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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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zum Schärfen der Sense' [4] 'Lederstreifen oder Gummischutz für die Beine<br />

von Zug- und Reittieren' [5] 'Brett, Walze udgl. zum Glattstreichen der Ziegel<br />

in der Form' WDLP (1437)<br />

dial.Pl. strychulec, śtrychulec [1] 'Holzleiste zum Abmessen <strong>des</strong> Getrei<strong>des</strong><br />

und Glattstreichen <strong>des</strong> Korns' [2] 'Lehmhütte' grpl. masow. SGP<br />

obschl.Pl. štryxulec 'Streichholz (zum Glattstreichen <strong>des</strong> Getrei<strong>des</strong>)' OLE<br />

Tsch. štrejchovka, štrychovka 'Stäbchen, mit dem Brotlaibe mit Wasser<br />

bestrichen werden (alt slang.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. štrajhol'ec 'kleines Brett zum Ebnen von Getreide be<strong>im</strong><br />

Abwiegen' BAR<br />

Kommentar:<br />

Das Lehnwort ist alt, tritt aber nirgends sonst in der gleichen Bedeutung auf<br />

wie <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>. Streichholz in der Bedeutung 'Bleistift' kann auch<br />

<strong>im</strong> Deutschen nicht nachgewiesen werden. Offensichtlich liegt hier eine<br />

lokale Bildung vor. Das Lehnwort bezieht sich ursprünglich auf ein Holz<br />

zum Abmessen von Getreide in Hohlmaßen. Dieses ist <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen gut<br />

belegt; auch <strong>im</strong> Alt- und Mitteltschechischen war es in Varianten wie<br />

štrých(h)olc 'Streichholz <strong>des</strong> Kornmessers', štrajcholec 'Streichholz <strong>des</strong><br />

Webers' u.a. (NEW S. 311 s.v. štrejch(h)olec) geläufig. Bei BAR kommt es<br />

mit dem Verweis auf den wallachischen <strong>Dialekt</strong> Ostmährens vor, und <strong>im</strong><br />

Tschechischen <strong>des</strong> vergangenen Jahrhunderts findet sich das Wort noch als<br />

deverbale Ableitung mit slavischem Derivationssuffix. Daß sich aus solch<br />

einem Lehnwort die Bedeutung 'Bleistift' regelmäßig entwickelt hätte, ist<br />

schwer vorstellbar. Direkter Sprachkontakt mit dem Deutschen ist als<br />

Begründung für das Aufkommen dieser Sonderbedeutung auszuschließen;<br />

vom Standpunkt <strong>des</strong> Deutschen her handelt es sich <strong>im</strong>merhin um eine<br />

''falsche'' Bedeutung. Der Bedeutungsübergang muß lokal begrenzt be<strong>im</strong><br />

schon bestehenden Lehnwort mit seiner Vielfalt dialektaler Bedeutungen<br />

erfolgt sein.<br />

sztrykować<br />

'robić na drutach' – 'mit Hilfe von Nadeln ein enges Maschengewirk knüpfen'<br />

Moja usztrykowała tej z<strong>im</strong>y sztyry swetry i sześć por kopytek.<br />

Etymologie nhd. stricken 'mit Hilfe von Nadeln ein enges Maschengewirk<br />

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knüpfen' GRI<br />

obschl.Pl. sztrykować, śtrykować 'dss.' MSGGŚ<br />

Tsch. štrikovat 'dss. (alt umg.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. štrykovač 'dss.' SOC<br />

Kommentar:<br />

Dieses Verb ist eine Entlehnung vermutlich <strong>des</strong> 20. Jhs., die die tschechische<br />

Umgangssprache und das <strong>Poln</strong>ische in Oberschlesien erfaßt hat. Ins<br />

<strong>Poln</strong>ische ist das Wort über die Gebiete <strong>des</strong> direkten Sprachkontakts mit dem<br />

Deutschen nicht weiter vorgedrungen.<br />

sztucować<br />

'przycinać (wąsy)' – 'stutzen, kürzer schneiden (Barthaare)' Tata se co<br />

tydzień sztucowoł fusy.<br />

Etymologie nhd. stutzen 'beschneiden, abschneiden' GRI<br />

Pl. sztucować [1] '(Bäume) beschneiden' [2] 'Wachskerzen zurechtschneiden'<br />

WDLP (1812)<br />

Tsch. štucovat 'kürzen, zuschneiden (selten alt umg.)' SSJČ<br />

◇ Derivat<br />

obsztucować<br />

'przyciąć' – 'stutzen, kürzer schneiden' Tata nie chce obsztucować swoigo<br />

kłapatego fusa.<br />

dial.MSchl. oštucovač 'beschneiden; scheren' SOC<br />

Kommentar:<br />

Dieses Lehnwort <strong>des</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>s ist <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen und <strong>im</strong><br />

Tschechischen ebenfalls bekannt, wenn auch nicht in der Bedeutung 'Haare<br />

schneiden'. Für das polnische Oberschlesien fehlen die gesonderten Belege.<br />

Zu denken ist an eine regionale, vielleicht archaische Bildung. Schließlich<br />

findet die Ableitung ein Äquivalent <strong>im</strong> Lachischen, allerdings mit<br />

abweichendem Präfix, was wiederum für eine gewisse isolierte Entwicklung<br />

der Wörter in den beiden <strong>Dialekt</strong>en spricht.<br />

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