Demokratische Republik Kongo - MGFA
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II. Strukturen und Lebenswelten<br />
bei Männern die 30- bis 35-Jährigen sind. Obwohl AIDS-Tests für<br />
Rekruten heute auch in Afrika vielerorts zum Standard gehören,<br />
kommt diese Neuerung für das aktuelle Führungs- und Spezialistenpersonal<br />
zu spät.<br />
Angesichts der unruhigen politischen Verhältnisse in vielen<br />
afrikanischen Staaten geht von Truppenteilen, die außer Kontrolle<br />
geraten, ebenso eine Gefahr aus, wie von einem Machtvakuum,<br />
das aufgrund einer Schwächung des Militärs entstehen<br />
könnte. Einige Studien spekulieren, dass gewaltbereite Gruppen<br />
diese Verhältnisse ausnutzen könnten. Neben Soldaten sind zudem<br />
auch Polizisten massiv betroffen. In Kenia ist die Seuche<br />
für 75 Prozent der Todesfälle unter Polizisten verantwortlich. Befürchtungen,<br />
dass AIDS die innere Sicherheit afrikanischer Staaten<br />
untergraben könnte, sind durchaus gerechtfertigt.<br />
Die Seuche belastet auch internationale Peacekeeping-Einsätze.<br />
UN-Truppen werden maßgeblich für die Ausbreitung<br />
von AIDS in Liberia und Sierra Leone verantwortlich gemacht.<br />
Studien belegen, dass Blauhelme in Afrika AIDS in ihren Einsatzgebieten<br />
verbreiten und die Krankheit in ihre Heimatländer<br />
einschleppen, wenn sie aus Ländern mit hohen Infektionsraten<br />
zurückkehren. Diese Erkenntnisse senken die Bereitscha� von<br />
Staaten, Peacekeeping-Truppen zu entsenden bzw. auf ihrem<br />
Territorium zu dulden. Strategien, die darauf abzielen, afrikanische<br />
Soldaten vermehrt zur Friedenserhaltung auf dem eigenen<br />
Kontinent einzusetzen, werden dadurch in Frage gestellt. Auch<br />
die Streitkrä�e der beiden afrikanischen Großmächte, Nigeria<br />
und Südafrika, haben mit hohen Infektionsraten zu kämpfen.<br />
Dies kann die regionale Stabilität in Sub-Sahara Afrika ebenso<br />
gefährden wie zukün�ige Peacekeeping-Operationen, die unter<br />
afrikanischem Kommando und mit mehrheitlich afrikanischer<br />
Beteiligung durchgeführt werden sollen.<br />
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AIDS und Staatsversagen<br />
Neben Kriegen ist Staatsversagen, das in extremen Fällen bis<br />
zum völligen Zerfall staatlicher Strukturen führt, eines der größten<br />
politischen Probleme südlich der Sahara. Auch hier geht<br />
man mi�lerweile nicht mehr von einem automatischen Zusam-