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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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Tsch. šlundra 'unordentliche oder unsittliche Frau (grob)' SSJČ<br />

Kommentar:<br />

Dieses Lehnwort ist nur <strong>im</strong> Tschechischen und in den polnischen <strong>Dialekt</strong>en<br />

Oberschlesiens bekannt, einschließlich der Region Teschen. Der<br />

Stammvokal weicht von der deutschen Vorlage ab, vielleicht in Analogie zu<br />

↑flóndra 'dss.'. Das letztgenannte Lehnwort ist ebenfalls <strong>im</strong> Tschechischen<br />

bekannt und <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen sogar besser als das vorliegende Lemmawort.<br />

Insofern ist gut vorstellbar, daß es als Motivation für die Lautung von<br />

szlóndra gedient hat. Diese Motivation könnte aber sowohl <strong>im</strong><br />

Tschechischen als auch <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen gewirkt haben, so daß sich keinerlei<br />

Hinweise auf die Entlehnungswege und die eventuellen etymologischen<br />

Beziehungen <strong>des</strong> Lehnworts in den verschiedenen Gebieten seines<br />

Vorkommens ergeben. – Andererseits könnte auch ein Bezug zum Verb<br />

↑szlóndrać 'plantschen, waten' bestehen. Es ergibt sich eine mögliche<br />

semantische Motivation für dieses Wort: 'jmd., der ungelenk dahergeht' ><br />

'jmd., der nicht auf sein Äußeres achtet'.<br />

szlóndrać<br />

1) 'taplać się w wodzie' – '<strong>im</strong> Wasser plantschen' Cóż sie tam tela szlóndrosz<br />

i szlóndrosz?<br />

2) 'o praniu – płukać w wodzie' – 'von Wäsche – <strong>im</strong> Wasser spülen' Pujdym<br />

teraz szlóndrać pranie do potoka.<br />

Etymologie nhd. schlendern 'nachlässig, gemächlich gehen, sich müßig<br />

herumtreiben' GRI<br />

◇ Derivat<br />

ślóndrać sie<br />

'taplać się (gór.)' – 'plantschen, waten (gebirgl.)' Przestóń sie ślóndrać w tej<br />

wodzie, bo zaś bejesz biydny.<br />

Tsch. šlundrat se 'schlendern, bummeln (etw.veraltet umg. expr.)' JAN<br />

dial.MSchl. šlůndrać śe '<strong>im</strong> Wasser waten' KEL<br />

Kommentar:<br />

Das Verb ist zumin<strong>des</strong>t in der reflexiven Form auch <strong>im</strong> Tschechischen<br />

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bekannt, wurde aber nicht in die Wörterbücher aufgenommen. Dabei ist nur<br />

die Bedeutung, die es in der tschechischen Umgangssprache aufweist, direkt<br />

mit der Bedeutung <strong>des</strong> angenommenen deutschen Ausgangsworts<br />

vergleichbar. Eine Übertragung auf die Bewegung <strong>im</strong> Wasser kennt nur der<br />

<strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>. Dabei scheint es sich um eine regionale<br />

Sonderentwicklung zu handeln. (Auch KOT verzeichnet ein Verb šlundrat<br />

'<strong>im</strong> Schlamm laufen', ohne weitere Angaben.) Inhalt 2 'Wäsche spülen' ist<br />

nur auf dem Hintergrund der spezifischen Bedeutung <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong><br />

'<strong>im</strong> Wasser plantschen' erklärlich.<br />

szluchnóć<br />

'o kieliszku wódki – szybko wypić' – 'über ein Wodkaglas – schnell<br />

austrinken' Mosz tu sztamperlik borowiczki a szluchnij se.<br />

Etymologie nhd. schlucken 'Speisen oder Getränke hinunterschlingen' GRI<br />

Tsch. šlukovat, šluknout si 'auf Lunge rauchen (umg.)' SSJČ<br />

Kommentar:<br />

Ein expressiv konnotiertes <strong>Dialekt</strong>wort, das bei seiner Entlehnung in<br />

verschiedenen Regionen formal wie inhaltlich stark weiterentwickelt wurde.<br />

Der Beleg für den <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> steht isoliert da. Eine vergleichbare<br />

Entlehnung mit anderer Bedeutungsentwicklung kennt aber auch das<br />

Tschechische. Vgl. ↑szluk.<br />

szluk<br />

'łyk' – 'Schluck' Dej mi chociorz szluk herbaty, bo mie strasznie suszy.<br />

Etymologie nhd. Schluck 'Bewegung, mit der man eine Flüssigkeit<br />

einn<strong>im</strong>mt' GRI<br />

obschl.Pl. szluk, szlug 'dss.' MSGGŚ<br />

Tsch. šluk [1] 'ein Zug be<strong>im</strong> Rauchen, Lungenzug (umg.)' [2] 'Schluck be<strong>im</strong><br />

Trinken (selten; umg.)' SSJČ<br />

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