Demokratische Republik Kongo - MGFA
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Kinshasa: Porträt einer Stadt<br />
Kinshasa ist ein Moloch. Mit bis zu acht Millionen Einwohnern<br />
ist die Hauptstadt der <strong>Demokratische</strong>n <strong>Republik</strong> <strong>Kongo</strong><br />
die dri�größte Stadt Afrikas, hinter Lagos (Nigeria) und Kairo<br />
(Ägypten), und von allen afrikanischen Megastädten die Ärmste.<br />
Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in absoluter Armut, mit weniger<br />
als einem US-Dollar Einkommen pro Tag. Sie schätzt sich<br />
glücklich, wenn es eine tägliche Mahlzeit gibt. Bezahlte Arbeit ist<br />
selten. Das Überleben in einer sich über 30 Kilometer erstreckenden<br />
Megalopole ohne funktionierende Verkehrsinfrastruktur ist<br />
aufreibend. Und doch ist Kinshasa eine Stadt voller Vitalität und<br />
Lebenskunst, mit wachem Bürgerstolz und einem weltoffenen<br />
Selbstverständnis.<br />
Kinshasa liegt an der Peripherie des kongolesischen Staatsgebiets,<br />
aber an einem strategisch zentralen Punkt des Landes:<br />
dort, wo das riesige <strong>Kongo</strong>becken endet und die Verkehrswege<br />
an den Atlantik beginnen, der den Weg zur Welt öffnet. Der<br />
<strong>Kongo</strong> staut sich nach mehreren tausend Kilometern durch den<br />
Kontinent in einem bis zu 15 Kilometer breiten See. Dessen Abflüsse<br />
sind von Felsen und Gebirgen blockiert; durch eine Reihe<br />
von Schluchten und Schnellen bahnt sich dann der Fluss als relativ<br />
schmaler Strom seinen Weg zum Meer. Schi�ar ist er ab dieser<br />
Stelle nicht mehr. Der Verkehr läu� sta�dessen über Straßen<br />
und Eisenbahntrassen. In umgekehrter Richtung kommen hier<br />
Waren vom Atlantik auf den Fluss, um von dort aus nach wochenlangen<br />
Reisen im ganzen Land verteilt zu werden. Kinshasa<br />
ist ein Umschlagplatz mit zwei Gesichtern: Tor zur Welt und Tor<br />
zum inneren <strong>Kongo</strong>.<br />
Der Ursprung der Stadt liegt in der kolonialen Eroberung.<br />
Im Dezember 1881 kau�e Henry Morton Stanley dem Häuptling<br />
Ngaliema einen Hügel oberhalb des Dorfes Kintambo ab, der<br />
einen guten Blick über Fluss und See bot. Er errichtete den Kern<br />
dessen, was später das belgische Leopoldville werden sollte. Die<br />
koloniale Hauptstadt Belgisch-<strong>Kongo</strong>s erstreckte sich von Kintambo<br />
nach Osten bis zum Fischerdorf Kinshasa entlang einer<br />
sumpfigen und feuchten Ebene. Dort entstand eine für Weiße<br />
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