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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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oberschlesischen <strong>Poln</strong>ischen eine Eigenentwicklung genommen haben. Auch<br />

bei der d<strong>im</strong>inutivischen Ableitung ist die grammatische Zuordnung nicht<br />

einheitlich: Teschen und Oberschlesien haben ein Femininum auf /-a/, das<br />

Tschechische ein Maskulinum. Hier spricht allerdings nichts dagegen, eine<br />

Übernahme aus dem oberschlesischen <strong>Poln</strong>ischen in den <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong><br />

anzunehmen. Auch die Verallgemeinerung <strong>des</strong> angehobenen Vokals /o/ (statt<br />

/a/) <strong>im</strong> Wortstamm betrifft schließlich die Gesamtheit der polnischen<br />

<strong>Dialekt</strong>e Oberschlesiens. – Vgl. ↑zaszałować.<br />

szołdra<br />

'zapieczone w cieście mięso, wędliny (zaol.)' – 'Fleisch oder Wurstwaren <strong>im</strong><br />

Teigmantel (Olsa-G.)' Strasznie mi szmakuje szołdra.<br />

Etymologie mhd. scholder, schulder '(geräucherter) Vorderschinken vom<br />

Schwein' LEX<br />

schl.Dt. Schulter, Schoder, Scholder 'Schinken' MIT<br />

Pl. szołdra 'geräucherter oder gesalzener Schinken' WDLP (1389-1873)<br />

dial.Pl. szołdra, sołdra [1] 'Schinken' [2] 'magerer Speck' [3] 'Lumpen, Fetzen'<br />

[4] 'Dieb' [5] 'Deutscher (herablassend)' grpl. klpl. SGP<br />

obschl.Pl. šou̯dra 'Schinken' OLE<br />

dial.MSchl. šoldra 'Räucherfleisch für den Osterbraten' KEL<br />

Kommentar:<br />

Ein deutsches Lehnwort <strong>des</strong> polnischen Sprachgebiets, das dort seit dem<br />

Mittelalter bekannt war, aber inzwischen veraltet ist (vgl. BAS, gegen eine<br />

mögliche tschechische Vermittlung). Ob die Bedeutungen 3 bis 5 aus SGP<br />

tatsächlich übertragene Gebrauchsweisen unseres Lemmas sind, kann hier<br />

nicht entschieden werden. Das Wort ist auch in zentraleren <strong>Dialekt</strong>en<br />

Oberschlesiens bekannt (OLE). Die vom deutschen Wort Schulter<br />

abweichende Lautung auf /o/ kann bereits auf einem dialektalen Lautwandel<br />

<strong>im</strong> Deutschen beruhen (BAS); Scholder ist schließlich auch <strong>im</strong> schlesischen<br />

Deutschen belegt (s.o.). Trotz dieser dialektalen Stützung <strong>im</strong> Deutschen kann<br />

das Wort als Übernahme aus dem <strong>Poln</strong>ischen gelten, wobei der <strong>Teschener</strong><br />

<strong>Dialekt</strong> einen relativ archaischen Sprachzustand konserviert.<br />

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szołtyska<br />

'szybki taniec ludowy' – 'schneller Volkstanz' Nie każdy może tańczyć<br />

szołtyske.<br />

Etymologie nhd. Schultheiß 'Ortsobrigkeit mit vorwiegend richterlicher und<br />

exekutiver Gewalt' GRI<br />

◇ Homonym<br />

dial.Pl. sołtyska, sałtyska, szołtyska 'Tochter <strong>des</strong> Gemeindevorstehers' grpl.<br />

klpl. SGP<br />

Kommentar:<br />

Der Name eines Volkstanzes zum entlehnten Appellativum <strong>deutscher</strong><br />

Herkunft (polnisch sołtys und Varianten 'Dorfvorsteher, Dorfrichter (alt)',<br />

WDLP; tschechisch šultys und Varianten 'Richter (alt)', SSJČ) ist sonst<br />

nirgends belegt. Über das tatsächliche Verbreitungsgebiet dieses dialektalen<br />

Ausdrucks kann nichts gesagt werden, da anzunehmen ist, daß die<br />

<strong>Dialekt</strong>wörterbücher die Namen von Tänzen als relativ periphere<br />

folkloristische Sachgruppe behandeln und ggf. ignorieren. Vgl. ↑sznelpolka,<br />

↑szpacyrpolka.<br />

szor<br />

'pas' – 'Streifen' Wiater zerwoł mi szor papy na dachu.<br />

Etymologie 1) österr. Schar 'aneinander gefügte, mit Schindeln benagelte<br />

Bretter als unterer Rand <strong>des</strong> Ziegeldachs; Dachtraufe' GRI<br />

2) schl. Schar, Schor(e) [1] 'auf zwei Latten genagelte Reihe von Schindeln'<br />

[2] 'Reihe Schindeln oder Strohbündel auf dem Dach' MIT<br />

Pl. szar, szur [1] 'Reihe von Ziegeln, Schindeln oder Strohbündeln auf dem<br />

Dach' [2] 'Dachtraufe (alt)' [3] 'Vorbau <strong>im</strong> Dach mit einer Tür nach außen<br />

(alt)' [4] 'Lage, Schicht (dial. alt)' WDLP (1650-1915)<br />

dial.Pl. szar, sár [1] 'Reihe, Streifen' [2] 'Reihe von Ziegeln, Schindeln oder<br />

Strohbündeln auf dem Dach' [3] 'Vorbau <strong>im</strong> Dach mit einer Tür nach außen<br />

(alt)' klpl. karp. SGP<br />

Tsch. šár 'Reihe Dachziegel oder Schindeln (alt dial. fachspr.)' SSJČ<br />

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