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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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unterscheidet sich nicht von seinen ''traditionellen'' Bedeutungen in den<br />

beiden westslavischen Sprachen. Auffällig ist aber, daß die tschechische<br />

Form <strong>im</strong> Anlaut von der polnischen abweicht und die für Teschen belegte<br />

Variante der tschechischen Form folgt. Die Variante auf /š/ ist <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen<br />

die Ausnahme, <strong>im</strong> Tschechischen allgemein verbreitet. Die Opposition der<br />

Anlaute ist also nicht zufällig – obschon die gesonderten Entlehnungen auf<br />

die gleiche deutsche Vorlage zurückgeführt werden, nämlich mhd. smac,<br />

smacke 'Geschmack, Geschmackssinn, Gelüste' (LEX; vgl. WDLP und MAC).<br />

Da die <strong>Teschener</strong> Form auf /š/ andernorts in Oberschlesien nicht verzeichnet<br />

ist, wäre die Annahme einer Neuentlehnung aus schlesischen Formen wie<br />

Schmack (s.o.) eher unwahrscheinlich. Vielmehr scheint es sich bei diesem<br />

Lehnwort <strong>des</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>s um eine Übernahme aus dem<br />

Tschechischen zu handeln.<br />

szmakować<br />

'smakować' – 'schmecken' Fajny gulasz, wszystk<strong>im</strong> szmakowoł.<br />

Etymologie nhd. schmecken 'durch den Geschmack wahrnehmen, kostend<br />

prüfen' GRI<br />

Pl. smakować [1] 'schmecken, munden, behagen; angenehm sein, Gefallen<br />

finden' [2] 'einen best<strong>im</strong>mten Geschmack haben, nach etw. schmecken' [3]<br />

'probieren, den Geschmack verspüren; erforschen, erfahren' WDLP (CA.<br />

1420)<br />

dial.Pl. szmakać, smakować, szmakować 'dss.' kasch., obschl., tesch. SGP<br />

obschl.Pl. smakovać 'schmecken, munden, behagen' OLE<br />

Tsch. šmakovat 'dss. (umg. expr.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. šmakovač 'dss. (alt)' LAM SOC<br />

Kommentar:<br />

Die gleichen formalen Gründe wie oben bei szmak sprechen auch bei diesem<br />

Verb für eine Übernahme der Variante <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> aus dem<br />

Tschechischen.<br />

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szmarować<br />

'smarować, nacierać' – 'beschmieren, einreiben' Tóm maścióm trzeba trzy<br />

razy dnia szmarować tóm bolawóm noge.<br />

2) 'wynosić się' – 'verschwinden; sich entfernen' Szmaruj tu stela, aż cie<br />

wiyncyj nie widzę.<br />

3) 'iść bardzo szybko' – 'sehr schnell gehen' Szmarowali my ku dziedzinie, aż<br />

sie kurziło.<br />

Etymologie 1) mhd. smern, smeren [1] 'schmieren, salben' [2] 'bestechen' LEX<br />

2) nhd. schmieren [1] 'Fett auf Speisen aufstreichen; zu Pflegezwecken den<br />

Körper einreiben' [2] 'zum Gehen, Weiterkommen geschickt, geschmeidig<br />

machen' [3] 'nachlässig schreiben oder zeichnen' [4] 'bestechen' [5] 'prügeln' [6]<br />

'verschmutzen, besudeln' GRI<br />

Pl. smarować, szmarować [1] 'einreiben, einsalben, einfetten' [2] 'verprügeln<br />

(alt)' [3] 'bestechen (umg.)' [4] 'schnell gehen, fahren (umg.)' [5]<br />

'verschmutzen, besudeln (umg.)' [6] 'nachlässig schreiben oder zeichnen;<br />

übertr.: jmdn. anschwärzen (umg.)' WDLP (1543)<br />

dial.Pl. smarować [1] 'einsalben' [2] 'fahren (scherzh.)' grpl. masow. tesch.<br />

karp. SGP<br />

obschl.Pl. šmarovać [1] 'einfetten' [2] 'sich davonmachen' OLE<br />

Tsch. šmírovat 'einfetten, einschmieren (umg.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. šmarovat [1] 'einreiben' [2] 'schnell laufen' [3] 'schmutzig<br />

machen' BAR LAM<br />

◇ Derivat<br />

szmarówka<br />

'ladacznica (zaol.)' – 'Dirne; leichtes Mädchen (Olsa-G.)' Jo z takóm<br />

szmarówkóm nie idym.<br />

Kommentar:<br />

Das Lehnwort ist <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen mit zwei Anlautvarianten belegt, auf /sm-/<br />

(standardsprachlich) und auf /šm-/ (dialektal, nur in Oberschlesien und<br />

Teschen). Mit dem Tschechischen, das ebenfalls den Anlaut /šm-/ kennt,<br />

kann die oberschlesische Variante nichts zu tun haben, weil sich die Formen<br />

<strong>im</strong> Stammvokal deutlich unterscheiden: Die <strong>im</strong> Tschechischen belegten<br />

Formen auf /šmír-/ dringen nirgends auf polnisches Sprachgebiet vor.<br />

Offensichtlich hat sich in Oberschlesien eine ältere Variante <strong>des</strong> Worts<br />

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