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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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Insofern handelt es sich um eine originelle Struktur <strong>des</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>s.<br />

Dieses Lehnwort verfügt nur <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen über formale Parallelen.<br />

szufónek, szyfónka<br />

'duża łyżka do nabierania płynu' – 'großer Löffel zum Schöpfen einer<br />

Flüssigkeit' Mie wystarczy na obiod jedyn szufónek zupy.<br />

Etymologie obd. Schuffe, Schufen '(hölzernes) Schöpfgefäß mit langem<br />

Stiel, größerer oder kleinerer Art' GRI<br />

dial.MSchl. šufan, žufan, žufánek [1] 'Suppenkelle' [2] 'große Schaufel mit<br />

langem Stiel (für Maurerarbeiten)' BAL SSJČ<br />

Kommentar:<br />

Die Entlehnung szufónek ist aus den mährischen <strong>Dialekt</strong>en <strong>des</strong><br />

Tschechischen übernommen. Hier muß eine andere dialektale Variante <strong>des</strong><br />

deutschen Vorlageworts zugrundeliegen als bei ↑szufla (REJ).<br />

szuparnia<br />

'małe przejściowe więzienie do dyspozycji posterunku policji' – 'kleines<br />

provisorisches Gefängnis zur Verfügung der Polizeistation' W Cieszynie<br />

była szuparnia przy ulicy Ratuszowej.<br />

Etymologie 1) nhd. Schub 'Handlung <strong>des</strong> Schiebens' GRI<br />

2) österr. Schub 'Fortschaffung von Übeltätern, Verdächtigen, Paßlosen in<br />

ihre He<strong>im</strong>at oder in ein anderes Gebiet' GRI<br />

Tsch. šupárna 'Abschiebegefängnis (etw.veraltet umg.)' SSJČ<br />

Kommentar:<br />

Die komplexe Geschichte dieses Wortes ist vollständig auf das Tschechische<br />

bezogen. In der älteren tschechischen Amtssprache ist ein Substantiv šup<br />

'Abschiebung' als direkte Entlehnung von Etymon 2 lange Zeit gebräuchlich<br />

gewesen. Eine innersprachliche Ableitung hiervon ist das expressiv<br />

konnotierte Wort šupák 'Abgeschobener; Vagabund' (vgl. SSJČ, REJ). Auch<br />

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in Mähren war das Wort verbreitet; z.B. belegt SOC die Wendung posłač<br />

šupem 'ausweisen'. Auch zum Wort szuparnia <strong>des</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Poln</strong>ischen<br />

konnten eine direkte Parallele <strong>im</strong> Tschechischen ermittelt werden (s.o.). Es<br />

ist aber offenkundig, daß es sich um das Gefängnis handelt, in dem der (in<br />

SGŚC nicht belegte) *szupak untergebracht wurde. Eine weitere Ableitung<br />

aus der Wortfamilie <strong>des</strong> tschechischen Substantivs šup <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong><br />

ist das Lemma ↑szupieć.<br />

szupasym<br />

'siłą, pod eskortą' – 'mit Gewalt, unter Begleitschutz' Tego bijoka Francka<br />

szupasym posłali do gminy skónd pochodzi, a tego drugiego odstawili<br />

szupasym do harestu.<br />

Etymologie nhd. Schub + Paß 'Überstellung ins Gefängnis +<br />

Reisedokument' BRÜ<br />

Pl. szupasem, ciupasem 'unter Begleitschutz (alt)' DOR<br />

dial.Pl. szupas, ciupas 'zwangsweise Verbringung an den Wohnort' klpl. SGP<br />

Kommentar:<br />

Dieses offensichtlich ältere, volkstümliche Wort <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen gehört in den<br />

gleichen Sinnbezirk wie die Lemmata ↑szuparnia und ↑szupieć. Im<br />

Gegensatz zu diesen beiden Parallelen verfügt es aber nicht über einen<br />

Anknüpfungspunkt <strong>im</strong> Tschechischen. Der <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> folgt hiermit<br />

dem älteren <strong>Poln</strong>ischen. Die etymologische Vorlage <strong>im</strong> Deutschen wurde<br />

bereits von SW und BRÜ rekonstruiert. Erst BAŃ weicht von dieser Erklärung<br />

ab und verbindet das polnische Wort mit deutsch zupasse, was aber aus<br />

inhaltlichen Gründen nicht überzeugen kann.<br />

szupieć<br />

'być w niebezpieczeństwie' – 'in Gefahr sein' Bedzie mu szupieć, jak policja<br />

zacznie za n<strong>im</strong> chodzić.<br />

Etymologie obd. schuben 'zwangsweise über die Grenze befördern' GRI<br />

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