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Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Teschener Dialekt des Poln...

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Kommentar:<br />

Außerhalb <strong>des</strong> südwestpolnischen <strong>Dialekt</strong>gebiets ist dieses Wort <strong>im</strong><br />

<strong>Poln</strong>ischen unbekannt; es wird nur noch in der Form snufać aus Masuren<br />

belegt (SGP). Die von SGŚC eingeführte formale Abgrenzung der Lemmata<br />

sznupać mit der Bedeutung 'schnuppern' und sznupnyć mit der Bedeutung<br />

'schnupfen' ist nicht sehr plausibel (s.o. ↑sznupać). Sie wird schließlich auch<br />

durch das präfigierte Verb posznupać mit der Bedeutung 'schnupfen'<br />

widerlegt. Ob das Wort in der Bedeutung 'Tabak schnupfen' aus dem<br />

Tschechischen stammt oder ob es auf eine Neuentlehnung der polnischen<br />

<strong>Dialekt</strong>e Oberschlesiens zurückgeht, kann aufgrund der formalen<br />

Übereinst<strong>im</strong>mung aller Varianten nicht best<strong>im</strong>mt werden. – Die<br />

substantivische Ableitung (Derivat 2) scheint eine Eigenbildung <strong>des</strong><br />

<strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>s auf der Grundlage <strong>des</strong> tschechischen Substantivs šňupák<br />

mit den Bedeutungen 'Nase' und 'Schnupftabak' (s.o.) zu sein. Im<br />

oberschlesischen <strong>Poln</strong>ischen sind nur andere Ableitungen zum gleichen Verb<br />

zu verzeichnen, so šnupou̯k 'Schnupfer' und šnupou̯čka 'Schnupferin' (OLE).<br />

sznuptychla, szmutychla<br />

'chustka do nosa' – 'Taschentuch' Schowej se sznuptychle do kapsy.<br />

Etymologie nhd. Schnupftüchlein 'Tuch zum Schnauben der Nase,<br />

Taschentuch' GRI<br />

schl.Dt. Schnupptüchel, Schnuppetichel, Schnupptüchla 'dss.' MIT REI<br />

dial.Pl. szneptuch, sznuptuch, śnieptuch 'dss.' masow. kasch. masur. SGP<br />

obschl.Pl. sznuptuch, sznuptuchla, sznuptychla 'dss.' MSGGŚ OLE<br />

Tsch. šnuptychl 'dss. (etw.veraltet umg.)' SSJČ<br />

dial.MSchl. šnuptychla, šnuptychel, šnuptychl 'Taschentuch (alt)' BAL KEL<br />

LAM SOC<br />

Kommentar:<br />

Das Vorlagewort dieser Entlehnung findet sich in nahezu übereinst<strong>im</strong>mender<br />

Lautung <strong>im</strong> schlesischen <strong>Dialekt</strong> <strong>des</strong> Deutschen (s.o.). Bei diesen Formen<br />

auf -a mit femininem Genus handelt es sich offensichtlich um eine regionale<br />

Bildung, die <strong>im</strong> oberschlesischen <strong>Poln</strong>ischen aufgekommen ist und auch die<br />

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nordmährischen <strong>Dialekt</strong>e <strong>des</strong> Tschechischen erfaßte. Im Tschechischen ist<br />

das Wort auch bekannt, allerdings in abweichender Form als Maskulinum,<br />

was auf eine selbständige Entlehnung von einer anderen deutschen<br />

dialektalen Vorlage hindeutet. Die Variante <strong>des</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong>s<br />

szmutychla ist idiosynkratisch und kann nur als dialektale Bildung aufgrund<br />

mündlicher Weitergabe erklärt werden.<br />

sznyclówka<br />

'mięso wieprzowe na kotlety' – 'Schweinefleisch für Koteletts' Paniczko<br />

dajóm mi pół kilo sznyclówki.<br />

Etymologie nhd. Schnitzel 'Stück gebratenes Fleisch ohne Knochen' GRI<br />

Pl. sznycel [1] 'geklopftes paniertes Kotelett' [2] 'Hackfleischkloß (dial. klpl.)'<br />

WDLP (1854)<br />

dial.MSchl. šnycla 'Schnitzel (alt)' LAM SOC<br />

Kommentar:<br />

Daß das Wort <strong>im</strong> <strong>Teschener</strong> <strong>Dialekt</strong> in der betreffenden Bedeutung nur als<br />

d<strong>im</strong>inutive Ableitung vorkommt, läßt sich erklären als Kontrast zur<br />

abweichenden Regionalbedeutung <strong>des</strong> Worts sznycel <strong>im</strong> Südpolnischen, über<br />

die DOR Auskunft gibt (s.o.). Bekannt wurde dieses Lehnwort wohl aus der<br />

Wiener Küche <strong>im</strong> 19. Jh. (WDLP). Im Tschechischen der Gegenwart wird es<br />

allerdings gar nicht mehr verzeichnet. SGP führt das Wort noch nicht. Im<br />

oberschlesischen <strong>Poln</strong>ischen ist nur šn'icly 'Rübenschnitzel' belegt (OLE).<br />

Insofern ist anzunehmen, daß das Lehnwort sznycel <strong>im</strong> <strong>Poln</strong>ischen durch<br />

direkten Kontakt mit dem Deutschen aufgekommen ist. Im <strong>Teschener</strong><br />

<strong>Dialekt</strong> wurde dann sznyclówka als Ableitung dazu gebildet.<br />

sznytloch, sznytlok<br />

'szczypiorek' – 'Schnittlauch' Przyniyś z ogródka sznytloka do wajecznice.<br />

Etymologie nhd. Schnittlauch 'Lauch mit binsenförmigen Blättern' GRI<br />

dial.Pl. sznytloch, sznytlak 'dss.' grpl. klpl. tesch. SGP<br />

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