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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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Tsch. 1) šupat 'sich schnell, flink bewegen (selten expr.)' SSJČ<br />

2) šupět 'sausen, sich schnell bewegen (expr.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. šupět, šupječ 'angst und bange sein' BAR SOC<br />

Kommentar:<br />

Wie ↑szuparnia, so verfügt auch das Verb szupieć <strong>des</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>s<br />

über keine weiteren lexikalischen Anknüpfungspunkte <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen.<br />

Lexikalische Parallelen sind auf das Tschechische beschränkt. Allerdings<br />

stehen zumin<strong>des</strong>t die beiden aus SSJČ angeführten Verben unserem Lemma<br />

semantisch nicht sehr nah. Offensichtlich hat sich die Bedeutung <strong>des</strong> Worts<br />

<strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> eigenständig weiterentwickelt. Besonders das<br />

Verwendungsbeispiel aus SGŚC belegt, daß dieses Wort in den<br />

Polizeiwortschatz und somit zu tschechisch šup 'Abschiebung' gehört. Ob es<br />

direkt auf dieses Substantiv zurückgeht und somit eine innerslavische (wohl<br />

tschechische) Ableitung darstellt, oder ob das Wort eine eigenständige<br />

Entlehnung (<strong>des</strong> Tschechischen) vom oben angegebenen obd. Verb ist, kann<br />

hier nicht entschieden werden.<br />

szupok<br />

'w czasie okupacji – niemiecki policjant' – 'während der deutschen<br />

Okkupation – Polizist' Szupoków to my sie boli.<br />

Etymologie nhd. Schupo 'Schutzpolizist' WAH<br />

Tsch. schupo, šupo 'dss.' SSJČ<br />

Kommentar:<br />

Das deutsche Kurzwort kam <strong>im</strong> 19. Jh. auf und schwand nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg wieder (KLU). In die polnische Literatursprache konnte es nicht<br />

eindringen. Für das Tschechische wird es bei SSJČ angeführt, aber – ebenso<br />

wie <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> – nur mit Bezug auf die Polizei der Besatzungszeit<br />

während <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs. Während es <strong>im</strong> Tschechischen noch<br />

meistens gemäß der deutschen Orthographie geschrieben wird, hat das Wort<br />

<strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Poln</strong>ischen sogar ein Derivationssuffix /-k/ angenommen,<br />

durch das es besser in das System der Substantivdeklinationen eingeordnet<br />

werden kann. Dabei ist die hohe lautliche Ähnlichkeit zum negativ<br />

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konnotierten tschechischen Substantiv šupák 'Abschiebehäftling, Vagabund'<br />

(vgl. ↑szuparnia) sicherlich nicht zufällig. Dabei ist das Wort <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong><br />

<strong>Dialekt</strong> offenbar unabhängig vom Tschechischen aufgekommen, was schon<br />

die politische Geschichte begründen kann. Offensichtlich handelt es sich um<br />

eine lokale Entlehnung dieses <strong>Dialekt</strong>s. Auch die Abwandlung mit Mitteln<br />

der Wortbildung ist ein lokales Phänomen.<br />

szus<br />

'o dziewczynie – nerwowa, postrzelona' – 'über ein Mädchen – verrückt,<br />

überdreht' Jo z Milkóm nie bedym chodził, to je szus dzieucha.<br />

Etymologie schl. Schuß 'lebhafter, unüberlegt handelnder oder zappeliger<br />

Mensch' MIT<br />

Pl. szus 'verrückte Idee, Spinnerei' WDLP (1848-1903)<br />

dial.Pl. szus 'Unfug, Laune, Wunderlichkeit' klpl. masow. SGP<br />

obschl.Pl. szus [1] 'Sprung' [2] 'schneller, eiliger Mensch' MSGGŚ<br />

Tsch. šus, šús 'verdrehter, verrückter, verwirrter Mensch (umg. expr.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. šus 'verrückter, alberner Mensch' BAR SOC<br />

Kommentar:<br />

Das Wort szus kommt <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen in verschiedenen Varietäten in der<br />

Grundbedeutung 'Schuß aus einer Feuerwaffe' vor; auch übertragene<br />

Bedeutungen sind festzustellen – sie beziehen sich aber nicht auf Menschen.<br />

Eine Ausnahme bildet der oberschlesische <strong>Dialekt</strong>, wo die metaphorische<br />

Übertragung aber auf die Geschwindigkeit abhebt, nicht auf die<br />

Sprunghaftigkeit. Eine solche Metapher findet sich nur <strong>im</strong> Tschechischen.<br />

Von dorther scheint der <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> dieses Lehnwort übernommen zu<br />

haben. Eine dialektale Besonderheit dieses Worts ist schließlich die weitere<br />

Bedeutungsübertragung auf Mädchen. Gemäß MAC gehört hierher auch die<br />

mährisch-dialektale Form šust 'verrücktes Mädchen': Die Bezugnahme auf<br />

Mädchen <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> ist also keine isolierte Struktur, allerdings<br />

wird die Modifikation <strong>des</strong> Wortstamms hier nicht mitvollzogen.<br />

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