Kormoran- und Fischbestand
Kormoran- und Fischbestand
Kormoran- und Fischbestand
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Die Erklärung liegt in den Pestiziden <strong>und</strong> Schwermetallen.<br />
Das Insektizid DDT, zunächst als Segen<br />
betrachtet, fand ab Ende der vierziger Jahre<br />
weite Verbreitung.<br />
Ihm folgten weitere chlorierte Kohlenwasserstoffe<br />
wie Aldrin <strong>und</strong> Dieldrin, polychlorierte<br />
Biphenyle wie PCB, die zusammen mit weiteren<br />
als das „dreckige Dutzend“ bekannt <strong>und</strong> erst in<br />
den siebziger Jahren verboten <strong>und</strong> vom Markt<br />
genommen wurden.<br />
Die Auswirkungen auf Greifvögel rückten zuerst<br />
ins Rampenlicht. Bei ihnen wurde der Zusammen-<br />
hang zwischen Giftbelastung, Eischalendicke <strong>und</strong><br />
Bruterfolg zuerst aufgedeckt. Die besten Daten<br />
über die Misere des <strong>Kormoran</strong>s stammen aus<br />
dem Gebiet der Großen Seen in Nordamerika<br />
über den dort lebenden <strong>Kormoran</strong>, die Ohrenscharbe,<br />
Phalacrocorax auritius. Jener nahe<br />
Verwandte durchlief einen Niedergang <strong>und</strong><br />
Wiederaufstieg parallel zum westeuropäischen<br />
sinensis. Die Gründe für seinen Niedergang<br />
sind durch kanadische <strong>und</strong> US-amerikanische<br />
Forscher besser belegt.<br />
Zunächst fiel auf, dass die Zahl der Jungen von<br />
üblicherweise 2 pro Nest auf 0 bis 0,2 gefallen<br />
war. Eine Pestizidhypothese lag nahe <strong>und</strong> die<br />
Untersuchung belegte es: die Eischalendicke<br />
war reduziert.<br />
Frisst ein <strong>Kormoran</strong> belastete Fische, werden die<br />
gefährlichen Abbauprodukte der Umweltgifte<br />
im Fettgewebe gespeichert. Bei der fast ausschließlichen<br />
Fischnahrung des Vogels kann es<br />
12<br />
zu 1.000 facher Anreicherung gegenüber der<br />
Nahrung kommen. Die Schadstoffe stören den<br />
Kalkstoffwechsel, die Eischalen werden dünn,<br />
die Eier zerbrechen, geschlüpfte Junge sind nicht<br />
vital, überhaupt ist das Reproduktionsgeschehen<br />
gestört.<br />
Alles deutet darauf hin, dass auch in Europa im<br />
„dreckigen Dutzend“ der Umweltgifte die Erklärung<br />
für das weitere Absacken des Bestandes<br />
lag, zu einer Zeit, in der die Verfolgung nachließ.<br />
Getroffen hat der Niedergang besonders den<br />
westlichen Teil der kontinentalen <strong>Kormoran</strong>population,<br />
nämlich jenen im Gebiet besonders<br />
intensiver Landwirtschaft <strong>und</strong> dichter Industrie.<br />
Weniger betroffen waren die östliche Kontinental-<br />
population im dünner besiedelten Europa <strong>und</strong><br />
auch jene carbo – <strong>Kormoran</strong>e an den Küsten, die<br />
weniger belastete Meeresfische fingen.<br />
Eischalendicke<br />
Abnahme<br />
5%<br />
0%<br />
- 5%<br />
- 10%<br />
- 15%<br />
- 20%<br />
- 25%<br />
- 30%<br />
Normal<br />
0%<br />
1940 1950 1960 1970 1980 1990<br />
Der Fischjäger <strong>Kormoran</strong><br />
war von heute verbotenen<br />
Umweltgiften in<br />
seiner Reproduktion<br />
besonders betroffen.<br />
Reduktion der Eischalendicke<br />
des <strong>Kormoran</strong>s am Ontario-<br />
<strong>und</strong> Huronsee, Kanada: Folge<br />
des „Dreckigen Dutzends“