entlaubten<br />
Herbstbäumen an ihren Schlafplätzen am liebsten<br />
in der Nähe von Seen. Oft sind nur wenige<br />
Vögel in den Schlafgesellschaften, gelegentlich<br />
aber auch über Tausend. In der Regel kommen<br />
<strong>Kormoran</strong>e jedes Jahr an dieselben Schlafplätze.<br />
Bei steigender Gesamtpopulation erschließen sie<br />
sich neue Gebiete oder reagieren auf Winterstrenge<br />
<strong>und</strong> Störungen.<br />
Seit den 90er Jahren gab es auch eine Verhaltens-<br />
änderung: Bis dahin zogen nahezu alle <strong>Kormoran</strong>e<br />
im Herbst zur Überwinterung an die Mittelmeerküsten.<br />
Schlafbäume im Binnenland dienten nur<br />
einer Zwischenrast. Heute überwintern mehr<br />
Vögel in der Nähe der Brutkolonien, mehr <strong>und</strong><br />
mehr <strong>Kormoran</strong>e überwintern im Binnen-<br />
land. Diese Mobilität <strong>und</strong> Flexibilität im Jahres-<br />
lauf ist eine Meisterleistung; sie dient der<br />
Erschließung von räumlich begrenzter, oft<br />
unberechenbarer aber ergiebiger Nahrung.<br />
Schlafversammlungen bewähren sich auch in der<br />
Feindvermeidung. Diese kontinentale Mobilität<br />
resultiert in einer vernetzten Metapopulation.<br />
Der <strong>Kormoran</strong> kann ihm regional zugefügte<br />
Verluste gut ausgleichen.<br />
Nahrung:<br />
Geschickter Tauchjäger,<br />
erbeutet Fische auch<br />
in Gemeinschaftsjagd.<br />
Bevorzugte Fischgröße<br />
10-20 cm, gelegentlich<br />
auch Fische bis 55<br />
cm Länge <strong>und</strong> 750 g<br />
Gewicht. Durchschnittlicher<br />
Tagesbedarf<br />
400-500 g, bevorzugt<br />
keine bestimmten<br />
Fischarten, fischt nach<br />
Angebot.<br />
Konflikte:<br />
Hauptsächlich Teichwirtschaft,<br />
Berufs-<br />
<strong>und</strong> Angelfischerei.<br />
Gefährdung:<br />
Früher Pestizidbelastung<br />
<strong>und</strong> Nachstellung<br />
durch den Menschen.<br />
Hohe Flexibilität in<br />
Anpassung <strong>und</strong> Verhalten<br />
des <strong>Kormoran</strong>s sind<br />
eine Meisterleistung in<br />
der Vogelwelt.<br />
Rechtlicher Status:<br />
Vormals bedrohte<br />
Vogelart,EU-<br />
Vogelschutzricht-<br />
linie Anhang I; heute<br />
geschützte Art, EU-<br />
Vogelschutzrichtlinie.<br />
Ausnahmen zur<br />
Abwehr von Schäden<br />
möglich.