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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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Kommentar:<br />

Im <strong>Poln</strong>ischen tritt dieses Wort in einer grundlegend verschiedenen Lautung<br />

als sztywny auf. Der deutsche Umlaut wird nur in der tschechischen<br />

Entlehnung štajf reflektiert. Diese kommt auch über den <strong>Teschener</strong> Raum<br />

hinaus in Oberschlesien vor (s.o.). Be<strong>im</strong> tschechischen Wort handelt es sich<br />

um ein unvollständig ins morphologische System der Adjektive eingepaßtes,<br />

indeklinables Lehnwort. In der oberschlesischen Variante sztajfny ist dieser<br />

Mangel ausgeglichen worden, indem ein regelmäßiges adjektivisches<br />

Wortbildungssuffix /-n-/ angefügt wurde. Dadurch kommt es aber zu einer<br />

recht komplexen Konsonantengruppe /-jfn-/. Diese ist <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong><br />

durch Metathese und Vokaleinschub aufgelöst worden. Auf diese Weise<br />

erklärt sich die stark abweichende Form <strong>des</strong> Worts <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>.<br />

Möglicherweise spielte hier auch die lexikalische Analogie zum Adjektiv<br />

↑fajny 'gut' eine gewisse Rolle.<br />

sztajerok<br />

'ciężki koń' – 'schweres Pferd' Taki sztajerok to ucióngnie z patnos metrów<br />

wónglo.<br />

Etymologie nhd. Steirer 'Bewohner der Steiermark' WAH<br />

Tsch. štajerák 'steirisches Pferd (slang.)' SSJČ<br />

◇ Homonym<br />

Pl. sztajerek 'eine Art Walzer' WDLP (1915)<br />

Kommentar:<br />

Mit dem Denotat ist sicherlich auch das Lehnwort <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> von<br />

Süden her, durch tschechische Vermittlung bekannt geworden. Es ist zu<br />

analysieren als entlehnter Wortstamm sztajer- mit einhe<strong>im</strong>ischem<br />

slavischem Suffix -ok (vgl. hierzu ↑kolniok u.v.a.).<br />

sztajgier<br />

73 von 127<br />

'sztygar' – 'Vorarbeiter <strong>im</strong> Bergwerk' Michoł wysztajgowoł na sztajgiera.<br />

Etymologie nhd. Steiger 'Vorarbeiter <strong>im</strong> Bergwerk' GRI<br />

dial.Pl. sztajgier, śtajgier 'Aufseher <strong>im</strong> Bergwerk' klpl. SGP<br />

obschl.Pl. stajger, sztajgier 'dss.' MSGGŚ<br />

Tsch. štajgr 'dss. (alt bergm.)' SSJČ<br />

Kommentar:<br />

Im <strong>Poln</strong>ischen findet sich an der entsprechenden Stelle <strong>des</strong> lexikalischen<br />

Systems eine alte Entlehnung aus dem Mittelhochdeutschen, sztygar<br />

(WDLP). Formen, die einen Reflex <strong>des</strong> deutschen Diphthongs erhalten<br />

haben, gibt es nur <strong>im</strong> oberschlesischen <strong>Poln</strong>ischen, <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Poln</strong>ischen<br />

und <strong>im</strong> Tschechischen. Für Oberschlesien ist eine Direktentlehnung<br />

anzunehmen. Diese hat mit dem Wort ↑obersztajgier wohl auch die<br />

polnische Standardsprache beeinflußt (vgl. DOR). Welchen Einfluß das<br />

tschechische Wort auf den Eingang dieses Lehnworts in den <strong>Teschener</strong><br />

<strong>Dialekt</strong> hatte, ist nicht zu ermitteln.<br />

sztajgować<br />

'awansować' – 'befördert werden, vorankommen' Jano drze w robocie jako<br />

gupi – isto chce sztajgować.<br />

Etymologie nhd. aufsteigen 'befördert werden, sich hocharbeiten,<br />

vorankommen' WAH<br />

obschl.Pl. sztajgować, sztajgnóńć 'befördert werden' MSGGŚ<br />

Tsch. štajgrovat 'steigern, erhöhen' SSJČ<br />

dial.MSchl. štajgovač 'befördert werden' SOC<br />

Kommentar:<br />

Das Wort ist rein dialektal. Eine nahe verwandte Form kommt zwar auch <strong>im</strong><br />

Tschechischen bei SSJČ vor; diese ist jedoch aus formalen und inhaltlichen<br />

Gründen als Ableitung zu steigern zu interpretieren. Damit ist das Lehnwort<br />

auf Oberschlesien einschließlich <strong>des</strong> <strong>Teschener</strong> Raums und <strong>des</strong><br />

angrenzenden lachischen <strong>Dialekt</strong>s in Nordostmähren beschränkt. Es handelt<br />

sich sehr wahrscheinlich um eine regionale Eigenentlehnung. Für den<br />

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