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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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keine Rückschlüsse auf ein womöglich kleines Verbreitungsgebiet.<br />

Jedenfalls ist das Wort in der betreffenden Bedeutung für das <strong>Poln</strong>ische<br />

gebucht, für das Tschechische wurde es in den konsultierten Quellen<br />

hingegen nicht nachgewiesen. Die Annahme einer Übernahme aus dem<br />

<strong>Poln</strong>ischen in den <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> ist insofern plausibel.<br />

szliczuchy<br />

'łyżwy' – 'Stahlkufen unter den Schuhen als Fortbewegungsmittel auf dem<br />

Eis' Tóżech próbowoł jeździć na szliczuchach, ale mi to nie wychodziło.<br />

Etymologie nhd. Schlittschuh 'Stahlkufen unter den Schuhen als<br />

Fortbewegungsmittel auf dem Eis' GRI<br />

obschl.Pl. szl(i/y)ncuchy, ślyncuchy, šl'itšu 'dss.' MSGGŚ OLE<br />

dial.MSchl. šlajčuchy 'dss.' BAL LAM<br />

Kommentar:<br />

Eine regionale Entlehnung der polnischen <strong>Dialekt</strong>e Oberschlesiens, die sich<br />

auch ins <strong>Teschener</strong> <strong>Poln</strong>ische und ins Troppauer Tschechische ausgebreitet<br />

hat.<br />

szlog<br />

'łan, kawał pola' – 'ein Stück Ackerland; Flur' Dzisio porzóndny szlog chłopi<br />

skosili.<br />

Etymologie schl. Schlag [1] 'Fläche abgetriebenen Wal<strong>des</strong>; Anbaufläche für<br />

Rüben' [2] 'Bahnen von Tuch' MIT<br />

Pl. 1) szlak 'Rand, Grenze, Ende' WDLP (1764-1776)<br />

2) szlak 'aufgesetzte Verzierung in Form eines Streifens; Besatz,<br />

Besatzstreifen' WDLP (1481)<br />

dial.Pl. szlak 'Rain' masow. SGP<br />

obschl.Pl. šlak 'Holzschlag, Waldparzelle, Feldstück' OLE<br />

Tsch. šlak 'Stoffrand, Stoffsaum, Stoffstück (alt dial.)' SSJČ<br />

21 von 127<br />

dial.MSchl. šlog 'Wald- oder Feldstreifen' KEL LAM SOC<br />

◇ Derivat<br />

szlaczek<br />

'tasiemka lub długi wąski kawałek materiału (gór.)' – 'Band oder ein langes<br />

schmales Stück Stoff (gebirgl.)' Prziwiónzej mi szlaczek ku tymu autku.<br />

Pl. szlaczek 'aufgesetzte Verzierung in Form eines Streifens; Besatz,<br />

Besatzstreifen' WDLP (1775)<br />

dial.Pl. szlaczek 'Wald- oder Feldstreifen' grpl. SGP<br />

Kommentar:<br />

Von der standardsprachlichen Lautung <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen oder Tschechischen<br />

unterscheidet sich dieses <strong>Teschener</strong> Lehnwort einmal durch den Stammvokal<br />

/o/, der durch Vokalanhebung aus /a/ entstanden ist. Dann liegt be<strong>im</strong><br />

<strong>Teschener</strong> Lehnwort aber auch noch der Stammauslaut /-g/ vor, der zwar <strong>im</strong><br />

Wortauslaut zu [k] entst<strong>im</strong>mhaftet wird, inlautend in den obliquen Kasus<br />

aber st<strong>im</strong>mhaft erhalten bleibt: Damit ist das <strong>Teschener</strong> Lehnwort näher am<br />

deutschen Vorlagewort als seine polnischen oder tschechischen Äquivalente.<br />

– Die Grundbedeutung dieses Worts ist 'Streifen von etw.': Als 'Streifen<br />

Land' wird die Bedeutung <strong>des</strong> S<strong>im</strong>plex für den <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong><br />

angegeben, in der polnischen Standardsprache ist aber auch die Bedeutung<br />

'Streifen Stoff' sehr verbreitet; und <strong>im</strong> Tschechischen ist diese sogar<br />

ausschließlich. Die Ableitung wird auch für den <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> mit der<br />

Bedeutung 'Streifen Stoff' best<strong>im</strong>mt, wobei in SGP (aus Kujawien) wiederum<br />

'Streifen Land' zu finden ist. Die Bedeutung aus dem Textilwesen hängt mit<br />

dem gleichen deutschen Etymon zusammen; vgl. die Bedeutungsangabe zu<br />

Schlag 'bei den Webern: die äußeren Leisten an den Tüchern auf beiden<br />

Seiten' (GRI). Das deutsche Ausgangswort ist in seinen Bedeutungen stark<br />

aufgefächert. Entsprechend werden die ebenfalls entlehnten Bedeutungen<br />

'Weg, Pfad', 'Spur' usw. meist zu einem polysemen Lemma zusammengefaßt<br />

(vgl. DOR; WDLP). Da diese letztgenannten Bedeutungen für den <strong>Teschener</strong><br />

<strong>Dialekt</strong> nicht verzeichnet werden (was nicht heißen muß, daß es sie nicht<br />

gibt!), wurden ihre standardsprachlichen und dialektalen Parallelen hier nicht<br />

aufgeführt. – Das Wort ist <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen der Gegenwart viel produktiver als<br />

<strong>im</strong> Tschechischen. Die angeführte Bedeutung <strong>des</strong> S<strong>im</strong>plex findet direkte<br />

Parallelen aber vor allem <strong>im</strong> oberschlesischen Raum, und zwar beiderseits<br />

der Sprachgrenze. Insofern kann durchaus eine regional begrenzte<br />

Neuentlehnung aus den angrenzenden deutschen <strong>Dialekt</strong>en vorliegen.<br />

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