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Demokratische Republik Kongo - MGFA

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II. Strukturen und Lebenswelten<br />

Hieraus ergab sich eine zerspli�erte Parteienlandscha�, die zusammen<br />

mit den aufgeheizten ethnischen Rivalitäten den Zusammenbruch<br />

der Staatsautorität während der folgenden Jahre<br />

beschleunigte. Die großen ethnischen Gruppierungen, die auch<br />

heutigen politischen Führern als Machtbasis dienen, gehen vor<br />

allem auf diese Zeit der Umwälzungen zurück. Im städtischen<br />

Umfeld ha�en sich ethnische Allianzen gebildet, die sich in der<br />

Folge wiederum in den ländlichen Regionen durchsetzten.<br />

Als General Mobutu im Jahre 1965 die Macht ergriff, untersagte<br />

er politische Aktivitäten außerhalb seiner Regierungspartei,<br />

womit auch der ethnischen Zerspli�erung Einhalt geboten<br />

werden sollte. Sta�dessen versuchte Mobutu, eine nationale Ideologie<br />

unter dem Schlagwort »Authentizität« – später schlicht<br />

»Mobutismus« genannt – zu fördern (vgl. den Beitrag von Helmut<br />

Strizek). Unter der Oberfläche bestanden ethnische Loyalitäten<br />

jedoch weiter. Wer im politischen System aufsteigen wollte,<br />

musste der Ethnie des Präsidenten angehören oder einer der<br />

wenigen anderen Gruppen, die Mobutu als ungefährlich für den<br />

eigenen Machterhalt einstu�e.<br />

Als das Regime Mobutus Anfang der 1990er Jahre langsam<br />

an Einfluss verlor und sich schließlich zu demokratischen Zugeständnissen<br />

gezwungen sah, nahmen politische Forderungen<br />

vielerorts wiederum ethnische Züge an. Besonders deutlich<br />

wurde dies im Osten des Landes, wo die Provinzen Nord- und<br />

Süd-Kivu an Ruanda grenzen. Unter der belgischen Kolonialherrscha�<br />

waren Bauern aus Ruanda angesiedelt worden; nach<br />

der Unabhängigkeit Ruandas und dem Sturz der Tutsi-Monarchie<br />

ha�en sich hier zudem zahlreiche Flüchtlinge (vor allem<br />

Tutsi) niedergelassen. Während in Ruanda die Gegensätze zwischen<br />

Hutu und Tutsi betont wurden, begriffen sich diese im<br />

<strong>Kongo</strong> zunächst als ein und dieselbe Ethnie unter der gemeinsamen<br />

Bezeichnung Banyarwanda. Im Zuge der Rivalitäten um<br />

politischen Einfluss und Zugang zu knappen Landressourcen<br />

sprach man den Banyarwanda als »Ausländern« das Recht auf<br />

Wahlbeteiligung oder Landbesitz ab. Als schließlich 1996 die Rebellenbewegung<br />

um Laurent-Désiré Kabila mit Unterstützung<br />

der neuen Tutsi-Machthaber in Ruanda zum Sturm auf Kinshasa<br />

ansetzte, erfasste eine Tutsi-feindliche Stimmung das Land. Füh-<br />

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