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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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Kommentar:<br />

Aufgrund <strong>des</strong> erhaltenen Reflexes <strong>des</strong> deutschen Diphthongs ist für die<br />

oberschlesischen und tschechischen Formen von einer Entlehnung aus dem<br />

Ober- oder Mitteldeutschen, für die polnischen Formen auf szlif- und ślifeher<br />

von einer niederdeutschen Entlehnungsvorlage auszugehen. Die<br />

<strong>Teschener</strong> Form und die oberschlesischen Formen überhaupt sind der<br />

tschechischen lexikalischen Parallele jedenfalls näher als derjenigen in den<br />

polnischen Quellen. Ob eine regionale Eigenentlehnung <strong>im</strong><br />

deutsch-polnischen Kontaktgebiet Oberschlesiens oder eine Übernahme aus<br />

dem Tschechischen stattgefunden hat, kann nicht entschieden werden. –<br />

Heute ist das Wort <strong>im</strong> Tschechischen nur noch in der Redewendung má<br />

hubu jak šlejfíř 'er hat eine scharfe Zunge' bekannt.<br />

szlajfka<br />

'krawat (zaol.)' – 'Krawatte (Olsa-G.)' Ta szlajfka ci nie pasuje do tego<br />

ancuga.<br />

Etymologie nhd. Schleifchen 'ein aus einem Band geschlungener, leicht zu<br />

lösender Knoten' GRI<br />

obschl.Pl. szlajfa, szlajfka 'Band, Schleife' MSGGŚ OLE<br />

dial.MSchl. šlajfka 'Krawatte' SOC SSJČ<br />

Kommentar:<br />

Ein formal übereinst<strong>im</strong>men<strong>des</strong> Lehnwort ist zwar auch in anderen <strong>Dialekt</strong>en<br />

Oberschlesiens bekannt. Ein semantisch identisches Substantiv findet sich<br />

aber nur in Mähren. Eine Übernahme dieses deutschen Lehnworts aus den<br />

angrenzenden tschechischen <strong>Dialekt</strong>en ins <strong>Teschener</strong> <strong>Poln</strong>ische ist insofern<br />

sehr wahrscheinlich, zumal es in SGŚC nur für den heute zu Tschechien<br />

gehörigen Teil <strong>des</strong> Herzogtums Teschen belegt ist. Vgl. auch ↑szlajfa.<br />

szlajfować<br />

1) 'hamować' – 'bremsen' Jakżech jechoł z pełnóm furóm, toch z każdego<br />

17 von 127<br />

kopca musioł szlajfować.<br />

2) 'ostrzyć' – 'schärfen' Trzeba mi jeszcze szlajfować noże na zabijaczke.<br />

Etymologie nhd. schleifen 'glätten, schärfen; sich fortbewegen mit<br />

Berührung <strong>des</strong> Bodens, so daß eine hemmende Reibung stattfindet' GRI<br />

schl.Dt. schleifen 'auf dem Eis entlanggleiten' MIT<br />

Pl. szlifować, szlufować, ślifować, ślufować [1] 'etw. schärfen, glätten,<br />

polieren; auch übertr.' [2] 'ein best<strong>im</strong>mtes Kartenspiel (alt)' [3] 'ein best<strong>im</strong>mter<br />

Laut, den ein Auerhahn be<strong>im</strong> Balzen ausstößt (fachspr.)' [4] 'sich<br />

herumtreiben, herumlungern (pejor.)' WDLP (1689)<br />

obschl.Pl. šlaifovać 'schleifen' OLE<br />

Tsch. šlajfovat; šlejfovat (selten) 'bremsen (etw.veraltet umg.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. šlajfovač [1] 'bremsen' [2] 'schärfen (alt)' BAL SOC<br />

◇ Derivat<br />

wyszlajfować<br />

1) 'wyostrzyć' – 'schärfen' Trzeba mi na świniobici wyszlajfować noże.<br />

2) 'wyhamować' – 'ausbremsen' Wyszlajfuj jeszcze przed zakrentem.<br />

Pl. wyszlifować, wyszlufować 'durch Schärfen in eine neue Gestalt bringen'<br />

WDLP (1770)<br />

obschl.Pl. vyšlai̯fovać 'schleifen, scharf machen' OLE<br />

Kommentar:<br />

Im vorliegenden stark polysemen Lemma überlagern sich zwei verschiedene<br />

Etymologien: schleifen 'bremsen' (vgl. ↑szlajf), vermutlich aus dem<br />

Tschechischen übernommen, und schleifen 'schärfen' (vgl. ↑szlajfiyrz) als<br />

mögliche oberschlesische Neuentlehnung zu einem auch <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen<br />

bekannten Lemma. Die Angaben zu diesem Verb bestätigen, daß Inhalt 1<br />

'bremsen' <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen, abgesehen vom <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>, keine<br />

Vertretung hat und aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Tschechischen<br />

stammt. Inhalt 2 'schärfen' hingegen ist <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen und <strong>im</strong> Tschechischen<br />

belegt, wobei formal die oberschlesischen <strong>Dialekt</strong>e mit dem Tschechischen<br />

zusammengehen. (Der einzige Beleg mit Reflex <strong>des</strong> deutschen Diphthongs<br />

<strong>im</strong> polnischen Verb szleyfować stammt von M. A. Trotz aus Leipzig.) Die<br />

Entlehnungswege können für das Verb szlajfować in der Bedeutung<br />

'schärfen' allerdings nicht endgültig geklärt werden. Eine eigenständige<br />

Entlehnung <strong>des</strong> Verbs in Oberschlesien ist aufgrund seiner Geläufigkeit<br />

denkbar, aber ebenfalls nicht mit Sicherheit nachzuweisen.<br />

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