Bericht des Aufsichtsrats Vorstand Magazin Lagebericht Konzernabschluss Ergänzende Informationen Lothar Herbst, Dr. Constantin H. Alsheimer Bittin die dezentrale, innovative und effiziente Energieerzeugung nicht zu gefährden, müssen die Impulse für die Kraft-Wärme- Kopplung weiter forciert werden. Ein klares Bekenntnis zur Kraft-Wärme-Kopplung und zur Fernwärme ist notwendig. Im Sinne des Klimaschutzes und vertretbarer Kosten sollte die Politik dies bei den anstehenden Weichenstellungen für die Energiebranche berücksichtigen. Sie haben die Forderungen an die Politik für die künftige Energiepolitik klar genannt. Welche Schwerpunkte wird die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> in den kommenden Jahren beziehungsweise Jahrzehnten setzen? Dr. Constantin H. Alsheimer: Die Energiebranche steht derzeit vor einem entscheidenden Wandel. Heute werden die Weichen für die kommenden Jahrzehnte gestellt. Die wichtigsten Trends stehen dabei schon jetzt fest. Ganz sicher werden die Erneuerbaren Energien eine immer größere Rolle spielen. Notwendige Voraussetzung dafür ist der Ausbau der Übertragungsnetze, aber auch der Verteilnetze vor Ort. Intelligente Steuerung und Effizienz gewinnen an Bedeutung. Und nicht zuletzt werden Elektrofahrzeuge unser bisheriges Verständnis von Mobilität verändern. Auf all dies müssen die Energieversorger re- 16 <strong>Mainova</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2010</strong> agieren, indem sie ihre Geschäftsmodelle anpassen. Die angebotenen Energiedienstleistungen werden jedenfalls vielfältiger. Die Strategie der <strong>Mainova</strong> fußt dabei auf zwei Säulen. Erstens die Festigung der bereits heute gut ausgebildeten Dienstleistungsorientierung der Mitarbeiter sowie zweitens der Ausbau der Innovationskraft des Unternehmens. Eine Schlüsselrolle spielen hierbei die Mitarbeiter. Sie müssen die wichtigste Quelle für Ideen sein. Eine wesentliche Voraussetzung für das Meistern der anstehenden Herausforderungen ist eine vorausschauende Personalpolitik. Vorausschauende Personalpolitik. Dieses Stichwort nehme ich gerne auf. Herr Herbst, wie hat sich aus Ihrer Sicht die veränderte Branchendynamik auf die Mitarbeiter und die Personalarbeit bei der <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> ausgewirkt? Lothar Herbst: Auf den ersten Blick zeigt sich die Wirkung der Branchendynamik in unserem Personalaufbau und in den zahlreichen organisatorischen Änderungen. Alleine im vergangenen Jahr hat die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> 255 neue Mitarbeiter eingestellt. Dabei sind neben zusätzlichen Aufgaben auch die Neustrukturierungen verschiedener Bereiche ursächlich für die Vielzahl „Die Energiebranche steht derzeit vor einem tiefgreifenden Wandel. Heute werden die Weichen für die kommenden Jahrzehnte gestellt.“ Dr. Constantin H. Alsheimer neuer Stellen. Kaum ein anderes Unternehmen vergleichbarer Größe zeigt ein ähnlich starkes Wachstum. All diese Entwicklungen haben natürlich ein gemeinsames Ziel: den Unternehmenserfolg auch zukünftig sicherzustellen. Unsere Mitarbeiter sind dabei einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren. Sie bleiben jedoch nicht unberührt von den Veränderungen. Mit einer offenen Kommunikation bei jedem Restrukturierungsprojekt versuchen wir, die Notwendigkeit der Veränderung zu erklären und möglicherweise entstandene Ängste abzubauen. Denn nur, wenn wir es schaffen, die Mitarbeiter zu überzeugen, tragen sie die für das Unternehmen wichtigen Neuerungen mit. Die Begleitung von Veränderungsprozessen wird bei der zunehmenden Branchendynamik zukünftig eine größere Rolle in der Personalarbeit spielen. Branchenunabhängig prognostizieren Experten einen veränderten zukünftigen Arbeitsmarkt. Welche Entwicklungen besitzen Relevanz für die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> und wie wird die Reaktion darauf sein? Lothar Herbst: Das Wort Demografie ist in aller Munde und besitzt auch für die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> hohe Relevanz. Unsere Mitarbeiter müssen sich wie die meisten Arbeitnehmer darauf einstellen, länger zu arbeiten. Das wiederum bedeutet für uns als Unternehmen, dass wir ihre Gesundheit und Leistungsbereitschaft erhalten müssen. Der zweite Punkt ist der viel zitierte Fachkräftemangel. Entscheidend dafür, wie stark dieser sein wird, ist aber nicht allein die Bevölkerungsentwicklung. Ebenso wichtig ist die Frage, wie sich angesichts von Trends in der Produktion