Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in den ... - Bayern

Schlüsselprozesse guter BildungEin Beispiel: Lerngeschichte von Gregor (eineinhalb Jahre)(aus Österreicher & Prokop 2010)»Lieber Gregor,heute hattest Du unsere Doppelrampe zum ersten Mal ganz für Dich allein. Zuerstbist Du immer wieder um das große, merkwürdig aussehende Holzmöbel herumgelaufenund hast es Dir von allen Seiten genau angeschaut.Schließlich hast Du Dich entschlossen, auf der weniger steilen Seite hochzugehen.Das war gar nicht leicht. Anfangs bist Du immer wieder ausgerutscht und auf demBauch gelandet. Aber Du hast nicht aufgegeben. Du wolltest es bis ganz nach obenschaffen, und zwar aufrecht.Endlich klappte es, und Du bist ohne Unterbrechung nach oben gegangen. Danachhast Du mich angestrahlt. Es war ein toller Erfolg für Dich.Als Du Dich langsam und vorsichtig auf den Weg nach unten gemacht hast, bist Duanfangs immer in der Mitte der Rampe geblieben. Ungefähr auf halber Höhe hast DuDich sicher gefühlt und bist das letzte Stück ganz schnell gelaufen. Dabei hast Dulaut gelacht.Anschließend bist Du gleich wieder hochgegangen, und diesmal hast Du es aufAnhieb geschafft. Auch der Rückweg fiel Dir leichter als beim ersten Mal. Dennochhast Du das Rauf- und Runtergehen noch lange geübt. Du hast Dich darüber gefreut,dass andere Kinder kamen, um Dir zuzuschauen. Weil Du Dich auf der Rampe schonsicher fühltest, konntest Du ihnen beim Runtergehen sogar zuwinken. Später warstDu so müde, dass Du Dich hinter der Terrassentür auf eine Matte legtest und einSchläfchen machtest.Deine Edeltraud«Interpretation der ErzieherinGregor näherte sich dem neuen Klettergerät zunächst vorsichtig, was für Kinder seinesAlters typisch ist. Als es ihm gelungen war, die eine Seite der Doppelrampe ohneHilfe und aufrecht hinaufzugehen, war das ein großes Erfolgserlebnis für ihn, das erwiederholen wollte. Damit war ein Trainingseffekt verbunden, und Gregor wurdezunehmend sicherer. Beharrlich hatte er zu Beginn mehrmals versucht, die Steigungzu bewältigen, und das hatte sich gelohnt.Insgesamt verbrachte Gregor fast eine halbe Stunde an dem Klettergerät. Dabeispielte wohl eine Rolle, dass andere Kinder auf seine Aktivität aufmerksam wurdenund hinzukamen, um ihm zuzuschauen. Das vermittelte ihm Anerkennung undZustimmung. Er beendete sein Training erst, als er müde und buchstäblich satt anErfahrungen war.144