Bericht des Aufsichtsrats Vorstand Magazin Lagebericht Konzernabschluss Ergänzende Informationen Biogas aus Höchst Am 1. November <strong>2010</strong> hat Frankfurts Oberbürgermeisterin Dr. h. c. Petra Roth im Industriepark Höchst den Grundstein für eine hoch- moderne Aufbereitungsanlage für Biogas gelegt. Nun steht die An- lage kurz vor der Inbetriebnahme. 28 <strong>Mainova</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2010</strong> Grundsteinlegung der Biogasaufbereitungsanlage im November <strong>2010</strong> (v.l.n.r.) Dr. Heinrich Lienkamp, Geschäftsführer Infranova; Dr. Roland Mohr, Geschäftsführer Infraserv Höchst; Dr. h. c. Petra Roth, Ober bürgermeisterin der Stadt Frankfurt; Dr. Constantin H. Alsheimer, <strong>Mainova</strong>-Vorstandsvorsitzender und Sabine Kuhlus, Geschäfts führerin Infranova Sabine Kuhlus, Prokuristin der <strong>Mainova</strong> EnergieDienste und Geschäftsführerin der Infranova GmbH Frau Kuhlus, wann kann die Höchster Biogasaufbereitungsanlage in Betrieb gehen? Sabine Kuhlus: Nachdem die Fundamente gegossen sind und die notwendigen Leitungen liegen, gehen wir davon aus, dass jetzt die Baukomponenten wie geplant verbunden werden. Ab 1. Juli 2011 soll die Anlage dann ihren Regelbetrieb aufnehmen. Was genau macht die Anlage so hochmodern? Sabine Kuhlus: Hier gibt es zwei Komponenten. Die eine ist das angewandte Verfahren. Wir nutzen die so genannte „Amin- wäsche“, um Rohbiogas auf Erdgasqualität zu bringen. Das Verfahren an sich ist altbekannt und wird seit jeher angewandt, beispielsweise bei der Rauchgasentschwefelung. Wir verwenden es jetzt zur Bioerdgasaufbereitung. Die zweite Komponente, die unsere Anlage so modern macht, ist der geringe „Methanschlupf“. Wir haben dieses unkontrollierte Entweichen von Methan auf das niedrigste technisch mögliche Minimum reduziert. Das ist ein entscheidender Beitrag zum Umweltschutz. Wie genau funktioniert die Aufbereitungsanlage? Infranova Infranova ist eine Gesellschaft, die von Infraserv Höchst und der <strong>Mainova</strong> EnergieDienste GmbH ins Leben gerufen wurde. Die GmbH betreibt die Biogasaufbereitungsanlage in Höchst. Infraserv unterhält im Industriepark Höchst anspruchsvolle technische Infrastrukturen für Chemie, Pharma und verwandte Prozessindustrien. Sabine Kuhlus: Infraserv hat die Ausgangsstoffe, also Klärschlamm oder Bioabfälle, bereits fermentiert. Hier haben Bakterien durch organische Vorgänge Rohbiogas erzeugt. Das Rohgas ist somit ein durchweg biologisch erzeugtes Produkt, das nun in unserer Anlage auf Erdgasqualität aufbereitet wird. Ein gewünschter Effekt ist die Vermeidung von CO 2 . 16.000 Tonnen werden hier jährlich eingespart. Der Grund hierfür ist, dass Biogas herkömmliches Erdgas ersetzt sowie die gute Energiebilanz der Anlage. Welches Potenzial besitzt Biogas im Vergleich zu herkömmlichem Erdgas? Sabine Kuhlus: Geplant ist, dass die Anlage mit bis zu 80 Millionen Kilowattstunden den Gasverbrauch von etwa 4.000 Haushalten deckt. Hier muss ich allerdings ein weit verbreitetes Missverständnis aufklären. Rein physikalisch wird das Biogas in die vorhandenen Erdgasleitungen eingespeist. Es folgt also dem „Strom- prinzip“. Eigene Biogasleitungen gibt es nicht. Ökologisch betrachtet wird das Gas aus Abfällen gewonnen, die somit energetisch veredelt werden. In den Fermentern von Infraserv werden ausschließlich Abfallstoffe verarbeitet. Wir stehen also nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelindustrie, wie dies in anderen Modellbild Biogasanlage Höchst CO 2 -Abscheider Waschkolonne Wärmetauscher, Pumpen, Analytik, Steuerung Kälteanlagen Anlagen der Fall ist. Selbstverständlich hat die Fermentierung von Abfall eine Grenze. Es ist daher nicht möglich, Erdgas zu 100 Prozent durch Biogas zu ersetzen. Bis ins Jahr 2050 ist jedoch ein Anteil von 30 bis 40 Prozent durchaus möglich. Vorausgesetzt natürlich, dass die Energiesparziele erreicht werden und wir eine höhere Energieeffizienz erreichen. Wird Infranova weiter Aufbereitungsanlagen dieser Art installieren? Sabine Kuhlus: Theoretisch ist das denkbar, aber in der Praxis sind keine neuen Projekte geplant. Aminwäsche Die Aminwäsche ist ein chemischer Prozess zur Abtrennung von Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff und anderen sauren Gasen aus Gasgemischen. Durch leicht alkalische wässrige Lösungen von Aminen werden die sauren Gase reversibel chemisch absorbiert. In einem nachgeordneten Verfahrensschritt wird das saure Gas thermisch wieder vom Amin getrennt und das zurückgewonnene Amin erneut zur Wäsche eingesetzt. Die Aminwäsche ist daher ein hocheffizientes Verfahren, um wirtschaftlich sinnvoll Biogas aufzubereiten. Propantank Prozessleitsystem Einspeiseanlage Abscheider sonstiger Schadstoffe <strong>Mainova</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2010</strong> 29
Wir übernehmen Verantwortung, indem wir uns für eine umwelt- und ressourcenschonende Energieerzeugung und -nutzung einsetzen.