und bei Dienstleistung der Bedarf entwickelt. Zugespitzt formuliert: Welche Qualifikationen brauchen wir bei unseren Kraftwerkern infolge des Umbaus der Energieerzeugung in 15 Jahren? Hier ist eine mittel- und langfristige qualitative wie quantitative Personalplanung gefragt, die auch die Identifikation von Schlüsselpositionen und eine langfristige Nachfolgeplanung beinhaltet. Mit unseren Nachwuchsprogrammen sind wir schon gut aufgestellt. Trotzdem wollen wir unser Talent-Management und das Recruiting weiter professionalisieren. Wir werden die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> deutlicher auf dem Arbeitsmarkt positionieren. Es muss bekannter werden, dass die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> ein attraktiver Arbeitgeber für leistungsstarke Mitarbeiter ist und bleibt. Mit den Bereichen IT und Immobilienmanagement verantworten Sie zwei wichtige Zukunftsfaktoren. Welche Aspekte muss die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> beim Aufbau einer modernen Infrastruktur und einer zukunftsfähigen IT besonders berücksichtigen? Lothar Herbst: Gerade als Energieversorger haben wir natürlich eine Vorbildfunktion im Bezug auf die Effizienz unserer Gebäude. Um diese zu erfüllen, investieren wir aktuell und auch zukünftig in die energetische Sanierung unserer Bürogebäude und Werkhallen an sämtlichen Standorten. Die IT wiederum erlangt als wesentlicher Erfolgs- und Zukunftsfaktor immer mehr an Bedeutung. Sie ist mittlerweile das „Es muss bekannter werden, dass die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> ein attraktiver Arbeitgeber für leistungsstarke Mitarbeiter ist und bleibt.“ Lothar Herbst Rückrat für das Gros unserer Arbeitsprozesse und intensiv den ständig neuen Anforderungen der Bundesnetzagentur ausgesetzt. Wir nutzen dies als Chance und stellen die entwickelten Lösungen unseren Beteiligungen zur Verfügung und unterstützen mit unserem aufgebauten Know-how. Im Rahmen solcher Kooperationen profitieren beide Seiten durch die Realisierung von Synergieeffekten bei Entwicklungskosten. Ähnliche Potenziale sehen wir in der Zusammenarbeit mit Unternehmen der Thüga-Gruppe. Frau Dr. Wolff, die Rolle der Energiebeschaffung nimmt einen immer höheren Stellenwert in der Unternehmensstrategie von Energieversorgungsunternehmen ein. Wie reagiert die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> auf diese Entwicklung? Dr. Marie-Luise Wolff: Um zunächst einmal beim Thema „Synergien nutzen“ zu bleiben – bei der Beschaffung können wir von den gebündelten Kräften des Thüga- Netzwerks profitieren. Durch die Zusammenlegung der Portfolios stellen wir am Markt per se eine sehr viel stärkere Verhandlungsmacht dar, als wir dies alleine könnten. Dies eröffnet uns zum Beispiel Lothar Herbst, Dr. Marie-Luise Wolff neue Handelspartner. Darüber hinaus ergeben sich Vorteile beim Risikomanagement und in der Systembewältigung. Prozesse zu bündeln und nach einheitlichen Kriterien von zentralen Plattformen aus zu steuern, ist ein wesentlicher Kosten- und Wettbewerbsvorteil. Generell ist zur Energiebeschaffung zu sagen, dass sie in der Wertschöpfungskette eine wesentliche Rolle einnimmt. Vor allem der Stellenwert der Erdgasbeschaffung steigt stetig. Der Gasmarkt ist in den letzten zwei Jahren zunehmend wettbewerbsintensiver geworden. Erdgas ist an Handelspunkten frei beschaffbar. Die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> hat auf diese Möglichkeit reagiert, indem wir im Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres speziell Gasportfolio-Manager eingestellt haben. Durch die Bindung dieser Experten können wir in der Beschaffung deutlich wettbewerbsorientierter auftreten. Eine optimierte Beschaffungsstrategie wird in Zukunft wichtiger denn je sein, da sie entscheidend zum Erfolg des gesamten Unternehmens beiträgt. Mit welcher Vertriebsstrategie rüstet sich die <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong> für die Herausforderungen der Zukunft? <strong>Mainova</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2010</strong> 17
Bericht des Aufsichtsrats Vorstand Magazin Lagebericht Konzernabschluss Ergänzende Informationen 20 <strong>Mainova</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2010</strong> Innovativ sein heißt für uns, die besten Lösungen zu realisieren und zukunftsorientiert zu handeln, ohne dabei unsere ureigenen Wurzeln zu vergessen. <strong>Mainova</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2010</strong> 21