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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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lautlichen und inhaltlichen Äquivalenz zum tschechischen Lehnwort läßt<br />

sich die Herkunft <strong>des</strong> Worts <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> jedoch nicht genau<br />

ermitteln.<br />

sztychać<br />

'prowokować, dokuczać, obrażać' – 'provozieren, ärgern, kränken' Fórt<br />

sztychoł do mnie, jo nie wydzierżoł i dołech mu po pysku.<br />

Etymologie nhd. sticheln 'jmdn. mit spitzen Reden verspotten, jmdn.<br />

kränken' GRI<br />

Pl. sztychować, sztychać, sztychnąć [1] 'einen Stich versetzen, mit Worten<br />

angreifen (alt dial.)' [2] 'übertreffen, übersteigen (alt)' [3] 'Tauschhandel<br />

treiben (alt)' [4] 'mit einem Stichel in eine Platte ritzen' [5] 'kalligraphisch<br />

schön schreiben (alt)' WDLP (1558)<br />

dial.Pl. sztychać, sztychnąć, sztychować 'einen Stich versetzen' klpl. masow.<br />

SGP<br />

obschl.Pl. sztychać 'jmdn. mit boshaften Reden verspotten' MSGGŚ<br />

◇ Derivat<br />

osztychać sie<br />

'wstydzić się za kogoś, czuć wstręt do kogoś' – 'sich für jmdn. schämen; von<br />

jmdm. angewidert sein' Cóż sie mie tak osztychosz.<br />

Tsch. ostýchat se 'dss.' SSJČ<br />

Kommentar:<br />

Im <strong>Poln</strong>ischen bestanden zwei deverbale Ableitungen zum Substantiv<br />

↑sztych, die ursprünglich beide in den gleichen Bedeutungen auftraten<br />

(WDLP). Die Variante sztychać büßte aber an Produktivität ein. Dieses Verb<br />

wird in DOR nicht mehr als Lemma geführt. Im Verhältnis zur polnischen<br />

Standardsprache ist das Wort <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> also archaisch. Auch die<br />

oberschlesischen <strong>Dialekt</strong>e <strong>des</strong> <strong>Poln</strong>ischen kennen es aber noch. – Im<br />

Tschechischen ist das Grundwort mittlerweile unbekannt; SSJČ n<strong>im</strong>mt es<br />

nicht mehr auf. In Mähren besteht noch štychovat se 'sich bei der Arbeit<br />

anstrengen, schnell arbeiten' (KOT) als Ableitung einer anderen Bedeutung<br />

von štych. Die für den <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> verzeichnete Ableitung osztychać<br />

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sie hat auch <strong>im</strong> Tschechischen noch eine lexikalische Parallele (s.o.). Hier<br />

postuliert MAC jedoch eine Ableitung vom tschechischen Verb styděti se mit<br />

slavischer Etymologie. Diese Ansicht soll hier nicht gewertet werden; für die<br />

oberschlesischen <strong>Dialekt</strong>e, die das unpräfigierte Grundwort kennen, ist aber<br />

zumin<strong>des</strong>t ein sekundärer Bezug zur Entlehnung aus dem Deutschen<br />

gegeben. – Es deutet sich an, daß der gesamte oberschlesische Raum das<br />

Verb sztychać in einer archaischen Verwendung tradiert hat. Ob diese<br />

historisch vom <strong>Poln</strong>ischen oder vom Tschechischen beeinflußt ist, kann<br />

nicht entschieden werden.<br />

sztyftować<br />

'nastawiać, namawiać' – 'überreden, anstiften' On mie sztyftowoł, żebych se<br />

kupił szyroki galaty, a teraz sie ze mnie śmieje, że mi nie pasujóm.<br />

Etymologie nhd. stiften [1] 'einrichten, gründen' [2] 'eine Tat, ein Geschehen<br />

herbeiführen, veranlassen' GRI<br />

Pl. sztyftować [1] 'vorbereiten, ausstatten, einrichten (alt)' [2] 'mit etw.<br />

ausstatten, einrichten, organisieren, gründen; besonders be<strong>im</strong> Militär:<br />

aufstellen, auf eigene Kosten bewaffnen (alt)' WDLP (1857-1925)<br />

◇ Derivat<br />

nasztyftować<br />

'nastawić kogoś' – 'jmdn. anstiften, überreden' On już tak nasztyftowoł<br />

Zuzanke, że sie nic nie wymowiała być z n<strong>im</strong> za drużke.<br />

Kommentar:<br />

Das Wort hat nur <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen ein lexikalisches Äquivalent, aber auch dort<br />

ist es inzwischen bereits veraltet (WDLP). Zudem kommt dieses Verb <strong>im</strong><br />

<strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> in einer relativ seltenen Sonderbedeutung <strong>des</strong> deutschen<br />

Grundworts stiften vor. Semantisch näher liegt das Verb anstiften, auf <strong>des</strong>sen<br />

Präfix sich die Ableitung nasztyftować <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> beziehen<br />

dürfte. Da weitere Daten fehlen, können über die Herkunft <strong>des</strong> Worts keine<br />

näheren Angaben gemacht werden; wahrscheinlich handelt es sich um eine<br />

regional begrenzt auftretende Entlehnung.<br />

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