Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in den ... - Bayern

Schlüsselprozesse guter BildungEin Beispiel: »Mein Körper« – ein Projekt aus der Kinderkrippe St. Josef in Kaufbeuren(aus Reichert-Garschhammer, Gräser & Prokop 2010)Im Rollenspiel der Kinder wurde beobachtet, wie sie erst ihre Puppen und spätersich gegenseitig untersuchten. Als ein Kind aus dem Krankenhaus kam, wurde das»Arztspielen« aktuell. Weil die Kinder solange an diesem Thema festhielten, kamendie Gruppenteams auf die Projektidee, mit den Kindern gemeinsam den Körper zuentdecken und dadurch auch die Körperteile kennen zu lernen.Das Thema fand auf vielfältige Weise Eingang in den Krippenalltag, wurde in derLernumgebung und im Tagesablauf verankert. Flur und Eingangsbereich wurden zumDokumentations- und Ausstellungsbereich für das Projekt umfunktioniert, Gruppenräumeund Malatelier themenbezogen gestaltet und genutzt, eine themenbezogeneBücher- und Vorlesecke eingerichtet, viel Gelegenheit zu körperbezogenen Sinneswahrnehmungengeschaffen (zum Beispiel Körper entdecken und fühlen, sich bewegen)und das Thema in die täglichen Rituale wie Morgenkreis, Buchbetrachtung,Wickeln, Essen, Singen eingebunden. Auch die Kinder brachten Ideen ein. Auf dieseWeise entstanden viele Anlässe, das Thema aus mehreren Perspektiven zu bearbeitenund in größere Zusammenhänge einzubetten, so dass sich vielfältige Bildungsprozesseentwickelten.Mit den Kindern den eigenen Körper erforschenEinführend gab es Gespräche mit den Kindern über unseren Körper und die verschiedenenKörperteile (Kopf, Hände, Bauch, Beine).Um herauszufinden, wie der eigene Körper aussieht, legte sich jedes Kind auf einenBogen Papier und die Fachkraft zeichnete den Körperumriss nach. Im Gruppenraumwurde ein großer Spiegel aufgestellt, in dem sich die Kinder betrachten, auf ihre Körperteilezeigen und diese benennen konnten. Beim Betrachten von Büchern zumThema Körper erkannten die Kinder ihnen bekannte Körperteile wieder.In den nächsten Tagen wurden die Kenntnisse immer sicherer und die Kinder maltennun mit Buntstiften die ihnen bekannten Körperteile auf ihren Umriss. Die Körperumrissewurden ausgeschnitten und im Flur aufgehängt.Vor ihren Abbildern stehend konnten die Kinder ihren Umriss wieder erkennen undfreuten sich, wenn sie auch ein anderes Kind erkannten. Jolie stellte fest, dass siedie größte an der Wand ist. Da die Körperumrisse auf Augenhöhe der Kinder angebrachtwaren, entwickelte sich das Spiel »In den Körper zurückschlüpfen«, das nachkurzer Zeit erweitert wurde zur Spielidee »In andere Körper schlüpfen«. Beide Spielewaren mehrere Tage der »Renner«. Sie erkannten, dass man in den Umriss passenkann, manchmal dafür zu klein oder zu groß ist. Einige Zeit später entdecktensie das Spiel erneut und Jolie stellte nun fest, dass sie gewachsen war, weil sie nichtmehr in ihren Umriss passte.138