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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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szuspytel<br />

'niepoważny, nagły, porywczy' – 'ein alberner, hitzköpfiger Mensch' Takigo<br />

szuspytla nie posyłejcie do roboty w kopalni.<br />

Etymologie 1) nhd. Schussel + Beutel 'alberne Person + kleiner Sack' GRI<br />

2) nhd. Schußbarthel 'ein hastig und lebhaft, ohne Überlegung handelnder<br />

Mensch' GRI<br />

Tsch. šuspajtl 'alberner, verrückter Mensch, Rappelkopf (umg. expr.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. šuspajtl 'verrückter, alberner Mensch' SOC<br />

Kommentar:<br />

Das Wort ist aus dem Tschechischen in den <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> vermittelt<br />

worden. Die etymologische Grundlage <strong>im</strong> Deutschen ist nicht eindeutig zu<br />

best<strong>im</strong>men. MAC ordnet (unbelegtes) Schußbeutel und (belegtes)<br />

Schußbarthel hier ein. Das zweite Glied <strong>des</strong> Kompositums in der<br />

Lemmaform ist in Anlehnung an das ebenfalls <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> belegte<br />

Substantiv ↑pytel 'Beutel' gebildet. Das Tschechische n<strong>im</strong>mt die<br />

entsprechenden Formen pytel jedoch nicht auf, sondern es ersetzt sie durch<br />

eine Entlehnung -pajtel mit Reflex <strong>des</strong> deutschen Diphthongs. Diese<br />

Variante kommt in einer verbalen Entlehnung pajtlovat 'zerren, rütteln,<br />

schütteln' (aus deutsch beuteln) vor: Die Motivation <strong>des</strong> Worts ist <strong>im</strong><br />

Tschechischen also eine andere als <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Poln</strong>ischen.<br />

szutrować<br />

'rzucać w kogoś kamieniami' – 'mit Steinen auf jmdn. werfen' Ty wiysz, jak<br />

ón za nami szutrowoł?<br />

Etymologie schottern, beschottern 'mit Steinen belegen (v.a. Wege)'<br />

Pl. szutrować 'schottern' WDLP (1915)<br />

dial.Pl. szutrować 'dss.' klpl. SGP<br />

Tsch. šutrovat 'dss. (umg.)' SSJČ<br />

Kommentar:<br />

Im Deutschen ist das Ausgangswort nur in der Bedeutung aus dem Straßen-<br />

113 von 127<br />

und Wegebau standardsprachlich. Die Bedeutungsübertragung auf 'mit<br />

Schottersteinen werfen', wie <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> belegt, ist jedoch nicht<br />

weit hergeholt; sie braucht nicht erst <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> aufgekommen zu<br />

sein. Eine Entlehnung <strong>des</strong> Substantivs Schotter ist sowohl in polnischen<br />

Fachsprachen als auch in der tschechischen Umgangssprache bekannt.<br />

Offenbar ist sie Anfang <strong>des</strong> 19. Jhs. <strong>im</strong> österreichisch regierten Südpolen<br />

aufgekommen. Die Entlehnungswege in den <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> können<br />

allerdings nicht mehr genau ermittelt werden.<br />

szwagier<br />

1) 'szwagier' – 'Schwager' Jura to je mój szwagier.<br />

2) 'rzep, zeż łopian' – 'Klette' Tam rosnóm szwagry przy płocie.<br />

Etymologie nhd. Schwager 'Ehemann der Schwester, Bruder der Ehefrau<br />

oder <strong>des</strong> Ehemannes' GRI<br />

Pl. szwagier 'dss. nur für Inh.1' DOR<br />

dial.Pl. szwagier, świagier 'dss. nur für Inh.1' klpl. masow. karp. SGP<br />

obschl.Pl. šv̯ager 'dss. nur für Inh.1' OLE<br />

Tsch. švagr 'dss. nur für Inh.1' SSJČ<br />

dial.MSchl. švager, švagér 'dss. nur für Inh.1' KEL LAM<br />

◇ Derivat<br />

szwagrówka<br />

'szwagierka' – 'Schwägerin' Idymy do szwagrówki na gościne.<br />

dial.Pl. szwagierka 'dss.' ndl.Kresy SGP<br />

obschl.Pl. šv̯agrovou̯ 'dss.' OLE<br />

Tsch. švagrová 'dss.' SSJČ<br />

dial.MSchl. švagrova, švagrůfka 'dss.' KEL LAM<br />

Kommentar:<br />

Das Lehnwort ist <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen und <strong>im</strong> Tschechischen sehr alt. Es wurde<br />

historisch vom Tschechischen ins <strong>Poln</strong>ische vermittelt (BAS). In beiden<br />

Sprachen ist es heute noch gebräuchlich; der <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> hebt sich<br />

hinsichtlich dieses Worts also nicht von der umliegenden Sprachlandschaft<br />

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