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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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mündliche Vermittlung zurückzuführen. Be<strong>im</strong> Verb lassen sie sich auch in<br />

Mähren belegen. Ob hier eine parallele, unabhängige lautliche Entwicklung<br />

vorliegt oder ein lexikalischer Übernahmeprozeß, kann aufgrund der<br />

dürftigen Materialgrundlage nicht entschieden werden.<br />

szpacyrpolka<br />

'polka w wolnym tempie' – 'Polka in langsamem Tempo' Szpacyrpolka<br />

piekny taniec, kto go umiy tańcować.<br />

Etymologie nhd. spazieren + Polka 'fröhlich, behaglich umhergehen +<br />

Rundtanz <strong>im</strong> Wechselschritt' GRI<br />

Tsch. špacírka 'böhmischer Volkstanz' SSJČ<br />

dial.MSchl. špacírpolka 'ein Tanz' KOT<br />

Kommentar:<br />

Das Kompositum ist sicherlich auf <strong>deutscher</strong> Grundlage entstanden; dabei ist<br />

sein erstes Glied eine Entlehnung aus dem Italienischen (KLU), sein zweites<br />

aus dem Tschechischen (MAC). Parallelen finden sich demgemäß auch <strong>im</strong><br />

Tschechischen, vor allem in den <strong>Dialekt</strong>en, von woher das Lehnwort ins<br />

<strong>Teschener</strong> <strong>Poln</strong>ische weitervermittelt wurde. Insgesamt ist die Beleglage<br />

schlecht (vgl. ↑sznelpolka, ↑szołtyska).<br />

szpajchla<br />

'szprycha roweru' – 'Speiche <strong>im</strong> Fahrrad' Muszym wycyntrować koło, bo mi<br />

szpajchle popuściły.<br />

Etymologie nhd. Speiche 'Strebe zwischen Felge und Nabe eines Ra<strong>des</strong>' GRI<br />

Kommentar:<br />

Dieses von einer oberdeutschen D<strong>im</strong>inutivbildung auf /-l/ abgeleitete<br />

Lehnwort ist ausschließlich dialektal und läßt sich nur <strong>im</strong> Herzogtum<br />

Teschen belegen. Aufgrund seiner Verwendung <strong>im</strong> technischen Bereich ist<br />

eine unbelegte weitere Verbreitung jedoch nicht auszuschließen. Auf der<br />

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gegenwärtig verfügbaren Materialgrundlage bleibt die genaue Herkunft oder<br />

Vermittlung dieses Wortes unklar.<br />

szpajska<br />

1) 'szafka w kuchni' – 'Küchenschrank' Przy kuchyni je potrzebno szpajska.<br />

2) 'spiżarka' – 'Vorratskammer; Speisekammer' Schowej mlyko do szpajski.<br />

Etymologie 1) nhd. Speise 'Nahrung, Essen' GRI<br />

2) nhd. Speiseschrank 'Schrank, worin Speisevorräte aufbewahrt werden'<br />

GRI<br />

3) nhd. Speisekammer 'Raum zur Aufbewahrung von Speisevorräten' GRI<br />

obschl.Pl. szpajza [1] 'Vorratskammer, Speisekammer' [2] 'eine Art Dessert'<br />

MSGGŚ<br />

Tsch. špajzka 'Vorratskammer, Speisekammer, Speiseschrank (umg.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. špajska, špajz 'Speisekammer' LAM SOC<br />

Kommentar:<br />

Unser Lehnwort beruht auf einer jüngeren Entlehnung zur deutschen<br />

Vorlage Speise, die ihrerseits aus einer Übernahme vom Mittellateinischen<br />

ins Althochdeutsche entstanden ist (KLU). Wie die Wortbedeutungen zeigen,<br />

ist das deutsche Grundwort selbst aber nur ins oberschlesische <strong>Poln</strong>ische<br />

entlehnt worden (szpajza, OLE). In den anderen Sprachgebieten besteht eine<br />

mittelalterliche Entlehnung aus dem Deutschen fort, die <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen spiża<br />

und tschechisch špiže, spiže lautet (vgl. hierzu BAS). Das D<strong>im</strong>inutivum<br />

szpaj(s/z)ka wiederum findet sich auch <strong>im</strong> Tschechischen, und zwar in einer<br />

Bedeutung, die mit Inhalt 2 <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> übereinst<strong>im</strong>mt. Das<br />

<strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>wort ist offensichtlich aus dem Tschechischen<br />

übernommen worden. Dabei wurde nur der erste Teil eines Kompositums<br />

aus dem Deutschen ins Westslavische entlehnt. Wie die Wortbedeutung<br />

zeigt, kann das Lehnwort sowohl auf deutsch Speisekammer als auch auf<br />

Speiseschrank zurückgehen. (Vgl. aber auch polnisch szpejzeszrank, SGP aus<br />

Oberschlesien!) – Das Wort kommt <strong>im</strong> Kernbereich der polnischen <strong>Dialekt</strong>e<br />

Oberschlesiens nicht mit dem D<strong>im</strong>inutivsuffix /-ka/ und sonst <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen<br />

gar nicht vor. Im <strong>Poln</strong>ischen bestehen ausschließlich innersprachliche<br />

Ableitungen vom alten Lehnwort, nämlich spiżarka 'Vorratsschrank,<br />

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